Rauschenberg und Stadtwerke Marburg besiegeln Vereinbarung zur Wegenutzung
Marburg 12.7.2011 (pm) Die Unterzeichnung des Konzessionsvertrags im Rauschenberger Rathaus war im Grunde nur noch Formsache. Die Stadtverordneten beschlossen bereits am 28. Februar die Zusammenarbeit mit dem Marburger Stromversorger. Die Gründe für das Parlament waren vielfältig.
Dass es die richtige Entscheidung war, sah Bürgermeister Manfred Barth zum jetzigen Zeitpunkt schon bestätigt. Ein energiepolitisches Umdenken habe in Rauschenberg bereits vor Fukushima stattgefunden, sagte der Verwaltungschef. Mit den Stadtwerken habe man auf einen Partner gesetzt, mit dem die Energiewende am besten zu realisieren sei, war sich Barth sicher. Zur Wahl stand außerdem der bisherige Konzessionsinhaber, die E.ON Mitte AG. Rainer Kühne, Geschäftsführer der Stadtwerke erklärte, dass sein „nachhaltig“ aufgestelltes Unternehmen im Vergleich zu den Energieriesen ganz andere Ziele verfolge. Als wichtiges Kriterium nannte er etwa die Schaffung und Bereitstellung von Arbeitsplätzen in der Region.
Kühne verdeutlichte auch, dass sich die Stromversorger in den kommenden Jahren veränderten Aufgaben stellen müssten. Die Förderung von Eigenerzeugungsanlagen sah er als eine der wichtigsten Herausforderungen. Immer mehr kleine, lokale Stromerzeuger erwartet das Unternehmen. Das heißt, dass Photovoltaikanlagen, Windkrafträder, Kraftwärmeanlage und ähnliches in das Netz eingebunden werden müssen. Dafür sieht man sich in Marburg gut aufgestellt. „Technisch müssen zukünftig unsere Anlagen den Strom nicht nur verteilen, sondern auch aufnehmen können“, erklärte Kühne.
Er war sich sicher, dass sein Unternehmen die richtige Antwort geben kann auf das bundespolitisch erklärte Ziel, den Atomausstieg bis zum Jahr 2022 zu meistern. Besonders die kleinen, lokalen Projekte seien darauf eine effiziente Antwort, unterstrich Kühne. Das war auch für den Bürgermeister und die Stadtverordneten ein ganz wichtiges Kriterium bei ihrer Entscheidung für den neuen Partner. „In der Bürgerschaft gibt es viele Ideen und Anregungen zur eigenen Energieproduktion“ und ständig kämen neue hinzu, sagte Barth. Der Windpark Rauschenberg, die Biogasanlage Fiddemühle und das Nahwärmenetz Josbach seien da nur der Anfang, so der Verwaltungschef. Eigens eingerichtete Energiebeiräte werden zukünftig in den Kommunen helfen dafür wirtschaftliche Konzepte zu entwickeln.
Mitsprache ist elementares Gut
„Wir sind ein Partner auf Augenhöhe“, warf Kühne als weiteres Plus für die 4.650 Einwohner von Rauschenberg in die Waagschale. Ebenso wie sieben andere Kommunen des Landkreises ist die Stadt Rauschenberg der Energie Marburg Biedenkopf GmbH beigetreten. Innerhalb dieser Tochtergesellschaft der Stadtwerke werden die Entscheidungen über das Stromnetz zukünftig gemeinschaftlich getroffen. Ein wichtiger Punkt für die Kommunen ist dabei die Option selber Netzanteile erwerben zu können. Dies kann nach dem Kauf des Netzes von der E.ON Mitte durch die Stadtwerke entschieden werden. „Mit diesem Konzept setzen wir uns ganz deutlich von ausschließlich gewinnorientierten Großkonzernen ab“, betonte Wolfgang Buder. Er führt gemeinsam mit Kühne die Geschäfte der Tochtergesellschaft.
Stadtwerke sorgen für schnelles Internet
Überdies bietet die frisch besiegelte Zusammenarbeit für beide Seiten weiterer Vorzüge. Beispielsweise wurde vereinbart, dass das Breitbandinternet schnell und effizient ausgebaut werde. „Neben einem guten Straßenanschluss ist heute ein guter Datenanschluss Hauptkriterium für Wettbewerbsfähigkeit“, betonte Kühne. Obwohl der Vertrag erst am 1.Januar 2012 in Kraft tritt, verlegen die Stadtwerke bereits jetzt im Zuge von Tiefbaumaßnahmen Leerrohre für Glasfaser in fünf Straßen der Stadt Rauschenberg.