Gewerkschaftsjugend sieht regionale Arbeitgeber 2011 in Verantwortung für zu wenige Ausbildungsplätze
Marburg 26.9.2011 (pm/red) Mit einer außergewöhnlichen Aktion hatte die Gewerkschaftsjugend am 23. September auf die Ausbildungssituation in der Region aufmerksam gemacht. Unter dem Ortseingangsschild an der Gisselberger Straße hatten junge Gewerkschafter ein eigenes Ortsschild angebracht. „606 fehlende Ausbildungsplätze“ fand sich darauf zu lesen.
DGB-Jugendbildungsreferentin Ulrike Eifler erklärt zu dem Hintergrund: „Wenn man einen oberflächlichen Blick auf die aktuelle Ausbildungsstatistik der Agentur für Arbeit wirft, bekommt man schnell den Eindruck, es ist alles in Butter“. So sei in der Tat die Zahl der Bewerber gesunken und die Zahl der Ausbildungsplätze gestiegen. Am Ende seien von den 2.134 Bewerbern immerhin 1.177 versorgt worden. „Doch die Statistik verschleiert die reale Situation. Bei einem genauen Blick darauf fällt nämlich auf, dass die regionalen Arbeitgeber nur 1.528 Ausbildungsstellen angeboten haben. Von vornherein war also klar, dass 606 Bewerber leer ausgehen werden“, ergänzt Eifler.
Der Jugendsekretär der IG Metall Mittelhessen, Tobias Götz, sieht darin ein Problem. „Weniger als die Hälfte der Bewerber, nämlich nur 1.092 junge Menschen, hat tatsächlich einen Ausbildungsplatz bekommen. Alle anderen mussten sich wegen des Ausbildungsmangels nach Alternativen umsehen“. Das seien Schule, Praktika oder Fördermaßnahmen gewesen. „Diese Übergangsmaßnahmen dienen jedoch nur der Bereinigung der Agenturstatistik. Die Jugendlichen werden in Warteschleifen geparkt. Ihre Chancen auf einen Ausbildungsplatz erhöhen sich dadurch oftmals nicht“, so Götz.
In den Augen von Götz und Eifler sind die Zeiten vorbei, in denen Jugendliche mit 16 von der Schule abgegangen sind und problemlos einen angesehenen Ausbildungsberuf erlernen konnten. Eifler: „Wir haben gegenwärtig 772 arbeitslose junge Menschen unter 25 Jahren in der Region. Sie haben entweder keinen Ausbildungsplatz bekommen oder sind nach ihrer Ausbildung nicht übernommen worden“. Für junge Menschen würde schon der Berufseinstieg zu einer prekären und unsicheren Situation. Diese Entwicklung liege auch in der Verantwortung der heimischen Betriebe, sind sich Eifler und Götz einig. Eine Lösung könne nur ein auswahlfähiges Angebot an Ausbildungsplätzen sein. „Dazu müssten die Arbeitgeber aber mehr ausbilden und anschließend übernehmen“, ergänzt DGB-Organisationssekretär Ulf Immelt.