Schaufenster in die Landesgeschichte – Zum hessenArchäologie-Tag 2011 in Weimar-Roth
Wiesbaden, Weimar-Roth, Marburg (17.9.2011 (pm/red) „Die hessenArchäologie hat sich zu einer Qualitätsmarke entwickelt. Regionen, Kreise und Kommunen und mit ihnen eine Vielzahl ehrenamtlich engagierter Bürgerinnen und Bürger widmen sich inzwischen der ,Marke’ Archäologie bei der Ausrichtung ihrer kulturellen und touristischen Arbeit: Längst sind damit Gesichtspunkte der Struktur- und Wirtschaftspolitik verbunden, so dass die Landesarchäologie zu einem gewichtigen Faktor des gesellschaftlichen Lebens geworden ist.“ Das hat der Staatssekretär im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, Ingmar Jung, bei der Eröffnung des hessenArchäologie-Tags 2011 in Weimar-Roth hervorgehoben.
Seit fast 20 Jahren finden im Vorfeld des Kiesabbaues im Lahntal zwischen Niederweimar und Argenstein Grabungen der Landesarchäologie statt. Dabei wurden bisher umfangreiche Spuren menschlicher Besiedlung vom Mesolithikum über die Römische Kaiserzeit bis zum Hochmittelalter – also über einem Zeitraum von rund 9000 Jahren – entdeckt. Die außerordentliche Bedeutung für den hessischen Raum und die hervorragende archäologische Überlieferung der Baustrukturen gaben den Anstoß, die nachgewiesenen Siedlungsspuren im Rahmen eines musealen Parks Zeiteninsel – Archäologisches Freilichtmuseum Marburger Land in Originalgröße wieder erstehen zu lassen. Das Gelände dafür ist bereits modelliert.
Zeiteninsel als neues archäologisches Fenster
„Mit der ,Zeiteninsel’ öffnet sich ein weiteres archäologisches Schaufenster. Damit wird ein neuartiges Bildungs- und Freizeitangebot von überregionaler Bedeutung in der Region etabliert“, sagte Jung. In dem Freilichtmuseum würden neue Arbeitsplätze entstehen, und die Tourismusangebote vor den Toren Marburgs würden um eine verkehrstechnisch optimal angebundene Attraktion bereichert. Dass das auch in der Region so wahrgenommen werde, zeigten die Initiative des Fördervereins, der zur Unterstützung des Freilichtmuseums gegründet wurde, und alle, die dieses Vorhaben mittragen: das Amt für Straßen- und Verkehrswesen Marburg, der Landkreis Marburg-Biedenkopf, die Stadt Marburg und nicht zuletzt die Gemeinde Weimar selbst.
Archäologie ist nach den Worten des Staatssekretärs kein Selbstzweck, sondern ein wichtiger und notwendiger Bestandteil der Gesellschaft. Sie könne im Rahmen der Landes- und der Regionalgeschichte, Epochen und Bereiche erhellen, aus denen keine oder nur unzureichende schriftliche Quellen zur Verfügung stünden: „Historische Stätten sind Orte der Bewahrung, Kommunikation und nicht zuletzt der Identifikation mit einer Region und deren Geschichte“, sagte Jung.
Der Landesarchäologe Prof. Egon Schallmayer präsentierte mit dem Band hessenARCHÄOLGIE 2010 die mittlerweile zehnte Ausgabe der Jahrbuch-Reihe. 76 Autorinnen und Autoren berichten darin in 58 Beiträgen über Aktivitäten der hessischen Landesarchäologie, von kommunalen Denkmalpflegebehörden, Museen, Universitäten, Grabungsfirmen und ehrenamtlichen Mitarbeitern zur Rettung, Erforschung und öffentlichen Vermittlung von archäologischen und paläontologischen Denkmälern in Hessen.
Die Palette der Themen reicht von einer frühbandkeramische Pioniersiedlung im Amöneburger Becken und Bestattungsplätzen der Urnenfelderzeit im Niddertal und im Schwalm-Eder-Gebiet über spektakuläre Funde der Römerzeit in Frankfurt und Südhessen bis hin zur Schlossgrabung in Gießen.
hessenARCHÄOLOGIE 2010. Jahrbuch für Archäologie und Paläontologie in Hessen.
Herausgegeben von der Archäologischen und Paläontologischen Denkmalpflege des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen. Stuttgart, Verlag Konrad Theiss, 2011. 218 Seiten, 272 Abbildungen.