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Forschungsmillionen für Philipps-Universität aus LOEWE-Programm

Marburg 28.6.2011 (pm/red) Wie das Hessische Wissenschaftsministerium (HMWK) am Montag, 27. Juni, bekannt gegeben hat, sind  die Entscheidungen der vierten Staffel der Exzellenzinitiative LOEWE (Landes-Offensive zur Entwicklung Wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz) getroffen worden. Die Philipps-Universität Marburg ist mit ihrem Antrag für den Schwerpunkt Fundierung linguistischer Basiskategorien erfolgreich. Ebenfalls gefördert wird der Schwerpunkt Non-neuronale cholinerge Systeme unter Federführung der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU), an dem die Philipps-Universität beteiligt ist.

„Wir freuen uns, dass die Konzepte unserer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Anerkennung gefunden haben und sind gespannt auf die Ergebnisse, die sie in den kommenden Jahren erzeugen werden“, sagt dazu Prof. Frank Bremmer, Vizepräsident für Forschung, Nachwuchs und Wissenstransfer.

„Das LOEWE-Förderprogramm hat die Forschungspotenziale der Philipps-Universität wesentlich gestärkt. Es unterstützt mit den heutigen Entscheidungen die nachhaltige Aufbauarbeit in Marburg, gerade auch in interdisziplinären Kooperationen in der Philipps-Universität und in Netzwerken mit anderen hessischen Hochschulen und Forschungseinrichtungen“, hebt Präsidentin Prof. Katharina Krause hervor.

Grundfragen linguistischer Beschreibung und Theoriebildung

Der LOEWE-Schwerpunkt Fundierung linguistischer Basiskategorien wird von den Marburger Professoren Jürgen Erich Schmidt vom Forschungszentrum Deutscher Sprachatlas und Richard Wiese vom Institut für Germanistische Sprachwissenschaft geleitet und von 2012 bis 2014 mit rund drei Millionen Euro gefördert. Er zielt auf Grundfragen der linguistischen Beschreibung und Theoriebildung. Kategorien, die in einer zentralen Humanwissenschaft den Status einer Basiskategorie für sich beanspruchen, müssen empirisch fundiert sein. Für die Sprachwissenschaft heißt dies, dass sich direkte Reflexe dieser Kategorien in der Sprachverarbeitung beobachten lassen und dass diese Kategorien im Sprachwandel und in der Sprachvariation einen nachweisbaren Einfluss ausüben müssen.

Karten zum Zusammenfall sprachlicher und geographischer Grenzen sind ein Teil der Arbeit des Forschungszentrums Deutscher Sprachatlas. Die 'Fundierung linguistischer Basiskategorien' ist ein Projekt, das als neuer LOEWE-Schwerpunkt von den Professoren Jürgen Erich Schmidt vom Forschungszentrum und Richard Wiese vom Institut für Germanistische Sprachwissenschaft geleitet wird (Kartendarstellung Forschungszentrum Deutscher Sprachatlas).

Gleichzeitig müssen Basiskategorien Teil eines theoretisch fundierten Aussagengebäudes sein. Die empirische Fundierung einer exakten Sprachtheorie wird perspektivisch Anwendungsmöglichkeiten eröffnen. Das gilt sowohl für die technische Verarbeitung gesprochener Sprache in bisher nicht möglicher Qualität als auch für eine Entschlüsselung von Sprachinformation.
Bereits im letzten Jahr waren die Sprachwissenschaften mit einem Antrag für einen Forschungsbau erfolgreich, der von Bund und Ländern auf Empfehlung des Wissenschaftsrats errichtet werden soll.

‚Mechanismen der Aufrechterhaltung der Körperbarriere‘

Im von der JLU koordinierten Schwerpunkt Non-neuronale cholinerge Systeme, an dem nebender Philipps-Universität die Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt beteiligt ist, geht es um Mechanismen der Aufrechterhaltung der Körperbarriere und -integrität, die bisher nur in Teilen verstanden sind. Acetylcholin ist Überträgerstoff im Nervensystem und als Signalmolekül in Bakterien, Einzellern, Pflanzen und vielen Säugerzellen außerhalb des Nervensystems vorhanden, insbesondere an Körperoberflächen und im Abwehrsystem (non-neuronales cholinerges System). Störungen dieses Systems führen zu Erkrankungen.

Ziel des LOEWE-Schwerpunkts ist es, die molekularen und zellulären Komponenten dieses Regulationssystems unter gesunden und krankhaften Bedingungen zu entschlüsseln und daraus therapeutische Nutzungen zu ermöglichen. Die Spanne der relevanten Krankheitsbilder erstreckt sich über mehrere Organsysteme und reicht von der Haut – Neurodermitis, Blasen bildende Erkrankungen – über die Transplantatabstoßung bis zur häufig tödlich endenden Sepsis. Dieser Schwerpunkt wird von 2012 bis 2014 mit rund 3,7 Millionen Euro gefördert.

Das HMWK entschied außerdem, dass die Schwerpunkte Tumor und Entzündung und „Biomedizinische Technik – Bioengineering & Imaging (BioIM)“, die in der ersten LOEWE-Staffel erfolgreich waren, eine Auslauffinanzierung erhalten. Tumor und Entzündung unter der Leitung des Marburger Professors Rolf Müller vom Institut für Molekularbiologie und Tumorforschung erhält bis 2012 rund 1,4 Millionen Euro.

Das Forschungsinteresse gilt in erster Linie chronischen Entzündungsreaktionen während der Tumorentstehung und Progression. Kooperative Netzwerkstrukturen zwischen den Arbeitsgruppen aus den verschiedenen Bereichen konnten in den vergangenen Jahren erfolgreich etabliert werden und stellen die Rahmenbedingungen für eine exzellente Forschung auf einem hoch aktuellen interdisziplinären Arbeitsgebiet dar.

Rund 1,7 Millionen Euro bis 2013 wurden dem von der Technischen Hochschule Mittelhessen koordinierten Schwerpunkt Biomedizinische Technik – Bioengineering & Imaging (BioIM) zugesprochen, an dem die Philipps-Universität beteiligt ist. Schwerpunkte in der Forschung sind die Standardisierung der Herstellung, die Prozesskontrolle, eine Optimierung von Zellkultivierungssystemen sowie die Entwicklung von zulassungsgerechten nano- und mikropartikulären Transportsystemen.

Damit werden in einem strengen Wettbewerb die herausragende Qualität der bisherigen Arbeiten in diesen LOEWE-Schwerpunkten und die Erfolgsaussichten für die laufenden Forschungen gewürdigt. Aus dem Schwerpunkt Tumor und Entzündung ist unter anderem bereits ein erfolgreicher Antrag für ein Forschungsgebäude hervorgegangen, das seit einigen Wochen auf den Lahnbergen errichtet wird.

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