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Verkauf von Eon-Mitte – Chance zur Regionalisierung der Energieversorung?

"Drei Fahnen Firma E.ON vor Gebäude

Eon Standort in Marburg-Gisselberg mit wehenden Fahnen. Foto Hartwig Bambey

Marburg 5.6.2012 (yb) Die Eon macht Schlagzeilen, jetzt in der Region. Die Energiewende hat dem Konzern zugesetzt. So wurde in 2011 erstmals ein Verlust in Höhe von rund 2,2 Milliarden Euro eingefahren. Wie vor einigen Tagen bekannt wurde, will sich die Eon von drei ihrer sieben regionalen Netzbetreiber trennen. Neben Eon Mitte stehen Eon Thüringer Energie und Eon Westfalen Weser zum Verkauf. Das betrifft 3.700 Mitarbeiter, rund 1.600 davon sind bei der Eon Mitte mit Sitz in Kassel beschäftigt. Etwa 1,5 Millionen Menschen in 200 Kommunen zwischen Einbeck und Hanau werden von Eon Mitte mit Strom versorgt. Der Umsatz in 2010 belief sich 637 Millionen Euro. 73,3 Prozent der Anteile gehören noch zur Eon Energie AG, München. 26,7 Prozent sind im Besitz von zwölf Landkreisen und der Stadt Göttingen. Das Stromnetz ist 44.000 Kilometer lang. Der Landkreis Marburg-Biedenkopf hält zwei Prozent der Anteile.

Soviel zu den Fakten. Das Verkaufsangebot wird besonders von den kommunalen Miteigentümern derzeit diskutiert und geprüft. So gibt es aus den Landkreisen Kassel, Schwalm-Eder und Waldeck-Frankenberg Stimmen, die sich für den Erwerb der Anteile aussprechen. In Marburg könnten sich die Stadtwerke beteiligen. Als größerer kommunaler wird die Thüga als deutschlandweit größtes kommunalen Netzwerks kommunaler Energie- und Wasserdienstleister gehandelt. Das alles sind im Moment freilich Meinungsäußerungen und Spekulationen. Einen Kaufpreis gibt es noch nicht. Dieser könnte noch über dem Jahresumsatz liegen, sich auf die Größenordnung von 1 Milliarde Euro bewegen.

„Wir müssen unsere finanziellen Ressourcen stärker konzentrieren“, sagte der für das deutsche Netzgeschäft zuständige Thomas König für die Eon. Die finanziellen Ressourcen können zum Problem werden, wenn es um eine Kommunalisierung gehen soll. Die Kommunen, ob Städte oder Landkreise, haben diese nicht. Viele, zuletzt hat sich die Stadt Kassel dazu gemeldet, wollen unter den sogenannten Rettungsschirm des Landes Hessen, um damit ihre hohen Schuldenlasten zu verringern und ihre Finanzen in den Griff zu bekommen.

"Blick auf einen Stommast mit Schild Hochspannung"

Zugleich sind nicht wenige Kommunen mit der Energiewende vor Ort beschäftigt. Nicht alleine Bad Endbach will selbst Investor werden für einen kommunalen Windpark. Das kostet ebenfalls viel Geld, Millionenbeträge.

So wird abzuwarten bleiben, welche Wege und Finanzierungsmodelle ins Gespräch gebracht werden. Die notleidenden Kommunalfinanzen stehen jedenfalls nicht für einen Kauf seitens der Kommunen.

Von Seiten der Landtagfraktion der Grünen wird das Vorhaben zum Verkauf der Anteile an der E.ON Mitte begrüßt. „Für die Kommunen ist dies eine große Chance sich aktiv an der Energiewende zu beteiligen, indem die kommunale Familie die restlichen Eon-Anteile aufkauft. So kann der Netzbetrieb vor Ort zu 100 Prozent in kommunale Hand gehen und die Energiewende dezentral vorangetrieben werden“, meint Angela Dorn als energiepolitische Sprecherin der Grünen.

Dass dies kein einfaches Unterfangen ist, wird von ihr dabei zugleich eingeschätzt. So artikuliert die Marburger Landtagsabgeordnete Dorn in Richtung Wiesbaden: „Wir fordern die Landesregierung auf, den Kommunen, die sich an dem Kauf beteiligen wollen, keine Steine in den Weg zu legen, sondern diese zu  unterstützen.“

Trotz der schwierigen Haushaltssituation sei der Kauf für die Kommunen nicht nur energiepolitisch interessant, sondern auch fiskalisch darstellbar. „Ich begrüße es, wenn sich der Landkreis Marburg-Biedenkopf, der derzeit 2 Prozent der Anteile an Eon Mitte hält, an dem Aufkauf der Anteile beteiligt. Dies wäre ein wichtiger Schritt in Richtung Rekommunalisierung und könnte helfen, dass sich die Konflikte um die Konzessionsvergaben im Landkreis entschärfen.“

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