Main-Weser-Bahn im Takt: Regionalexpressangebot weiter ausbauen
Marburg 15.6.2011 (pm) Erfreut zeigt sich die Fahrplaninitiative Main-Weser-Bahn im Takt über die Empfehlung des Haupt- und Finanzausschusses der Stadt Marburg, 15.000 Euro für die Verlängerung und Beschleunigung der Züge der Hessischen Landesbahn (HLB) bereit zu stellen. Die Initiativensprecher Dr. Franz Grolig und Jürgen Lerch werten dies als Wunsch der Stadt Marburg, den Regionalexpressverkehr auf der Main-Weser-Bahn in der Region Marburg nachhaltig zu verbessern. Außer Marburg sind nun die Städte Kirchhain, Stadtallendorf, Biedenkopf und der Landkreis gefordert, gemeinsam weitere 23.000 Euro aufzubringen, um das Regionalexpressangebot für den Landkreis Marburg-Biedenkopf zu verbessern.
Es geht um die Fahrpläne für nächstes Jahr
Die Zeit drängt, denn der Fahrplan des Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV) für das nächste Jahr soll bis Ende Juni stehen. Marburg ist heute die größte Stadt in Hessen, die nur im Zweistundentakt mit schnellen Regionalexpresszügen bedient wird. Noch weiter verschlechtert hat sich der Fahrplan nach der Verschiebung der Intercityline Hamburg – Karlsruhe um eine halbe Stunde zum Fahrplanwechsel 2009/2010. Selbst wer den zusätzlichen Intercityzuschlag löst, muss mit einem 30/90-Minuten-Wackeltakt bei den schnellen Zügen vorlieb nehmen.Die Fahrplaninitiative Main-Weser-Bahn im Takt hatte deshalb vorgeschlagen, die heute in Marburg endenden Züge der Hessischen Landesbahn zu beschleunigen.
Würden die Halte zwischen Gießen und Marburg entfallen, könnte ein fast durchgehender Regionalexpress-Stundentakt zwischen Marburg und Frankfurt gefahren werden, und dies erstmals ohne IC-Zuschlag. Weiterhin wäre eine Weiterführung bis Kirchhain und Stadtallendorf möglich; heute stehen die Züge eine Stunde nutzlos in Marburg, bis sie wieder nach Frankfurt zurück fahren.Bei einem Treffen der Fahrplaninitiative mit dem ersten Kreisbeigeordneten Dr. Carsten McGovern Anfang Mai bemängelte dieser den Wegfall der Halte zwischen Gießen und Marburg, würde das neue Fahrplankonzept kommen.
Nach Ansicht der Fahrplaninitiative sind die Unterwegsstationen zwischen Marburg und Gießen aber auch nach einem Wegfall der Halte der HLB-Züge weiterhin gut angebunden. Neben den stündlich haltenden Mittelhessenexpress-Zügen verkehren einige Regionalbahnen sowie in der Hauptverkehrszeit Verstärkerzüge von und nach Frankfurt.Dr. McGovern gab aber zu erkennen, dass er Züge dann zwischen Gießen und Marburg beschleunigen würde, wenn sie über Marburg hinaus nach Kirchhain und Stadtallendorf durchgebunden würden. Der regionale Nahverkehrsverband Marburg-Biedenkopf (RNV), dessen Vorstandsvorsitzender Dr. McGovern ist, hat über den RMV ein Angebot eingeholt, was eine Verlängerung der Züge nach Stadtallendorf kosten würde. Laut RMV kostet eine einzelne Zugverlängerung für ein ganzes Jahr (jeweils Hin- und Rückfahrt) 85.000 Euro.
Aufzubringen sind 38.500 Euro – von Landkreis und den Städten
Nach Abzug von Zuschüssen bleiben für die betroffenen Kommunen und den Kreis Kosten von 38.000 Euro, die aufgebracht werden müssten.Mitte Mai konkretisierte die Fahrplaninitiative ihren Vorschlag in einem Schreiben an alle betroffenen Kommunen und an den Regionalen Nahverkehrsverband (RNV). Der HLB-Zug Frankfurt ab 16:22 Uhr, Gießen an 17:02 Uhr könnte bei einer Fahrt ohne Zwischenhalt Marburg bereits um 17:21 Uhr erreichen, Kirchhain um 17:30 Uhr und Stadtallendorf um 17:36 Uhr. Mit einer Fahrzeit von knapp 70 Minuten für die Strecke Frankfurt – Kirchhain (110 km) kann der schnelle HLB-Zug problemlos mit den Fahrzeiten des Individualverkehrs konkurrieren.Auf diese Weise würde in der Hauptverkehrszeit nachmittags bis Stadtallendorf über drei Stunden ein sauberer Stundentakt mit schnellen Zügen entstehen, die nur in Frankfurt, Friedberg, Gießen, Marburg, Kirchhain und Stadtallendorf halten. Zusätzlich würden sich im Knotenbahnhof Marburg die Anschlüsse zur Oberen Lahntalbahn und zu zahlreichen Buslinien verbessern.
