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‚KörperPraxen in Arbeit‘ mit Promotionspreis Gesellschaftswissenschaften ausgezeichnet

Marburg 12.6.2012 (wm/red) Im Rahmen der Abschlussfeier für 150 Absolventen in der Aula der Alten Universität hat der Fachbereich Gesellschaftswissenschaften und Philosophie der Philipps-Universität den Promotionspreis 2012 an Karen Wagels verliehen. Sie wird damit für ihre im März 2011 mit Auszeichnung abgeschlossene Dissertationsschrift mit dem Titel Geschlecht als ArteFakt – KörperPraxen in Arbeit gewürdigt. Die Arbeit ist am Institut für Europäische Ethnologie und Kulturwissenschaft im Rahmen des interdisziplinären, von der Hans-Böckler-Stiftung geförderten Graduiertenkollegs Geschlechterverhältnisse im Spannungsfeld von Arbeit, Politik und Kultur entstanden. Mit dem Promotionspreis ehre der Fachbereich Gesellschaftswissenschaften und Philosophie eine Forscherpersönlichkeit, die aktuellste gesellschaftliche Fragestellungen mit sehr präziser und profunder Empirie im Bereich der Gender-Forschung zu verbinden wusste, heißt es in der Begründung der Fachbereichsjury.

Wagels untersucht in ihrer Arbeit die Existenzweise und Einpassung in das Erwerbsleben von Personen, die zwischen der Geschlechtsbinarität von Frau und Mann leben, also im ‚Dazwischen‘, in ‚queerer‘ Existenz. Sie beschreibt die Biographien und Arbeitssituationen zum Beispiel des ‚Transmanns‘ Tom, der vor dem Hintergrund seiner früheren weiblichen Existenz als Mann im sozialpädagogischen Feld arbeitet. Es geht um die ‚juristischen Vollfrau‘ Doris, die an ihrem Arbeitsplatz im Bankmanagement als Mann auftritt,  oder um die Lesbe Birthe, die als Führungskraft im Bankgeschäft seit Jahren angstbesetzt um ein ‚Outing‘ ringt.

Die Studie Karen Wagels zeige auf höchstem theoretischem Niveau „wie ein Leben zwischen den Geschlechtern keine muntere ‚Gender-Guerilla’ darstellt, sondern dass Arbeit am Geschlecht ‚Kleinkrieg’ in der alltäglichen Lebensgestaltung, ein dauerndes, nicht zum Stillstand kommendes ‚Doing Gender’ ist“, betonte Professor Karl Braun in seiner Laudatio.

Die Arbeit wird im Herbst im transcript-Verlag in Bielefeld als Buch erscheinen.
Karen Wagels hat in Bonn, Heidelberg und Frankfurt/M. Psychologie und Internationale Beziehungen studiert. Das Stipendium am Marburger Graduiertenkolleg (2004-2007) wies den Weg zu Forschung und Lehre im Bereich Gender. Nach ihrer Lehrtätigkeit am Marburger Institut für Europäische Ethnologie wechselte Wagels an die Universität Bielefeld (2009-2011) und von dort nach Kassel, wo sie die Heimerziehung der Jahre 1953 – 1973 in Einrichtungen des Landewohlfahrtsverbandes Hessen erforscht.
Der Promotionspreis des Fachbereiches Gesellschaftswissenschaften und Philosophie wird alle drei Jahre für die beste Arbeit verliehen, die seit der letzten Vergabe eingereicht wurde und ist mit 500 Euro dotiert.

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