Aus für den Marktfrühschoppen – Gestattung auf dem Marktplatz verweigert
Marburg 19.6.2012 (pm/red) „Der Marktfrühschoppen wird in diesem Jahr nicht auf dem Marktplatz vor dem Rathaus stattfinden“, so der erste Satz der Pressemitteilung der Stadt Marburg von gestrigen Tag, der geeignet ist Spekulationen anzustellen. Wenn der Marktfrühschoppen nicht auf dem Marktplatz stattfindet, gibt es dann möglicherweise einen anderen Ort dafür? Aber der Reihe nach. Oberbürgermeister Egon Vaupel habe dem Marktfrühschoppenverein, die für die Ausrichtung des Festes notwendige Sondernutzungserlaubnis für den Marktplatz nicht erteilt, wird mitgeteilt. Damit reagiere der Oberbürgermeister auf die unterschiedlichen Auffassungen in den Stadtteilgemeinden und dem als Veranstalter fungierenden Marktfrühschoppenverein. Wie Egon Vaupel meint, haben die Geschehnisse und Auseinandersetzungen „zu einem tiefen Bruch in der Bürgerschaft“ geführt. „Mit Rücksicht auf die Bürgerinnen und Bürger und aus Respekt vor der toleranten Geisteshaltung in unserer Stadt halte ich eine Aussetzung des Festes für geboten“, betont der OB.
Damit ist die Sache gelaufen. Es gibt in diesem Jahr keinen Marktfrühschoppen. Der Marktplatz steht nicht zur Verfügung. Und eigentlich lässt schon der Name ‚Marktfrühschoppen‘ gar keinen anderen Veranstaltungsort zu. Vaupel bezieht sich zugleich darauf, dass der Magistrat bereits vor Wochen empfohlen hat, den Marktfrühschoppen in diesem Jahr nicht zu veranstalten. Dafür gebe es trifftig Gründe, nachdem die Burschenschaft Rheinfranken im Internet für den Marktfrühschoppen geworben hat. Damit wurden Eindrücke gesetzt, die „eine Nähe dieses traditionellen Festes zu dieser Burschenschaft suggeriere, die der Magistrat und der Veranstalter nicht wollen“, sagt Vaupel. Nach dem Deutschen Burschentag Anfang Juni diesen Jahres in Eisenach und den dort gemachten Äußerungen zum Thema Rechtsextremismus sei eine Abgrenzung von Burschenschaften wie den Rheinfranken mehr als geboten. „Weder die Rheinfranken noch die Burschenschaften Germania und Normannia-Leipzig haben sich meines Wissens von den unverantwortlichen Äußerungen in ihrem Dachverband Deutsche Burschenschaften distanziert“, so Vaupel.
Marburgs Oberbürgermeister macht sich also die politischen Argumente zu eigen, um die Veranstaltung zu verhindern. Damit sollte und könnte Ruhe einkehren. In Marburg mangelt es nun wirklich nicht an Volksfesten und feierlichen Zusammenkünften. Im Gegenteil. Aus der Oberstadt kommen zunehmend Beschwerden und Klagen über Beeinträchtigungen vom Lärm dort feiernder Gäste. Mindestens genauso ernst sollten Beschwerden gegen rechtsradikale Umtriebe genommen werden, beziehungsweise Burschenschaften, die unter solcher Flagge segeln. Das ist gerade geschehen.
„Die seit einigen Jahren zu beobachtende Dominanz der von Burschenschaften, deren Geisteshaltung und die aktuellen Ereignisse seien für die Arbeitsgemeinschaft der Stadtteilgemeinden und den Magistrat Grund genug, inne zu halten und ein neues, echtes Fest für die Stadtgesellschaft zu planen.“ Diese Aussage versucht den Blick nach vorne zu richten. Das ist vernünftig. Ein „ein neues, echtes Fest für die Stadtgesellschaft“ bedeutet nicht alleine das endgültige Aus für den Marktfrühschoppen. In Marburgkönnen sich gut Anlässe und Sinnzusammenhänge samt zugehörigen Akteuren finden lassen, deren Impetus dabei über den ‚Schoppen‘ hinausreicht.