Ziel muss laut der Fahrplaninitiative der Stundentakt mit schnellen Regionalexpresszügen auf der Main-Weser-Bahn sein. Dass die vorgeschlagenen Verlängerungen nach Kirchhain und Stadtallendorf nicht allein von den Anliegerkommunen und dem Kreis finanziert werden können, ist Dr. Grolig klar: „Hier ist auch das Land Hessen über die Verkehrsverbünde gefordert, eine ausreichendes und attraktives Zugangebot anzubieten und mitzufinanzieren. Die Main-Weser-Bahn gehört zu den wichtigsten Nord-Süd-Strecken in Deutschland, was sich aber am Zugangebot nicht bemerkbar macht.“ betont Dr. Grolig.
Die Redaktion veröffentlicht nachstehend zusätzlich den Brief der Initiative an die Bürgermeister vom 18. Mai 2011
Brief an die Bürgermeister in der Region
- Herrn Oberbürgermeister Egon Vaupel (Marburg),
- Herrn Bürgermeister Dr. Franz Kahle (Marburg),
- Herrn Bürgermeister Jochen Kirchner (Kirchhain),
- Herrn Bürgermeister Manfred Vollmer (Stadtallendorf)
- Herrn Bürgermeister Joachim Thiemig (Biedenkopf)
- sowie an die den Bürgermeistern zugehörenden Magistrate
- und die Fraktionsvorsitzenden der in der Stadtverordnetenversammlung vertretenen Parteien
- Herrn Dr. Karsten McGovern (Erster Kreisbeigeordneter
- und Vorstandsvorsitzender des Regionalen Nahverkehrsverbandes Marburg-Biedenkopf)
- Herrn Gerhard Born (Stellv. Geschäftsführer des Regionalen Nahverkehrsverbandes Marburg-Biedenkopf)
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, sehr geehrte Herren Bürgermeister,
sehr geehrter Herr Dr. Karsten McGovern, sehr geehrter Herr Born,
sehr geehrte Damen und Herren,
die Initiative Main-Weser-Bahn im Takt hat sich nach der Fahrplanumstellung des Intercity Ende 2009 zum Ziel gesetzt, die dadurch entstandenen Verschlechterungen für viele Fahrgäste zu verbessern. Bei der Analyse der Folge-Fahrpläne ist uns aufgefallen, dass insbesondere Marburg und der Streckenabschnitt Marburg – Neustadt, aber auch die obere Lahntalbahn nach Biedenkopf und Bad Laasphe zu den Verlierern zählen. Auf Grund unserer Analyse haben wir im Frühjahr 2010 eine Reihe von Verbesserungsvorschlägen gemacht, von denen zwei zum Fahrplan-Wechsel 2010/11 vom RMV umgesetzt wurden.
So verkehren seit dem letzten Fahrplanwechsel zwischen Frankfurt und Gießen neue, beschleunigungsstarke Triebwagen der Hessischen Landesbahn (HLB) als schneller Regionalexpress (RE), die dann aber – abweichend von unserem Vorschlag – dann zwischen Gießen und Marburg nur als langsame Regionalbahn (RB) weiter fahren. Während in Gießen und Friedberg die Taktknoten erreicht werden und damit dort gute Verbindungen bestehen, wird in Marburg der Taktknoten und damit der Übergang zu einer ganzen Reihe von Busverbindungen und zur Oberen Lahntalbahn Richtung Biedenkopf um wenige Minuten verpasst.
Die Universitätsstadt Marburg ist die größte hessische Stadt, die nur alle zwei Stunden mit schnellen, zuschlagsfreien Regionalexpresszügen bedient wird. Die nächstkleineren Städte wie Gießen und Fulda können wesentlich bessere und häufigere RE-Verbindungen vorweisen. Aber auch innerhalb des Kreises Marburg-Biedenkopf wird der bevölkerungsschwache Streckenabschnitt Marburg-Gießen deutlich häufiger bedient als die bevölkerungsstarken Städte Kirchhain und Stadtallendorf östlich von Marburg.
