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Wachsender Widerstand gegen Rhön-Klinikum – Offener Brief von Medizin-Fachbereichen Gießen und Marburg

Marburg 22.3.2012 (pm/red) An Wolfgang Pföhler, den Vorstandsvorsitzenden der Rhön-Klinikum Aktiengesellschaft und Aufsichtsratsvorsitzenden der UKGM ist ein gemeinsamer Offener Brief gerichtet. Darin artikulieren die Fachbereichsbeiräte der Medizin-Fakultäten in Gießen und Marburg deutlich ihre Befürchtungen über  „die anscheinend problematische finanzielle Situation des UKGM“, wie zu lesen ist. Diese gelte es zu beraten. Zum gefährdeten „Fortbestand des öffentlich-rechtlichen und privaten Kooperationsmodells in Mittelhessen“ für Wissenschaft und Krankenversorgung werden Forderungen und Fragen artikuliert, bis dahin dass „außerordentliches finanzielles Engagement des Konzerns“ eingefordert wird. Damit erhält die Diskussion über Stellenabbau an den Unikliniken weitere Brisanz. Die Rhön-Klinikum AG kommt zunehmend unter Druck. das Marburger. veröffentlicht nachstehend den Offenen Brief, der zugleich zu einer gemeinsamen Sitzung mit sieben konkreten Forderungen einlädt:

Offener Brief der Fachbereiche Gießen und Marburg
Sehr geehrter Herr Pföhler,
die Fachbereichsräte der Medizin der Universitäten Gießen und Marburg haben in einer gemeinsamen Sondersitzung am 20.März 2012 die besorgniserregende finanzielle Situation der Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH (UKGM) ausführlich beraten.
Die bisher ergangenen Stellungnahmen beider Universitätsleitungen mit ihren Fachbereichen, die Stellungnahmen der Senate beider Universitäten und die Stellungnahme des Landes sind Ihnen bekannt.
Beide Fachbereichsräte teilen die große Sorge, dass die anscheinend problematische finanzielle Situation des UKGM den Fortbestand des öffentlich-rechtlichen und privaten Kooperationsmodells in Mittelhessen und damit die Wissenschaft und die sie unterstützende Krankenversorgung gefährdet.
Beide Fachbereiche sind für eine exzellente Ausbildung von 4.500 Studierenden verantwortlich. 1.500 Wissenschaftler und Ärzte leisten neben ihren Aufgaben in der Krankenversorgung am UKGM hervorragende Forschung (Einwerbung von LOEWE-Zentren und –Schwerpunkten, des Exzellenzclusters ECCPS, von Sonderforschungsbereichen der DFG sowie der Deutschen Zentren für Lungen- und Infektionsforschung).

Die Fachbereichsräte stellen fest:
Die derzeitige Entwicklung ist das Ergebnis der von der Rhön AG nicht genutzten Chance, bestehende Probleme frühzeitig und transparent mit den Universitäten und den Fachbereichen zu beraten und nach gemeinsamen Lösungen zu suchen.
Wir laden Sie daher zu einer gemeinsamen Sitzung der Fachbereichsräte Medizin an einem noch abzustimmenden Termin in Marburg ein, in der insbesondere folgende Punkte diskutiert werden sollen:

1. Nehmen Sie Stellung zu der dringend notwendigen Planung und Abstimmung der wissenschaftlichen Struktur- und Entwicklungskonzepte der Fachbereiche und des Krankenversorgungs- und Finanzierungskonzeptes des UKGM.
2. Sorgen Sie mit dafür, dass die gesetzlichen und vertraglichen Grundlagen der Kooperation tatsächlich gelebt werden. Beteiligen Sie sich an der Weiterentwicklung des Kooperationsvertrages, um die wechselseitigen Rechte und Pflichten noch klarer und verbindlicher zu regeln.
3. Akzeptieren Sie, dass das UKGM Forschung und Lehre zu unterstützen hat, und dass strukturelle und die Wissenschaft, Forschung und Lehre berührende Maßnahmen des UKGM nicht im Alleingang, sondern nur mit Zustimmung der Fachbereiche und Universitäten erfolgen dürfen.
4. Legen Sie uns mit größtmöglicher Transparenz die finanzielle Situation des UKGM dar. Welche Lösungsmöglichkeiten – außer Personalabbau – zur Bewältigung der (insbesondere aus Investitionen folgenden) Kostenbelastung des UKGM sieht die Konzernmutter Rhön?
5. Stehen Sie weiterhin zu Ihrer Äußerung aus dem Jahre 2005: „Wir werden Gießen und Marburg zum Flaggschiff unseres Konzerns machen“? Realisieren Sie, dass die dem UKGM als Flaggschiff zukommende besondere Kompetenz und Exzellenz auch besonderes außerordentliches finanzielles Engagement des Konzerns voraussetzt. Korrigieren Sie Ihre Gewinnerwartung!
6. Personalabbau bedarf der Zustimmung der Fachbereiche! Machen Sie verlässlich deutlich, dass die Rhön AG auf diese und ähnliche Maßnahmen im Alleingang verzichtet. Andernfalls riskieren Sie bewusst, dass es bereits imkommenden Sommersemester zu schwerwiegenden Behinderungen der Lehre kommen wird.
7. Entscheiden und handeln Sie zügig. Eine länger andauernde Hängepartie schadet allen.

Für die Fachbereichsräte
Prof. Dr. T. Chakraborty, Dekan des Fachbereichs Medizin der Justus-Liebig-Universität Gießen
Prof. Dr. M. Rothmund Dekan des Fachbereichs Medizin der Philipps-Universität Marburg

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