Bringt ein Verkauf von Rhön Klinikum an Fresenius Chance für das UKGM?
Marburg 26.4.2012 (mm/pm/red) Nach Meldungen mehreren Medien beabsichtigt der Fresenius-Konzern mit Sitz in Bad Homburg seinen Konkurrenten Rhön-Klinikum AG zu übernehmen. Dazu wurde von Fresenius ein Übernahmeangebot für Rhön-Aktien vorgelegt in Höhe von 22,50 Euro, damit 50 Prozent über Tageskurs. Wie gemeldet wird, sollen die 53 Kliniken von Rhön mit Helios, einer Tochter von Fresenius, zusammengeführt werden. Mit der Transkation einverstanden sei Eugen Münch, Gründer von Rhön und Eigner von 12,45 Prozent der Aktien. Zustande kommen wird der Kauf nur, wenn 90 Prozent und eine Aktie zur Übernahme gelangen. Mit dem Kauf würde der größte private Klinikbetreiber in Deutschland entstehen, Jahresumsatz rund 6 Milliarden Euro. Die Übernahmepläne der Transaktion sehen im zweiten Jahr bereits Gewinnerwartungen.
Eine prompte Stellungnahme zum möglichen Verkauf der Rhön Klinikum kam von der Marburger Uni-Präsidentin Krause und Medizin-Dekan Rothmund: „Wir hoffen, dass das Land diese einmalige Chance nutzt und prüft, das Universitätsklinikum Gießen und Marburg wieder in die öffentliche Hand zu überführen“ laut deren Reaktion mit klarer Vergegenwärtigung der Verantwortung des Landes.
Weiterhin schätzen Krause und Rothmund ein: „Der Übergang an einen neuen privaten Träger wird bei den Beschäftigten des Klinikums und der Bevölkerung in Marburg schwerlich Akzeptanz finden. Wir sind fest davon überzeugt, dass eine Rückkehr des Universitätsklinikums zum Land neue Energien in der Region und bei den Beschäftigten mobilisieren wird. Nur so kann das gemeinsame mittelhessische Universitätsklinikum zu einem Erfolg für Hessen in Wissenschaft und Krankenversorgung werden.“
Damit liegen in Marburg und Gießen viele Fragen auf dem Tisch. Die Übernahmepläne und vorhandene Verkaufsbereitschaft bei Rhön mischen vieles auf. Kann das UKGM eigentlich einfach so (mit)verkauft werden? Lassen das die Verträge vom damaligen Verkauf an Rhön zu? Was wird mit uneingelösten Verpflichtungen von Rhön, wie der Partikeltherapie? Ja wie soll und kann es überhaupt weitergehen mit den mittelhessischen Unikliniken? Ein noch mal größerer Konzern mit Profitvorgaben macht die grundsätzlichen Probleme und den Widerstreit weder ungeschehen noch besser regelbar. Wiesbaden, also das Land Hessen, Marburg und Gießen, zuerst die Kliniken und Universitäten, haben ein neues und wohl wachsendes Problem. Neue Eigner werden den Verwertungsdruck nicht runter fahren. Wenn es Chance und Zeitpunkt für das UKGM gibt, dann jetzt. Dazu werden sich viele erst noch zusammenfinden müssen um jetzt gemeinsam Druck zu machen – für gute Patientenversorgung, ordentliche Arbeitsbedingungen der Beschäftigten, leistungsfähige Forschung und Lehre, also wieder ein Uniklinikum in Mittelhessen mit Rang, gutem Ruf und Rückhalt und eigener Perspektive. Eine positive Zukunft des UKGM nunmehr als Appendix eines Milliardendeals überfordert die Phantasie, hoffentlich auch die der Börse.