BUND betont Bedeutung der Windkraft für die Energiewende – Stellungnahme zum Standort Hilsberg
Marburg 16.2.2012 (pm/red) Die gewollte Energiewende geht um und gewinnt vor Ort an Bedeutung in der öffentlichen Diskussion. Der BUND Kreisverband Marburg-Biedenkopf hat sich im Rahmen einer Mitgliederversammlung mit dem Thema Windkraft zur aktuellen Diskussion von Windenergieanlagen im Bereich Bad Endbach/Holzhausen/Hilsberg auseinander gesetzt. Dabei wurde ein Offener Brief verabschiedet, der sich an Beteiligte und Interessierte in Politik und Verwaltung wendet. das Marburger. veröffentlicht den Offenen Brief:
Klimawandel durch wachsende CO2-Emissionen, Ausbeutung endlicher Ressourcen, Unfallgefahren von Kernkraftwerken, offene atomare Entsorgung und militärische Konflikte um Ressourcen sind mahnende Schlagworte zum Status der globalen Energieversorgung. Eine radikale Energiewende ist daher unerlässlich. Sie muss insbesondere durch lokales Handeln auf Ebene von Kreisen und Kommunen voran gebracht werden; hier findet die Umsetzung in reale Praxis statt. Daher ist das Ziel des Landkreises Marburg-Biedenkopf bis 2040 seinen Energiebedarf im Strom- und Wärmebereich aus der Region zu decken wichtig und richtig.
Dabei wird die Windenergienutzung einen ganz entscheidenden Beitrag zu leisten haben. Diese Aussage gilt für ganz Hessen. Im Abschlussbericht des Hessischen Energiegipfels vom November 2011 wird als Ergebnis zahlreicher Sitzungen und in großer Einmütigkeit festgestellt, dass Windenergienutzung einen großen Anteil zukünftiger Energiegewinnung zu tragen habe und empfohlen, dass etwa 2% der Landesfläche als Vorranggebiete regionalplanerisch festgestellt werden sollen. Eine entscheidende Rolle wird Waldgebieten zugewiesen.
Ferner wird empfohlen, Kommunen in die Ausweisung von Vorrang- und Ausschlussgebieten einzubinden sowie an Pachteinnahmen zu beteiligen. Zur Steigerung der gesellschaftlichen Akzeptanz soll die finanzielle Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern unterstützt werden. Der BUND begrüßt diese Empfehlungen des Hessischen Energiegipfels, insbesondere die Erhöhung der Vorranggebietsfläche von dem bisher geplanten Flächenanteil in Mittelhessen von 0,5% auf ca. 2%. Mit dieser Erhöhung ist zwar zwangsläufig auch eine Steigerung des Konfliktpotenzials verknüpft.
Andererseits hat Strom aus Windenergie die geringsten Erzeugungskosten, die kürzeste energetische Amortisationszeit, einen sehr geringen Flächenverbrauch und dient der regionalen Wertschöpfung. Ein späterer Rückbau von Anlagen – aus welchen Gründen auch immer – wäre problemlos möglich.
Selbstverständlich sind dabei der Schutz der Menschen und der Natur Bedingung. So folgt im konkreten Fall die Planung des Windparks Hilsberg der Empfehlung des Hessischen Wirtschaftministeriums auf Einhaltung eines Mindestabstands von 1000 m zu Siedlungsflächen.
Lärmgrenzwerte und weitere Kriterien des Immissionsschutzes können und müssen eingehalten werden. Die Flächen liegen zudem außerhalb von Naturschutzgebieten nach deutschem und europäischem Recht. Der BUND geht deshalb davon aus, dass verbleibende Artenschutzprobleme gelöst werden können. Selbstredend bedarf dies sorgfältiger Überprüfung und ggf. Auflagen durch die Genehmigungsbehörde.
Gleichwohl unterstützt der BUND die von der BI Holzhausen geforderte Überprüfung einer Planungsoptimierung durch gezielte Verschiebung von Einzelstandorten im Windpark, falls sich dadurch die Beeinträchtigung des Landschaftsbilds und die Eingriffswirkungen in das Waldbiotop reduzieren lassen. Insbesondere sollten alte Laubholzbestände von einer Inanspruchnahme ausgenommen bleiben. Hier kann die Mediation durch Friedrich Bohl eine große Hilfe sein.
Dr. Wiltraud Ackermann (1. Vorsitzende des BUND Kreisverband Marburg-Biedenkopf)