Kein Wochenrückblick, und dabei weniger nach Marburg
Marburg 26.7.2011 (yb) Die zurückliegende Woche förderte schon in Marburg einiges zu Tage. Da gab es die öffentliche Verhandlung am Landgericht zum Veruntreuungsgeschehen in der Stadtverwaltung. Dann kam die Nachricht von Scheitern des gewollten und sehr teuren Partikeltherapie-Zentrums auf den Lahnbergen. Beides alleine würde reichen und brachte Marburg in die überregionalen Nachrichten – und inzwischen den Aktienkurs von Siemens unter Druck, berichtete ein Informant von seinen Recherchen im Internet.
Zugleich förderte die Nachrichtenlage weltweit Beunruhigendes zu Tage. Das Medien-Imperium des Australiers Murdoch kam ins Wackeln, nachdem klandestine und illegale Machenschaften von dessen Leuten, die schon zur Einstellung der auflagenstärksten Zeitung in England geführt hatten, das politische System im Mutterland der Demokratie erschütter(te)n.
Das Italien Berlusconis, bekanntlich ein beinahe ebensolcher Medientycoon wie Murdoch, geriet, wie die Gestalt des Silvio B. selbst, schnell wieder aus den Schlagzeilen, nachdem im Zuge der Eurokrise Spekulantenkräfte bereits auf die drittgrösste Volkswirtschaft in Euroland zielten. Dann kam der Gipfel, am Donnerstag, nachdem nächstens zuvor Frankreich und Deutschland gewissermassen als Zentralmächte von Euroland (ökonomisch) sich einig geworden waren.
So konnte die Bundeskanzlerin, sichtlich entspannt am Freitag, zum Wochenende sich entspannt zeigen – schließlich ist die parlamentarische Sommerpause nicht nur ausgerufen.
Wer soll da noch mitkommen? Welche gedruckte oder gesendete Mediennachricht ist wichtiger? Die Wirtschaftspresse hilft weiter, ist jedenfalls unverzichtbar, und die von England gewissermaßen importierte Financial Times Deutschland (FTD) leistet einen Beitrag. Doch wer soll, kann das alles lesen und überblicken, wenn auch in Marburg und anderswo am Kiosk oder am Bildschirm immer noch Presse- und Medienvielfalt existieren?
Es geht um Überblick, es geht um übermächtige Oligopol-Medienstrukturen, die längst ganze Staaten ins Wanken bringen können.
Zur letzten Woche gehörten auch dramatische und bisher ungelöste Probleme zum Ausgleich des US-Staatshaushaltes. Mit anderen Worten die USA stehen am Rand der Pleite, was eintreten darf. Auf der anderen Seite ist China. Dort leben nicht nur sehr viele Menschen, dort ist auch eine ungeheure Menge an Geld, nein Kapital oder vielleicht besser Devisen angehäuft. Was vielen Ländern Europas und den USA fehlt, haben die Chinesen scheinbar im Überfluss. Verkehrte Welt, oder besser verkehrte Verhältnisse – eine ver-rückte Welt.
Mit einem Aspekt dabei beschäftigt sich der Gastbeitrag von Ulrike Eifler. Er wendet den Blick nach innen, zum China von heute. Die Autorin ist Gewerkschafterin, so verwundert es nicht, dass Arbeiter und Arbeiterkämpfe um Lohn im Fokus stehen. Dazu die Frage nach Gewerkschaften in China. Gewerkschaften gehören dazu, sind eine Säule im gesellschaftlichen Leben oder besser in der Organisation von Wirtschaftsleben. Jedenfalls bei uns in Good Old Europe – in Frankreich und Deutschland zum Beispiel, auch in Marburg, wo es regelmässig gewerkschaftliche Bildungsveranstaltungen gibt.
Leider ist die Welt dann am Wochenende alles andere als zur Ruhe gekommen.