Stummer Fahrgastbeirat Marburg Stadt und Landkreis – Eine Betrachtung
von Hartwig Bambey
Marburg 5.6.2012 – Bereits am 2. Mai 2012 haben sich die 22 Mitglieder des neuen Fahrgastbeirates getroffen und neu konstituiert. Die Amtszeit des vorherigen Fahrgastbeirates war nach fünf Jahren abgelaufen. Die beiden bisherigen Sprecher des Fahrgastbeirates, Michael Herbst für die Universitätsstadt Marburg und Michael Marinc für den Landkreis Marburg-Biedenkopf, wurden in ihren Ämtern bestätigt.
So lauten die ersten drei Sätze einer gemeinsamen Pressmitteilung von Stadt Marburg und Landkreis Marburg-Biedenkopf. Dann folgen Dankesworte des Marburger Oberbürgermeisters, schließlich wird aus dem Rathaus Marburg berichtet, wo der Erste Kreisbeigeordnete Karsten McGovern und Oberbürgermeister Egon Vaupel mit zwei Vertretern des Fahrgastbeirates zusammen kamen. Dank für „bisher sehr erfolgreiche und konstruktive Zusammenarbeit“. So geht es weiter und weiter im Text. Dann wieder ein Zitat, diesmal vom ersten Kreisbeigeordneten.
Von „zentrales Bindeglied“ ist die Rede. Es gäbe insgesamt 22 Mitglieder. Gegründet wurde 2007. Zweimal im Jahr werde getagt. Der Fahrgastbeirast beschäftige sich „mit allen Themen rund um den ÖPNV, zum Beispiel mit Linienführung, Barrierefreiheit, Fahrplänen, Fahrgastinformation, Beschwerden, Kundenservice und Haltestellen.“ Auch dass in der Zeit von 2007 bis Anfang 2012 insgesamt 19 Sitzungen stattgefunden hätten, findet sich zu lesen.
Es folgt noch jede Menge weiterer Text, alles aus politisch-administrativer Sicht. Worthülsen mit Politikerzitaten aufgehübscht. PR nennt man so was. Und Entmündigung ist es! Es gibt in dieser Pressemitteilung nicht ein Wort von den beiden Vertretern des Fahrgastbeirats zu lesen. Entweder diese haben nichts mitzuteilen oder sie waren schüchtern verstummt angesichts der lokalpolitischen Prominenz.
Keine Ahnung. Auch keine Ahnung was ein solcher Fahrgastbeirat soll. Der statt selbst(bewusst) in die Öffentlichkeit zu treten sich instrumentalisieren lässt. Anders lässt sich solches Gebahren doch wohl kaum bezeichnen. Warum nur zwei Vertreter vorstellen und nicht alle, muss als erste Frage gestellt werden?
Stadt Marburg und Landkreis sind ziemlich groß und haben einen ziemlich notleidenden Personennahverkehr. Wer diesen nicht kennt, dem sei einmal eine Fahrt von Wehrda nach Cappel ans Herz gelegt, wahlweise auch von Michelbach auf die Lahnberge.
So wäre es angebracht und nicht vermessen alle 22 Mitglieder vorzustellen. Vermutlich wohnen diese in verschiedenen Orten. So würden sie bekannt und Menschen könnten sie ansprechen, sich mit Anliegen an sie wenden.
Ein wirklicher Fahrgastbeirat hätte viel zu tun (so wie die Fahrplanmacher in Marburg damit auf Trab gehalten sind laufende Umplanungen, Mängel und Lückenschließungen zu organisieren). Für ernsthaftes Arbeiten dürfen sich dessen Mitglieder nicht einfach nur benennen lassen und dann ab und an zu einer Sitzung schlurfen. Ob man es klimapolitisch nimmt oder einfach nur leistungsfähiger Bus- und Bahnverkehr Anliegen sind – für Personennahverkehr würde es sich bestimmt lohnen Augen und Ohren zu öffnen. Vor allem selbst das Wort erheben, Mängel, Lücken, Defizite und Wünsche artikulieren. Überlassen sie das Politikern, nutzen diese gerne die Lücke.
Das ist etwas anderes. Interessenvertretung wäre es, worum es gehen sollte, werte Damen und Herren Mitglieder des Fahrgastbeirats. Marburgs Oberbürgermeister hat einen Dienstwagen. Der kann nicht wissen, worum es geht. Daz kann aber die Öffentlichkeit mit Recht von ihnen etwas verlangen. So war der „Pressetermin“ im Rathaus am Donnerstag, 31. März, ein peinlicher Flop. So bitte nicht. Und so bitte nicht weiter.