Regionaluntersuchung belegt mehr sozialversicherungspflichtig beschäftigte Frauen als Männer
Marburg 17.7.2011 (pm/red) Eine Langzeitstudie zum hiesigen Arbeitsmarkt führt zu strukturellen und neuen Erkenntnissen. Rund 45 Prozent aller Minijobber sind Frauen. Es gibt eine starke Zunahme von beschäftigten Frauen im Bereich Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten und elektronisch/optischen Geräten. Die schulische Qualifikation von Mädchen ist im Durchschnitt besser als die der Jungen. Wie sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt in den letzten zehn Jahren verändert hat, wird in einer Veröffentlichung der Beauftragten für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt der Agentur für Arbeit Marburg, Gerlinde Breitenstein, beleuchtet.
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte
Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten hat im direkten Vergleich der Jahre 2000 und 2010 zugenommen. Der Anstieg der Beschäftigtenzahl fällt bei den Frauen wesentlich höher aus als bei den Männern. 2010 waren 38.139 Frauen (3.616 mehr als im Jahr 2000) und 37.448 Männer (467 mehr als im Jahr 2000) sozialversicherungspflichtig beschäftigt.
Die Zunahme der Beschäftigung zeigt sich auch in einer deutlichen Steigerung der Teilzeitbeschäftigung. Dies betrifft laut Gerlinde Breitenstein Frauen wesentlich stärker als Männer. Nach wie vor ist die Beschäftigung in Teilzeit eine Frauendomäne, die Beschäftigtenzahl liegt bei 16.970. Insgesamt 44,5 Prozent der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Frauen arbeiten in Teilzeit, der Anteil der Männer liegt bei 9,9 Prozent (6,4 Prozent waren es im Jahr 2000).
Im Bezirk der Agentur für Arbeit Marburg waren am 30. Juni 2010 insgesamt 75 587 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Dazu hält Breitenstein fest: Den größten Zuwachs verzeichnet der Bereich Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Geräten. Hier waren 2010 drei Mal so viele Frauen und mehr als doppelt so viele Männer beschäftigt wie vor Jahren. Der größte prozentuale Rückgang lag im Bereich Forschung und Entwicklung.
Die Arbeitslosigkeit lag 2010 im Bezirk im Jahresdurchschnitt bei 5,9 Prozent (Männer 5,8 Prozent, Frauen 6 Prozent). Der Durchschnitt in Hessen lag 2010 bei 6,4 Prozent.
Geringfügig Beschäftigte
Von allen geringfügig beschäftigten Personen sind rund 45 Prozent Frauen, die ausschließlich einen Mini-Job haben. Der Anteil der Männer liegt vergleichsweise bei 20,7 Prozent. Breitenstein betont, dass der Anstieg der geringfügig Beschäftigten bei den Männern we-
sentlich höher ausfalle als bei den Frauen. Bei den Männern waren im Jahr 2010 7,6 Prozent mehr im Mini Job als im Jahr zuvor, bei den Frauen lag der Anstieg bei 2,6 Prozent.
Schulische Qualifikation und tradierte Berufsvorstellungen
Die schulische Qualifikation von Mädchen ist im Durchschnitt besser als bei den Jungen. Der Anteil junger Frauen mit mittlerem und höherem Schulabschluss ist höher als bei jungen Männern. „Auffällig ist, dass bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz die Mädchen nur ein geringes Spektrum an Berufen nutzen. Rund 60 Prozent der Mädchen (und rund 40 Prozent der Jungen) konzentrieren sich in ihrer Berufswahl auf die Top 10 der Wunschberufe.
Auf der Wunschliste der Mädchen im Arbeitsagenturbezirk Marburg stehen Büro-, Verkaufs – und Gesundheitsberufe an oberster Stelle.
Die Jungen haben nach wie vor den Kaufmann im Einzelhandel und Kraftfahrzeugmechatroniker an eins und zwei ihrer Top-10.
Wegen des demographisch bedingten sich abzeichnenden starken Rückgangs an Schulabgängern sei es wichtig, junge Menschen gut zu beraten und ihnen die Vielfalt an Ausbildungsberufen zu verdeutlichen, um Zukunftsperspektiven aufzuzeigen, lautet damit eine Schlussfolgerung aus der Studie.
Fachkräftebedarf und Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Abschließend erläutert Gerlinde Breitenstein, dass sich Unternehmen in ganz Deutschland auf die Fahne geschrieben haben, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern, um der Fachkräfteverknappung und der Ungleichbehandlung von Männern und Frauen entgegenzuwirken. Im Bezirk der Agentur für Arbeit Marburg finde dies immer mehr Zuspruch. Betriebe würden erkennen, dass es durch familienfreundliche Angebote gelinge, zum einen Frauen aus der „stillen Reserve“ für den Arbeitsmarkt zu aktivieren und zum anderen den Standort für Beschäftigte und Beschäftigungssuchende attraktiver zu machen.
Die Broschüre Frauen und Männer am Arbeits-und Ausbildungsmarkt findet sich im Internet.