Ganz ohne Retusche: Leonhardt und Litfaß in Kassel

03.12.2024 (red) Mit der Kabinett-Ausstellung im Restaurant Bleibtreu in der Tischbeinstr. 123 seit dem 15. November dokumentiert Fotografie den Stadtraum von Kassel. 

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Schlüssel zum Marburger Schloss

Zum Panorama und bildhaften Selbstverständnis von Marburg gehört das Landgrafenschloss seit Jahrhunderten. Jetzt wieder freigelegt und für angemeldete Besuchergruppen zugänglich ist der Schlossbrunnen. (Montage Hartwig Bambey)

Marburg 13.5.2012 (yb) Großes Publikumsinteresse hat das 9. Marburger Stadtforum des Oberbürgermeisters gefunden. Manche mussten sich mit Stehplätzen im Saal der Stadtverordneten begnügen. Zur Einführung reportierte Egon Vaupel Touristisches in Gestalt positiver Zahlen mit ansteigendem Trend. Für die Hausherrin Philipps-Universität bekundete Vizepräsident Schachtner das Anliegen die Öffentlichkeit für das kulturelle Erbe zu interessieren, wobei ein denkmalbezogener, also pflegerischer Umgang geboten sei. Damit war ein Spannungsbogen zur touristischen Erschließung und Nutzbarmachung markiert.

Was verbinden Menschen mit dem Marburger Schloss? Von romantischer Stilisierung über historische Wahrnehmungen bis zur 'Location' und 'Destination' für freizeit-touristische Nutzbarmachung reichen vorhandene Vorstellungen. (Bearbeitetes Foto © Hartwig Bambey)

Beim Publikum kamen die Ausführungen von Gerd Wagner, Geschäftsführer der Deutschen Burgenvereinigung, früher tätig im Folk-Club des KFZ, zu einem angemessenen Selbstverständnis gut an. Ein eventorientierter Ausbau etwa führe zum bloßen – und schnell gesichtslosen – Wettbewerb im Kontext einer globlen Unterhaltungsindustrie, gab Wagner zu bedenken.

Eckpunkte von Gerd Wagner für Marburg, die wegen der Denkmaleigenschaft des Schlosses eigentlich selbstverständlich sein sollten.

Als seit langem mit der Liegenschaft Befasster, berichtete Elmar Brohl von der noch in Arbeit befindlichen Fertigstellung eines Rundweges, der im nördlichen Bereich als Zuwegung zur Schlossbrunnen-Kammer bereits genutzt werden kann. In Brohls Wahrnehmung verhindert die Abgeschlossenheit der baulichen Anlage einen Museumsbesuch.

Zahlreiche Besucher verfolgten die Kurzbeiträge der Referenten zum Marburger Schloss mit Interesse.

Christoph Otterbeck  als neuer Direktor des Museums für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität verwies zunächst auf die vorrangige und anlaufende Sanierung des Ernst von Hülsen-Haus als Schwerpunktmaßnahme der Universität. Als erste Sonderausstellung im Schloss – der zukünftig im halbjährigen Turnus weitere folgen sollen – wird zum Jahresende zu einer Grimm-Ausstellung eingeladen. In seinen Ausführungen kam auch der Hinweis auf Grenzen der Nutzung und Belastbarkeit eben wegen des Denkmalcharakters. So kann der Fürstensaal im Jahr für maximal 60 Veranstaltungen genutzt werden. Mehr wäre substanzschädlich. Otterbeck konstatierte Erneuerungsbedarf für die Präsentationen des Museums im Schloss, wofür bescheidene Mittel nur längerfristig eine Neugestaltung möglich machen.

Ansicht 'von hinten' auf das Schloss, die sich als reizvolle Perspektive vom neu angelegten Teilstück des zukünftigen Rundweges nahe zum Hexenturm bietet. (Foto © Hartwig Bambey)

Schloss-Umgebung in einer Luftaufnahme. (->Großdarstellung per Mausklick darauf)

Nach so viel Fokussierung auf die Baulichkeit war es an Wilfried Ferdinand, Fachdienstleiter
Stadtgrün, Umwelt und Natur der Stadt, den Blick im Stadtforum zu weiten. Die Baulichkeiten sind Teil eines größeren Ganzen, das denkmalrechtlich als Gesamtanlage bewertetet und geschützt ist. Zum Schloss gehört der Schlosspark, diesem vorgelagert der Rosengarten, eingebettet die Freilichtbühne und schließlich weitet sich die Schlossumgebung naturräumlich zum Dammelsberg.

 

Das Marburger Schloss oberhalb der Altstadt ist Teil eines kulturell überformten Landschaftsraumes und bezieht seinen Reiz aus der Lage und naturhaft anmutender Umgebung.

Mit Verweis auf die Einbettung und Gesamtanlage waren einer vielseitigen Wahrnehmung Augen und Ohren geöffnet. Ob bedeutendes Flederhausquartier wintertags, neugestaltete Wege und Anlagen im Schlosspark, Sanierung und Gestaltung der Bestigungsanlagen, Neugestaltung des Bückingsgarten,  aber auch vergammelte Sitzbänke der Freilichtbühne – der Schlüssel zur adäquaten Wahrnehmung sind viele.

Nicht nur der Himmel über dem Schloss lässt viel Raum. Für eine angemessene Wahrnehmung des Marburger Wahrzeichens braucht es vieles. Historische Würdigung ist Voraussetzung, begrenzte Möglichkeiten der Universität sind Gegebenheit und vielseitige Zuordnung als öffentliches Besitztum wesentlich jenseits kommerzieller Begehrlichkeiten sollte Ausgang im Denken sein. (Foto © Hartwig Bambey)

Zu den Einbringungen von Referenten brachte das Publikum viele Gedanken und Anregungen ein. Als Begriffe wurden „außerschulischer Lernort“ (bezogen auf die Gesamtanlage) und „Historikum“ verwendet. Marburgs Tourismusmanager Klaus Hövel plädierte für „wahrhaften Tourismus“ anstelle von „Klamauk“. Damit hat das Stadtforum manches bestätigt, anderes vergegenwärtigt und Vielfalt in historisch-kultureller Widmung eingefordert. Dass Gebäude und Gelände sich längst intensiver Inanspruchnahme und Nutzungen erfreuen und hohe Eignung, ja Auslegung und Ausstattung längst vorweisen können, braucht niemanden davon abzuhalten, weitere Pläne und Perspektiven zu entwicklen.

Probleme und Problemzonen von Marburg freilich liegen woanders. Das ist von dort oben dem Blick auf die Stadt unten ohne weiteres ersichtlich, bleibt als Verkehrsrauschen dem Ohr nicht verborgen. Dem Blick auf die Lahnberge gegenüber bleibt das Uniklinikum hinter Bäumen zwar verborgen, doch dort liegen dato allemal die dicken Brocken, wobei die Universität als Besitzerin nicht einmal die Finanzmittel zur (vollständigen) Umsetzung der Campusplanungen zugestanden bekommt.

Noch eine Ansicht des Schlosses, das in Marburg – welches sonst. So wie es viele Anschauungen und Meinungen dazu gibt, finden sich viele verschiedene Perspektiven und Anblicke. Wer mehr Orientierung sucht, dem sei ein Gang dorthin empfohlen. Zu Fuß, logo. Bänke zum Ruhen und Orte zum Verweilen zwischendurch finden sich allenthalben, sogar stille und lauschige Winkel.

 

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