Nachhilfe für die Umweltministerin im Hinterland – Energieforum der CDU Marburg-Biedenkopf beschreibt Wegmarken
Marburg 30.9.2011 (yb) Mit dem Atrium von Roth Industries in Dauphtetal-Buchenau hatte der Kreisverband der CDU Marburg-Biedenkopf für ein Energieforum am 27. September nicht alleine eine passende Örtlichkeit gewählt. Der geschäftsführende Gesellschafter Manfred Roth zeigte sich zugleich als Referent gut aufgestellt zum Thema „Die Energiewende und der Mittelstand“. Kreisvorsitzender Frank Gotthardt konnte zahlreiche Parteifreunde als Teilnehmer und Interessierte begrüßen. „Die Entscheidung für den Ausstieg aus der Atomenergie ist getroffen, auf dem Weg zur Versorgung mit Erneuerbaren Energien gibt es unterschiedliche Interessen und Anliegen zu berücksichtigen“ sagte Gotthard und benutzte das Bild vom ‚Magischen Dreieck‘, um bezahlbare Strompreise, zu gewährleistende Versorgungssicherheit und Einsatz geeigneter Techniken zur Energieerzeugung als Aufgabenstellung zu umschreiben.
Danach war es an Landrat Robert Fischbach Geplantes, Geleistetes und Gewolltes für Marburg-Biedenkopf zu entfalten. Der in Koalition mit den GRÜNEN weiter verbundene Landrat ließ es nicht an deutlichen Worten fehlen, benannte 500 Millionen Euro in Marburg-Biedenkopf, die an Ausgaben für Energie aufzubringen sind und in seiner Sichtweise ein großes Potential für eine Wertschöpfung in der Region darstellen.
Zugleich warnte Fischbach vor einer Goldgräberstimmung im Bereich Erneuerbarer Energien, von der gewollte Entwicklungen in der Region gestört, meint von außen dominiert und bestimmt werden können. Zunächst gab der Landrat einen Überblick zu bereits vorhandener Erzeugung im Kreisgebiet. Bioenergiedörfer nach dem Vorbild von Oberrosphe würden sich derzeit deutlicher Zuwächse erfreuen. Eine Bedrohung der Kulturlandschaft durch Monokulturen und Verdrängung der Lebensmittelproduktion seien nicht zu erwarten. Dem Potential bereits installierter und kommender Photovoltaikanlagen seien Grenzen gesetzt, auch wenn wohl ab 2018 Wirtschaftlichkeit, Betrieb ohne Subvention, erreicht werden könne.
Schließlich rückte Fischbach Windkraftanlagen in den Blickwinkel. Diese seien unverzichtbar und wichtig auf dem längeren Weg, der bis 2040 in eine Eigenversorgung einmünden solle.
„Die Bürgerinnen und Bürger müssen wir dabei mitnehmen, denn die Energieanlagen werden näher an uns ran rücken“ sagte er. Als eine wichtige Voraussetzung sieht Fischbach eine Änderung der Hessischen Gemeideordnung, um Kommunen es in Zukunft zu ermöglichen sich wirtschaftlich zu betätigen.
Herausforderung an den Mittelstand
Als Unternehmer und Vertreter eines gewachsenen Familienbetriebes mit über 1.000 Beschäftigten skizzierte Manfred Roth zunächst makroökomische Rahmendaten, um die derzeit gegebene hohen Abhängigkeiten von fossilen Brennstoffen anschaulich zu machen. Eine weitgehende oder vollständige Lösung von fossilen Energieträgern bis 2050 stellt nach seinen Worten hohe Anforderungen.
Darin sieht Roth viele Chancen und Herausforderungen für die mittelständische Wirtschaft in Deutschland. Dies bildet sich längst in internationaler Ausrichtung, Unternehmensstruktur mit ‚Industrial Solutions‘ und ‚Building Solutions‘ (Lösungen für Wohnhäuser) ab und findet im Produktportfolio bei ‚Roth Ökoenergietechnik‘ konkreten Ausdruck. Den bevorstehenden Bau eines energieautarken Logistikzentrums mit 5.000 Quadratmetern Grundfläche und dem Energieverbrauch von etwa 25 Einfamilienhäusern stellte der Gastgeber schließlich als konkrete Maßnahme vor und konnte damit Anschauung geben für die Hinwendung zu Erneuerbaren Energien.
Wer nun vom Vortrag der verspätet eingetroffenen Hessischen Umweltministerin Lucia Puttrich konkrete Aussagen oder gar Richtungweisendes aus der Sicht der Landesregierung erwartet hatte, wurde von deren Vortrag zu vorgerückter Stunde enttäuscht. Hatten sich die Ausführungen des Landrates durch konkrete Aussagen und ein Bekenntnis für die Region ausgezeichnet und war es dem Unternehmer anschaulich gelungen zu zeigen, wie sein Unternehmen Produkte entwickelt und zum Mitspieler in einem prosperierenden Markt wird, patzte im Unterschied dazu die Staatsministerin eigentlich auf ganzer Breite und Länge. Nur mit Mühe konnte es einem aufmerksamen Zuhörer gelingen die vier Themenfelder vom ‚Energiegipfel Land Hessen‘ überhaupt nach zu vollziehen. Nun ja, man berät noch und präsentiert werden soll dies im November, nach den Worten Puttrichs. Dazu kam etwas von einem Biomassezentrum in Bad Hersfeld, wechselte über Offshore-Windenergieparks zu Onshore-Windparks, die eigentlich billiger produzieren können. Auch der Hinweis, dass die derzeitigen Stromverteilungsnetze veraltet sind und die überkommenen Strukturen der Stromerzeugung abbilden, hatte keinen rechten Neuigkeitswert.
So endete das Energieforum der CDU nach kurzer Diskussion in Gesprächen am Buffet. Man merkte mancher Ausführung an dem Abend die erst vor kurzen begonnene Hinwendung der CDU zu den Themenfeldern der Erneuerbaren Energieversorgung an. Zugleich haben Marburg-Biedenkopf und das Hinterland nicht wenig zu bieten. An diesem Abend besonders für die Hessische Umweltministerin.