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Zur Krise der Welternährung

Marburg 3.7.2012 (pm/red) Mit den Schlagworten ‚Tank oder Teller‘ – als Verkürzung zur Nutzung von landwirtschaftlichen Anbauflächen zur Nahrungsmittelherstellung oder dem anbau von Pflanzen als Energieträgern – findet sich umschrieben, was inzwischen zu einem deutlicxhen Problem geworden ist. Seit Mitte der 1990er Jahre steigen die Weltmarktpreise für Nahrungsmittel stark an. Im Abstand von nur drei Jahren kam es seither zweimal (2008 und 2011) zu extremen Preisausschlägen. Das Ziel, einem immer größer werdenden Teil der Weltbevölkerung sicheren Zugang zu quantitativ und qualitativ ausreichender Nahrung zu ermöglichen, ist dadurch gefährdet. Die Ursachen der steigenden Nahrungsmittelpreise sind sowohl in strukturellen Veränderungen bei Angebot und Nachfrage auf den Weltmärkten als auch in Veränderungen auf den Finanzmärkten zu sehen.
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● Die Wachstumspotenziale der Grünen Revolution sind weitgehend ausgeschöpft. Auch die steigende Flächenkonkurrenz zu anderen Nutzpflanzen führt zu geringeren Zuwachsraten bei der Weltgetreideproduktion. Die Verwendung von Getreide als Viehfutter und als Rohstoff für Agrosprit sowie steigende Preise für Rohöl tragen ebenfalls zu einem tendenziellen Anstieg der Preise für Nahrungsmittel bei.
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● Auf der Basis tendenziell steigender Rohstoffpreise treten seit einigen Jahren Kapitalanleger mit indexorientiertem Investitionsverhalten an den Warenterminbörsen auf. Mit der Deregulierung der Finanzmärkte wurden einschlägige Finanzmarktinstrumente bereitgestellt. Die Liquiditäts- und Ersparnisflut in Hocheinkommens- und Schwellenländern motiviert Anleger, sich dieser Instrumente zu bedienen. Sie verstärken damit den Aufwärtstrend bei den Nahrungsmittelpreisen und fördern das Entstehen von Preisblasen.

● Die Auswirkungen einer globalen Teuerung auf die nationale und lokale Ernährungssicherheit in Entwicklungs- und Schwellenländern werden verschärft durch einen fallenden Außenwert der heimischen Währung im Verhältnis zum US-Dollar, unzureichenden Wettbewerb auf dem nationalen Getreidemarkt, eine geringe Eigenversorgung sowie durch einen hohen Anteil der Nahrungsmittelausgaben an den Konsumausgaben.

● Kurzfristig stellt eine Einschränkung des indexorientierten Investitionsverhaltens eine Möglichkeit dar, die Nahrungsmittelpreissteigerung abzubremsen. Mittelfristig sind nachfrageseitig dafür erforderlich: weniger Agrospritproduktion, weniger Fleischproduktion und weniger Verschwendung von Nahrungsmitteln auf dem Weg vom Acker zum Teller. Angebotsseitig ist die Steigerung der Flächenproduktivität insbesondere in Afrika entscheidend. Eine Kopie der Grünen Revolution wäre hier allerdings ein Irrweg.

Mit dem Thema beschäftigt sich GIGA Focus Global (5/2012) von Hans-Heinrich Bass. Das German Institut of Global and Area Studies (GIGA) gibt Focus-Reihen zu Afrika, Asien, Lateinamerika, Nahost sowie zu globalen Fragen heraus. Zu den Heften gibt es kostenlos Online-Zugang.

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