Mars Attacks am 27. Dezember in der Cavete
Marburg 20.12.2011 (pm) „Space is the place“ – schon Herman Sonny Blount aka Sun Ra wusste von „out there“ kommt die Musik, die unsere Synapsen hienieden wahrhaft zum Feuern bringt – und unseren Hintern in Bewegung. Mars Attacks hat das schon immer verstanden – und in der Cavete schon mehrfach unter Beweis gestellt. Der Preis dafür, Cutting-Edge-Music zu machen und sich einen feuchten Kehricht darum zu kehren, ob das ganze auch radio- oder gar fernsehtauglich ist, ist allerdings hoch. Und so kommt es, dass das Erscheinen des zweiten Albums der Formation ‚Live bei China‘ tatsächlich ungefähr so lange gedauert hat wie die Reise eines Raumschiffes zum bzw. vom roten Planeten.
Was sich beim Hören des niegelnagelneuen Silberlings allerdings aufdrängt, ist der Gedanke, dass die deutsche Plattenindustrie sich wirklich in der Hand von Aliens befinden muss. Es gibt nämlich wahrlich keinen Grund einen solchen Tonträger nicht zu veröffentlichen: Getragen von einer sagenhaft beweglichen Rhythmusgruppe, die ihren immer noch Maßstäbe setzenden New Yorker Kollegen in nichts nachsteht, ziehen Grau und Konsorten alle Register im Feld des Modern Contemporary Jazz.
Von 60s-gesättigten Titeln wie Sven Graus Heavy Hitter ‚Wer mag schon Rosinen im Pudding‘ (Musik für eine Class-A Verfolgungsjagd im Stile von French Connection) bis hin zum ‚Falschen Tango‘ wird hier mit unerhörter Souveränität und atemberaubender Spielfreude jeder Stein umgedreht und das Gefundene stil- und geschmackssicher in berauschende Musik verwandelt. Kompositionen wie Christian Schillers ‚Nano Hund‘ bestehen im Blindfold-Test ohne weiteres den Vergleich mit den Großen der Zunft wie Kurt Rosenwinkles ‚Deep Song‘ oder Jason Rigbys ‚Translucent Space‘ – sind also nichts weniger als schlicht umwerfend; die Arrangements für das teils um so renommierte Bläser wie Matthias Schubert (ts), Frederick Köster (tp) und Tobias Wember (tb) erweiterte Quintett sind erstklassig.
Mit ‚Live bei China‘ ist – man kann es nicht anders sagen – Mars Attacks mit Sven Grau – saxophone, Christian Schiller – guitar
Gerrit Rössler – piano & rhodes, Jens Doerr – bass, Daniel Schild – drums, ein großer Wurf gelungen. Ein fünf Sterne Album einer Band, von der man hofft, dass ihr drittes Werk doch möglichst bald erscheinen möge. – Vorerst mag es aber genügen, die Kernformation live – und auf Grund der Auslandsverpflichtungen von Gerrit Rössler sogar exklusiv für diesen Winter – in der Cavete zu hören.
Mars Attacks am 27. Dezember, 21:00 Uhr, in der Cavete Steinweg 12. Eintritt: € 10,00