Durch die Beschleunigung des HLB-Zuges zwischen Gießen und Marburg kann in Marburg der Stundentakt und gleichzeitig der Anschluss zu einer Reihe von Buslinien in Marburg sowie zur oberen Lahntalbahn hergestellt werden. Da der HLB-Zug in Marburg heute eine Stunde Aufenthalt hat, bevor er wieder zurück nach Frankfurt fährt, kann diese Zeit genutzt werden, um mit diesem Zug die derzeit schlecht versorgten Städte Kirchhain und Stadtallendorf besser anzuschließen.
Pro Fahrt (hin und zurück) kostet diese Verlängerung pro Jahr netto etwa 37500 Euro – ein günstiges Angebot der HLB (die Deutsche Bahn verlangte vor einigen Jahren noch den rund vierfachen Preis!). Dieser Betrag müsste von den Anliegerkommunen entlang des erweiterten Zuglaufs aufgebracht werden. Bei einem Gespräch am 4. Mai 2011 mit Herrn Karsten Mc Govern, Erster Kreisbeigeordneter und Vorstandsvorsitzender des Regionalen Nahverkehrsverbandes Marburg-Biedenkopf, wurde uns signalisiert, dass auch der Kreis bereit wäre, sich mit einem kleinen Betrag an diesen Kosten zu beteiligen. Er erklärte auch, dass im Fall einer Bestellung die Unterwegshalte zwischen Marburg und Gießen entfallen würden, um die Fahrzeit bestmöglich kürzen zu können.
Wir schlagen deshalb vor, dass zum nächsten Fahrplanwechsel ein solcher Zug in der Hauptverkehrszeit am Nachmittag gemeinschaftlich und anteilig von den Städten Kirchhain, Stadtallendorf, Biedenkopf und Marburg sowie dem Kreis Marburg-Biedenkopf bestellt und finanziert wird, so dass die Bürgerinnen und Bürger all dieser Städte von diesem verbesserten Nahverkehrsangebot profitieren können. Es entstünde in der Hauptverkehrzeit nachmittags bis Stadtallendorf und mit Anschluss nach Biedenkopf über 3 Stunden ein sauberer Stundentakt mit schnellen Zügen, die nur in Frankfurt, Friedberg, Gießen, Marburg, Kirchhain und Stadtallendorf halten würden. Von und zur oberen Lahntalbahn könnte innerhalb weniger Minuten in Marburg umgestiegen werden, so dass sich auch hier die Reisezeiten deutlichen verkürzen würden.
Konkret vorschlagen möchten wir den HLB-Zug 24974. Dieser Zug verlässt Frankfurt um 16:22 Uhr und kommt in Gießen um 17:02 Uhr an. Heute hat dieser Zug in Gießen 7 Minuten Aufenthalt und hält dann an allen Stationen bis Marburg, welches um 17:38 Uhr erreicht wird. In Zukunft könnte der Zug bereits um 17:05 Uhr in Gießen abfahren und ohne Zwischenhalt Marburg um 17:21 Uhr erreichen, Kirchhain 17:30 Uhr und Stadtallendorf um 17:36 Uhr. Die Rückfahrt ab Stadtallendorf würde um 18:18 Uhr erfolgen, Kirchhain ab 18:25 Uhr, Marburg ab 18:34 Uhr, Gießen an 18:49 Uhr, Gießen ab 18:54 Uhr, Frankfurt an 19:34 Uhr.
Da der neue Zug zwischen Gießen und Marburg nicht mehr hält, aber um 17 Uhr von Gießen aus Richtung Marburg auch auf den Unterwegsbahnhöfen ein hohes Fahrgastaufkommen besteht, würde es sich empfehlen, in der heutigen Taktlage eine Regionalbahn von Gießen nach Marburg fahren zu lassen. Hier könnte man z.B. überlegen, ob für diese Verbindung der HLB-Zug Gießen ab 11.09 nach Marburg (an 11:36 Uhr) entfallen könnte.
Wir verweisen auf vorangegangene Schreiben in dieser Angelegenheit. Durch die langen Vorlaufzeiten bei der Fahrplan-Erstellung durch den RMV bleibt nur noch die Zeit bis etwa Mitte Juni, um die o.g. Verbesserungen zu erreichen.
Eine detaillierte Analyse des Sachstands mit den daraus abgeleiteten Verbesserungsvorschlägen unserer Initiative finden Sie auf unserer Webseite. Für Rückfragen zum Thema Fahrplan steht Ihnen Herr Jürgen Lerch gerne zur Verfügung (Tel. 0172-6521701 und unsere mail-Adresse).
Mit freundlichem Gruß
im Namen der Fahrplan-Initiative
Jürgen Lerch und Dr. Franz Grolig
Main-Weser-Bahn im Takt
c/o Dr. Franz Grolig Hauptstraße 39, 61200 Wölfersheim