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‚Die Rechnung bitte‘ vereint Gastronomie-, Familien und Stadtgeschichte

Marburg 8.5.2012 (yb) Eine kleine Caféhausgeschichte über das Café Spangenberg – nicht im nordhessischen Spangenberg, wo es ein so benamtes Café noch gibt – sondern in der Marburger Bahnhofstraße hat der Nachkomme Dieter Spangenberg in Buchform zusammengestellt und verlegt. Herausgekommen ist eine vielseitige illustrierte Dokumentation, in der Arbeits- und Lebensraum von fünf Generationen Familie Spangenberg in der Nordstadt für Gäste von 1872 bis 1989 gewirkt haben. Sie vereint damit Familien- und Erwerbsgeschichte mit Gastronomie- und Stadtgeschichte und eröffnet viele Blicke zurück in ein vergangenes Marburg, als das Klinikviertel um die Ecke dem Café Spangenberg mit vielen Merkmalen eines kleinen Kaffeehauses Kundschaft, Zulauf und wirtschaftliche Existenz eröffnete. Der nicht ferne Bahnhof war ein weiterer Standortfaktor des gastorientierten Betriebes, in dem neben Medizinern etwa auch der Theologe Prof. Rudolf Bultmann verkehrte. Bis in den Roman ‚Die Quints‘ von Christine Brückner hat es das Café geschafft, in dem für Gäste neben Bäckerei- und Konditorenerzeugnissen eigens Zigarren samt Zigarrenabschneider vorgehalten wurden.

Der Verfasser hat eine Vielzahl Fotografien, Inserate und schriftliche Zeugnisse, wie Briefe und Postkarten von Gästen, versammelt, um seine ‚Kleine Geschichte zur Marburger Kaffeehauskultur‘ anschaulich werden zu lassen und zu verewigen. Dabei spiegelt sich in der Chronik neben Familiärem zugleich allgemeine Geschichte, indem etwa das Gebäude im 2. Weltkrieg bei einem Bombenangriff zerstört wurde. In Gestalt einer Ansichtskarte wird anschaulich, dass die Familie im Bereich des Schlossparkes, nahe zum heutigen Herder-Institut für einige Jahre ein Schlosscafé mit imponierend großer Freiterasse mit 350 Sitzplätzen betrieben hat.

Außenterasse des von der Familie Spangenberg Ende der 20er Jahre betriebenen Schlosscafé.

Geradezu selbstverständlich gehörten auch kulturelle Veranstaltungen mit Lesungen, Kunstaustellungen oder Jazz- und Gitarrenkonzerten zu den Angeboten, wie sich auch in Zeitungsberichten dokumentiert findet. So eröffnet die Lektüre in Wort und Bild viele kleine Einblicke in die Marburger Stadtgeschichte. 1989 war Schluß, als die Kliniken auf die Lahnberge verlegt wurden. In dem von der Familie verkauften Haus findet sich heute ein Geschäft für Herrenoberbekleidung.

‚Die Rechnung bitte!  Damals im Café Spangenberg‘ erscheint in einer Zeit, in der die Marburger Nordstadt neue Impulse und Zuwendung erfährt. Der Blick zurück ist kurzweilig und aufschlußreich, im Buchhandel erhältlich.

Klaus-Dieter Spangenberg: Die Rechnung bitte!  Damals im Café Spangenberg – Kleine Geschichte zur Marburger Kaffehauskultur.
Selbstverlag, 104 Seiten, 14,8 x 20,8 cm, mit zahlreichen Illustrationen, s/w im farbigen Umschlag. ISBN 978-3-00-036840-0, Ladenpreis 14,90 Euro.

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