Schweizer Kulturgut online verfügbar – Urheberrechte bleiben geschützt
St.Augustin, Marburg 29.4.2011 (pm/red) Wir leben in einem zunehmend digitalen Zeitalter. Das Internet macht Vieles zugänglich, zudem ohne Kosten, lästige Honorarzahlungen und Gedanken an Urheber und deren Rechte. Nur ein Beispiel sind Digitalisierungsprojekte von Büchern, der Urheberrecht erloschen ist, die dann für Nutzer frei zugänglich gemacht werden. Bei der zunehmenden digitalen Erschließung von Werken geistiger Arbeit und darauf beruhenden Eigentums (Copyright) drohen die Rechte und damit die Bezahlung unter die Räder zu kommen. Das kann nicht ohne Folgen sein. Daher sind solche Projekte digitaler Erschließung von Interesse, bei denen Rechtewahrung und deren Administration mit als Ziel und Aufgabenstellung formuliert sind. In der Schweiz will man einen solchen Weg gehen.
Internetplattform MEMOBASE zum interaktiven Informationsportal für audiovisuelle Medien
Fotos, Tondokumente, Filme und Videos erzählen die jüngste Geschichte eines Landes. Gemeinsam mit der Institution Memoriav arbeiten Experten des Fraunhofer-Instituts für Intelligente Analyse- und Informationssysteme IAIS daran, erhaltene audiovisuelle Kulturgüter der Schweiz mit Hilfe neuer Technologien einem breiten Nutzerkreis zugänglich zu machen.
Das audiovisuelle Kulturgut der Schweiz erschließen und bewahren – dies ist die Aufgabe des Vereins »Memoriav«, einem Zusammenschluss von Institutionen, die wesentliche Bestände des audiovisuellen Schweizer Kulturgutes betreuen. In Projekten, die Memoriav mit Bundesgeldern mitfinanziert, werden gefährdete und schlecht zugängliche Bestände von Partnerinstitutionen gesichert und wieder zugänglich gemacht. Für Memoriav entwickelt das Team vom Fraunhofer IAIS in Sankt Augustin das Informationsportal MEMOBASE+, über das die große Menge an wertvollen Fotos, Tondokumenten, Filmen und Videos verfügbar gemacht werden soll. Die Nutzer von MEMOBASE+ kommen überwiegend aus den Bereichen Forschung und Lehre, Bildung und Erziehung, Medien sowie aus den Partnerinstitutionen von Memoriav.
„Über die bestehende ‚MEMOBASE’ konnten Nutzer bislang audiovisuelle Kulturgüter im Internet suchen und erhielten eine detaillierte Beschreibung der Inhalte“, erklärt Dr. Jobst Löffler, Projektleiter am Fraunhofer IAIS. „Der direkte Zugriff auf die Inhalte blieb den Nutzern aus technischen und rechtlichen Gründen jedoch meist verwehrt.“ Neue Web-Technologien sollen nun helfen, diese Hürde zu überwinden.
Zugang zum Content-Sharing mittels Webbrowser
Ein wichtiger Schwerpunkt des Projekts ist die Planung einer leistungsstarken Streaming-Infrastruktur für audiovisuelle Medien. Diese wird es den Nutzern ermöglichen, mit Hilfe eines Web-Browsers direkt auf die über hundert jährige Geschichte audiovisueller Produktion in der Schweiz zugreifen zu können. „Die neue Lösung MEMOBASE+ muss dabei dem Netzwerkgedanken von Memoriav Rechnung tragen und so konzipiert sein, dass kulturbewahrende Einrichtungen verschiedenster Art Inhalte liefern und in die Suchmaschine integrieren können“, sagt Kurt Deggeller, Direktor von Memoriav.
Die bisher verwendete MEMOBASE wird technisch auf den neuesten Stand gebracht. So soll das neue Informationsportal MEMOBASE+ neben einer verbesserten, mehrsprachigen und intuitiven Suche auch innovative Dienstleistungen, wie virtuelle Seminarräume oder Möglichkeiten zum Content-Sharing, anbieten. „Die Rechte an geschützten Inhalten, die unter anderem vom Schweizer Radio und Fernsehen SRG SSR beigesteuert werden, bleiben dabei weiterhin gewahrt“, betont Löffler. Mit dem Ziel, Kulturgut auch Europaweit zu vernetzen, wird MEMOBASE+ die Anbindung an andere Schweizer und Europäische Informationsportale wie zum Beispiel Swissbib oder Europeana ermöglichen.
Im Jahr 2010 hat das Team des Fraunhofer IAIS bereits die Machbarkeit von MEMOBASE+ eingehend untersucht. Derzeit legen die Forscher das konzeptionelle Fundament für das neue Informationsportal mit stark erweitertem Kundennutzen. Im Laufe des Jahres 2011 soll MEMOBASE+ realisiert und seinen Nutzern zugänglich gemacht werden.