‚Burgwald-Schnitzel‘ heizen Klassenräume: Stadtwerke Marburg nahm Holzhackschnitzel-Anlage in Betrieb
Marburg 27.9.2011 (pm) Im Gebäudekomplex der Marburger Adolf-Reichwein-Schule soll der Wärmebedarf in Zukunft zu etwa zwei Dritteln über Holzhackschnitzel gedeckt werden. Mit diesem klimaneutralen Heizen spart die Schule der Umwelt im Jahr rund 200 Tonnen Kohlendioxidemissionen.
Wie kann Energieversorgung in der Zukunft ist Frage und Projektbestandteil gleichermaßen. „Hackschnitzelanlagen sind beispielsweise eine Antwort auf diese Frage“, sagte Bürgermeister Franz Kahle. „Holz ist ein nachwachsender Rohstoff mit einer hohen Ausbeutungsmöglichkeit.“ Ebenso untermauere die regionale Beschaffbarkeit der Burgwald Hackschnitzel das zukunftsweisende Gesamtenergiekonzept der Universitätsstadt, so der Bürgermeister.
Mit der Inbetriebnahme ist die Adolf Reichwein Schule die dritte Schule in der Stadt Marburg, die mit einer Hackschnitzelanlage die Klassenräume heizt. Bereits 2006 nahmen die Stadtwerke eine Gemeinschaftsanlage der Kaufmännischen Schulen und des Gymnasiums Philippinum, in der Leopold-Lukas–Straße in Betrieb. Dass diese „preisgünstige und umweltfreundliche“ Wärmegewinnung nun einen weiteren Standort fand, freut Kerstin Weinbach. „Wir verzichten gerne auf das Öl der Scheichs und setzen lieber auf eigene Ressourcen, was überdies noch Arbeitsplätze schafft“, so die Stadträtin.
„Holzhackschnitzelanlagen sind ein Baustein des klimaneutralen Portfolios der Stadtwerke Marburg“ sagte Rainer Kühne, Geschäftsführer der Stadtwerke Marburg“. An der Adolf-Reichwein-Schule investierte das städtische Unternehmen 300 000 Euro. Zukünftig sollen mit den Hackschnitzeln aus der Region mehr als 60 Prozent des Wärmebedarfs erzeugt werden. Ergänzt wird das neue System durch die bereits bestehende Erdgasfeuerung. Diese betreiben die Stadtwerke Marburg GmbH seit Ende der 90iger Jahre. Seinerzeit ersetzte diese die historische Heizöl Kesselanlage. Der neue Ansatz setzt nun in der Hauptsache auf erneuerbare Energien.
Insgesamt erwartet man eine Minderung der Kohlendioxid-Emission von 200 Tonnen im Jahr. Die jährliche Brennstoffmenge wird auf etwa 1200 bis 1600 Schüttraummeter veranschlagt. Das entspricht rund 320 Tonnen Hackschnitzel. Die damit erzeugte Jahreswärmemenge soll bei 1 Million Kilowattstunden liegen. Vergleichsweise könnten damit 40 Durchschnittshaushalte ihren Heizbedarf decken. Wichtiger Teil der Heizungsanlage sind zwei eingebaute Wasser-Pufferspeicher mit jeweils rund 5000 Litern Nutzinhalt.
Mittels dieser können beispielsweise Heizspitzen ausgeglichen werden. Außerdem ermöglichen sie eine gleichmäßige Kesselfahrweise, da Holzfeuerungsanlagen im Vergleich zur Erdgas- oder Ölfeuerung wesentlich träger funktionieren. Das heißt, das Anheizen und auch das Ausschalten verläuft verzögert, was dann die Pufferwärme ausgleicht. „Holzfeuer brennt nicht von jetzt auf gleich und ausstellen lässt sich dieses auch nicht auf Knopfdruck“, erklärte Kühne.