Fotoausstellung in Universitätsbibliothek ‚Die halbe Uni den Frauen‘
Marburg 4.10.2011 (pm/red) Im Foyer der Universitätsbibliothek wird bis Mitte Januar eine dokumentarische Fotoausstellung gezeigt. „Mit dieser Ausstellung wollen wir daran erinnern, dass nicht nur der Beginn des Frauenstudiums 1908 hart erkämpft worden ist, sondern auch, dass die Umsetzung des Gleichberechtigungsparagraphen des Grundgesetzes großer Anstrengung bedurfte und an den Hochschulen erst wirklich seit den 80er Jahren erfolgte“, sagte die Frauenbeauftragte der Philipps-Universität, Silke Lorch-Göllner, bei der Eröffnung der Ausstellung ‚Die halbe Uni den Frauen‘ in der vergangenen Woche.
Bis zum 15. Januar 2012 werden im Foyer der Universitätsbibliothek zahlreiche Fotografien präsentiert, die an die Ausstellung ‚100 Jahre Frauenstudium‘ aus dem Jahr 2008 anknüpfen. Damals wurden überwiegend Fotos der ersten Studentinnen, Doktorandinnen und Professorinnen gezeigt und mit der heutigen Zeit in Verbindung gebracht. Ziel der aktuellen Ausstellung ist es, eine Lücke zu schließen und die Situation der Frauen an der Philipps-Universität in den 1950er bis 1980er Jahren zu beleuchten. „Wir haben Fotos zusammen gestellt, die nicht nur Frauen an der Philipps-Universität in den vier Dekaden zeigen, sondern auch einen Einblick geben in das universitäre Umfeld und in die Machtstrukturen der Philipps-Universität“, erklärte Lorch-Göllner.
So können Besucher beispielsweise die Entwicklung der Studentenzeitschrift ‚Marburger Blätter‘ nachvollziehen – „gegen Ende der 50er Jahre sprach in den ‚Marburger Blättern’ ein Student die Vorbehalte seiner männlichen Kollegen gegen studierende Frauen offen und deutlich aus“, erzählte Vizepräsident Prof. Joachim Schachtner bei der Ausstellungseröffnung. Die Reaktion von Luise Berthold, ab 1923 erste und für 22 Jahre einzige Professorin der Marburger Universität, ist in der Ausstellung ebenso zu sehen wie Fotos aus der ‚alma mater philippina‘, der ehemaligen Zeitschrift des Marburger Universitätsbundes. Dazu kommen Fotos und anderes Material, das von Privatpersonen zur Verfügung gestellt wurde.
‚Den Frauen die halbe Uni!‘ als Titel wählte die Kommission für Frauenförderung im Jahre 1987 für eine Podiumsdiskussion mit Prof. Ayla Neusel (Vizepräsidentin der Gesamthochschule Kassel), Dr. Karin Fischer-Bluhm (Frauenbeauftragte der Universität Hamburg) und Dr. Bärbel Schön (Frauenbeauftragte der Gesamthochschule Essen).
Die Kommission wollte gemeinsam mit den ‚Unihexen‘ im damaligen autonomen Frauen- und Lesben-Referat des Allgemeinen Studierendenausschusses „endlich eine reale Verbesserung für die Frauen erreichen, denn von selbst – so unsere langjährige Erfahrung – passiert nichts“. Sie kämpften für die Einrichtung einer Gleichstellungsstelle, die Einstellung einer Frauenbeauftragten und die Etablierung von Frauenförderplänen. Zu dieser Zeit wurden Frauen in der Wissenschaft noch immer wenig gefördert und ihre Leistungen und Erfolge wurden kaum anerkannt. Vizepräsident Schachtner sieht es als Erfolg der frauenpolitischen Gruppierungen an, „dass heute im wissenschaftlichen Mittelbau in vielen Fachbereichen die Geschlechterparität erreicht ist und dass die heutige Professorenschaft aus fast einem Viertel Frauen besteht“. Damit bleibt es ein weiter zu gehender Weg und Prozess für Frauen, die „halbe Uni“ zu erobern.