Information und Aktion zu einem Umweltübel
Marburg 27.4.2011 (yb) Der Ortenberg bekommt eine Menge davon ab, in Cappel gibt es auch mehr als genug davon. Im Afföller dröhnt es, im Bahnhofsquartier nicht weniger. Marburg ist eine laute Stadt, verkehrsbedingt. Nicht alleine, jedoch vor allem vom Straßenverkehr und vom Schienenverkehr werden große Bereiche der Stadt Marburg von Lärm belastigt, von Krach belastet, mit Geräuschen befrachtet und von Überlautstärken behelligt. Wer wollte und könnte dies bestreiten – ein völlig gehörloses Wesen vielleicht. Ein kardinaler Unterschied zwischen unseren Augen und Ohren ist, dass wir wohl wegesehen können, auch die Augen schließen. Weghören geht jedoch nicht.
27. April ist International Noise Awareness Day
Vor diesem Hintergrund will das Marburger. einige Beiträge anbieten und damit Anstösse geben, zuallererst Informationen. Denn Lärm stört, nervt und kann krank machen. So lohnt es unbedingt selbst dazu etwas zu unternehmen. Sei es Lärmreduzierung, wo eigener Einfluss darauf besteht, sei es Lärmschutz oder sei es Unterstützung für solche, die etwas gegen Lärm unternehmen. Die gibt es nämlich.
Zum Beispiel das Umweltbundesamt. Von dort wird informiert. Wussten Sie schon, dass…
- Lärmschwerhörigkeit seit langem an der Spitze der Berufskrankheiten steht
- ein erhöhtes Risiko für Gehörschäden ab einer Dauerschallbelastung von 85 dB(A) besteht
- das Risiko für Hörschäden sowohl vom Schallpegel als auch von der Einwirkungsdauer abhängt
- freiwillige Initiativen darauf abzielen, die Schallpegel in Diskotheken und bei Konzerten auf Werte unter 100 dB(A) zu begrenzen
- an Straßen mit einem Mittelungspegel während des Tages von über 65 dB(A) das Herzinfarktrisiko der Anwohnerinnen und Anwohner nachweisbar höher ist als in einer ruhigen Straße
- nächtlicher Fluglärm dazu führt, dass Betroffene häufiger den Arzt aufsuchen und die Ärzte diesen mehr Medikamente verschreiben?
Verkehrslärm aktiv bekämpfen
Auch der Verkehrsclub Deutschland informiert zum Problem mit dem Lärm: 55 Prozent der Bevölkerung fühlen sich durch Straßenlärm belästigt, 29 Prozent durch Fluglärm. Fast ein Viertel leidet unter Schienenlärm. Lärm führt zu Gesundheitsproblemen, hat aber auch soziale Auswirkungen. Er trennt die Menschen. Ob die nachbarschaftliche Kaffeerunde auf der Terrasse ausfällt, seit sie durch zunehmenden Flugverkehr unbenutzbar ist, oder meterhohe Lärmschutzwände beiderseits der Schiene oder Schnellstraße die Anwohner mehr scheiden als schützen.
Da der Lärmpegel den Mietpreis entscheidend beeinflusst, ist es zudem eine Frage des Geldes, wie laut oder wie ruhig man wohnt. Finanziell Bessergestellte können in ruhigere Wohngebiete ausweichen. Zurück bleiben oft jene, die auf günstigen Wohnraum angewiesen sind, auch wenn dieser an einer Hauptausfallstraße oder in einer Einflugschneise liegt.
Michael Ziesak, VCD-Bundesvorsitzender sagt dazu: „Anstatt Menschen durch passive Lärmschutzmaßnahmen abzuschotten, muss Verkehrslärm aktiv bekämpft werden. Dazu zählen neben Verkehrsvermeidung und -beruhigung – etwa durch Tempo 30 oder Shared Space – auch technische Ansätze wie lärmarme Reifen, Motoren, Turbinen und Bremsen. Sie müssen durch entsprechende politische Vorgaben oder Förderung zum Standard werden.“ (Mehr Informationen: www.vcd.org)
Gesundheitliche Folgen des Lärm für Menschen
Für die Bevölkerung in Deutschland ist Lärm eine der am stärksten empfundenen Umweltbeeinträchtigungen. Durch Lärm werden viele Menschen gestört und belästigt. Mehr noch Menschen werden krank und müssen sich in ärztliche Behandlung begeben, erleiden dauernde Beeinträchtigungen und Schäden. So werden dem Lärm folgende Folgen und Krankheit eindeutig zugeordnet
- Schwerhörigkeit
- Ohrgeräusche (Tinnitus)
- Nervosität / Stressreaktionen
- Erhöhter Blutdruck
- Herz-Kreislaufkrankheiten
- Schlafstörungen
- Konzentrationsstörungen
- Herabsetzung der Lern- und Leistungsfähigkeit
- Beeinträchtigung bei der Erholung und Entspannung
- Störung der Kommunikation
Umgebungslärmrichtlinie Europäische Union
Auch die GRÜNE LIGA e.V. – Netzwerk Ökologischer Bewegungen informiert über Lärm, etwa über die Umgebungslärmrichtlinie: In den letzten Jahrzehnten hat die Belastung der Bevölkerung durch Lärm erheblich zugenommen. In Deutschland sind nach Berechnungen des Umweltbundesamtes rund 13 Millionen Menschen allein schon durch Straßenverkehr mit Geräuschpegeln belastet, die lärmbedingte Gesundheitsrisiken und zunehmende Schlafstörungen verursachen. Dies hat dazu geführt, dass die Europäischje Union 2002 die Umgebungslärmrichtlinie beschlossen hat. Mit ihrer Hilfe soll es leiser werden, um gesundheitliche Schäden abzuwenden. Dazu werden in verschiedenen Phasen Lärmkarten und Aktionspläne von den Kommunen erstellt. (Grüne Liga im Internet: www.uglr-info.de)
Weitere Beiträge dazu in das Marburger.
—> Studie Weltgesundheitsorganisation über Folgen von Lärm
—> Studie zur Wirkung von Geschwindigkeitsbegrenzungen auf der Stadtautobahn Marburg