Kundgebung mit klaren Worten zum UKGM
Marburg 1.7.2012 (yb) Mehrere Hundert Menschen kamen am letzten Junifreitag auf dem Marktplatz zur Kundgebung wegen des UKGM zusammen. „Privat macht krank – zurück zum Land!“ skandierten am Anfang zahlreiche Medizinstudierende in weißen Arztkitteln, nachdem sie für eine Minute regungslos auf den Pflastersteinen inmitten der Kundgebungsteilnehmer gelegen hatten. „Es reicht!“ waren die ersten Worte von Oberbürgermeister Egon Vaupel als erstem Redner. „Wo bleiben Patienten, Beschäftigte, Forschung und Lehre?“ stellte Vaupel als Frage an die Klinikbetreiber. Die Privatisierung sei gescheitert und jetzt müssten daraus die richtigen Konsequenzen gezogen werden. Öffentliche Aufgaben, wie Bildung, Nahverkehr und Gesundheitsversorgung dürften nicht zu Lasten der Bürger privatisiert werden. Deshalb müsse Schluss sein mit dem Gezerre um Umsatz und Renditen.
Die Betriebsratsratsvorsitzende Bettina Böttcher am Standort Marburg konstatierte zu wiederholten Mal, dass die Arbeit mehr und mehr verdichtet werde. „Politiker wacht auf!“ waren ihre Worte. Es sei an der Zeit, dass sich die Politik ihrer Verantwortung stelle, weil nicht länger hingeonommen werden dürfe, dass privates Profitstreben auf dem Rücken der Bürger ausgetragen werde. Vom Land Hessen forderte sie eine angemessene Personalausstattung per Gesetz. 98 Prozent der Beschäftigten seien für einen Rückkauf der Kliniken. „Der Kampf geht weiter – holen wir uns unser Klinikum zurück!“
Die frei praktizierende Ärztin Ulrike Kretschmann veranschaulichte die Sichtweise von Eugen Münch als Gründer der Rhön Kliniken. Dieser unterscheide zwischen „Cash Cows“ (Melkkühen) und „Artenschutzpatienten“ und meine mit letzteren Patienten, deren Behandlung wenig oder gar nicht profitabel sei. Mit zahlreiche Beispielen für solch profitlüsterne Klassifizierung konnte die Ärztin die menschenverachtende Logik und Sichtweise anschaulich machen. „Wir brauchen in Mittelhessen wieder ein Klinikum mit Maximalversorgung“ war ihre Forderung. So stelle sich die Frage, ob tatenlos zugesehen werde oder ob die Menschen gemeinsamen aufstehen wollen.
Mit der ‚König Midas Legende‘ verstand es Probst Wöllenstein anschaulich zu machen, dass Profitorientierung im Leben und in der Gesundheitsversorgung zu kurz greifen müssen. Der in Erfüllung gehende Wunsch dieses Königs, dass alles was er berühre, sich in Gold verwandeln solle, konnte kein gute Ende nehmen. So wurden auch die Speisen zu Gold und damit ungenießbar. Seine eigene Gier brachte dem König den Tod. Das König-Midas-Prinzip sei jedoch beim Uniklinikum Gießen und Marburg kein Traum sondern bittere Wirklichkeit. Gesundheitsversorgung brauche neben wirtschaftlichen Grundlagen, wozu auch das Geld gehöre, vor allem anderen Vertrauen. „Vertrauen musss unsere Leitwährung sein“ sagte der Kirchenmann unter dem Beifall der Versammelten.
Am Montag, 2. Juli, findet in der Elisabethkirche wieder eine Zusammenkunft als gesundheitspolitisches Montagsgebet zum UKGM statt.