Marburg 24.6.2012 (red) Die Redaktion veröffentlich einen Kommentar von Pit Metz zur Entscheidung von des Magistrats dem Marktfrühschoppenverein in diesem Jahr die Sondernutzungserlaubnis in diesem Jahr zu verweigern:
Egon Vaupels Verbot des Marktfrühschoppen verdient meinen großen Respekt. Natürlich wird seine Entscheidung bei den ‚Befürwortern‘ Kritik auslösen. ABER: all jenen, die gerne an diesem traditionellen Umtrunk festhalten wollen, sei gesagt, dass die Ausgangsidee – die Marburger Bürgerschaft verabschiedet ‚ihre Studenten‘ in die Semesterferien – schon längst keine wirkliche Basis mehr findet.
Die Student/-innenschaft in ihrer Gesamtheit fühlt sich gar nicht mehr angesprochen; und ehrlicherweise muss man feststellen: sie waren auch gar nicht gemeint und die Bürgerschaft stimmte mit den Füßen ab. Lediglich die farbentragenden Verbindungen feierten mit einem Kleinteil der Marburger Bürgerschaft ‚das kürzeste Volksfest Deutschlands‘.
Fatalerweise waren und sind die rechtslastigen Verbindungen des Dachverbands der ‚Deutschen Burschenschaft‘ in diesem Boot mitgesegelt. Unkritisch von den anderen Couleur Tragenden geduldet und toleriert- trotz inhaltlicher Kontroversen. Dass die ‚Rheinfranken‘ das Logo der Stadt Marburg missbrauchte, um auf ihrer homepage für den Marktfrühschoppen zu werben, ist schon ein starkes Ding!
Gravierender wiegt aber, dass die gleiche Verbindung sich nicht vom Beschluss zum ‚Ariernachweis‘ der ‚Deutschen Burschenschaft‘ distanzierte. Was ist das denn für eine nationalistische Verblendung! In unserem grundgesetzlich geprägten Land kann zwar ein aus Vietnam stammendes Adoptivkind Bundesminister werden, aber nicht Mitglied in dieser Verbindung! Es ist dabei vollkommen unerheblich, ob Philipp Rösler dort Mitglied sein wollte oder ob ich für seine Politik sympathisiere.
So was wird zu recht ‚rassistisch‘ genannt und steht in furchtbarer Traditionslinie zu den Nazigesetzen! Eine Distanzierung ist mehr als überfällig. So lange diese nicht erfolgt ist, ist es ein richtiges und mutiges Zeichen des Oberbürgermeisters, klar ‚NEIN‘ zu sagen.
Ich weiß sehr wohl, dass einige Marktfrühschoppen-Befürworter NICHT in die rechte Ecke gehören, aber auch diese waren gut beraten, in diesem Jahr mal zu pausieren um sich zu besinnen. Wer die Ausgangsidee (s.o.) wirklich retten will, muss bereit sein, den Marktfrühschoppen auf neue Beine zu stellen – ohne die rechtslastigen Verbindungen. Und zwar ein für alle Mal!
Pit Metz
Georg-Voigt-Str. 9
35039 Marburg