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Documenta 13 zeigt und macht Arbeit(en) mit der Kunst

Impression von der Pressekonferenz am 6. Juni in der Kasseler Stadthalle, zu der Hunderte Journalisten und Kunstkenner angereist waren. Foto Hartwig Bambey

Kassel, Marburg 9.6.2012 (yb) Mit der heutigen Eröffnung der Documenta 13 wird Kassel für die kommenden 100 Tage wieder zu einer Global City. In die Stadt an der Fulda mit Weltkunstausstellung blicken jetzt Millionen und reisen viele Hunderttausende. Wer dazu die Bahn benutzt, findet bereits am Hauptbahnhof Kassel einen der zahlreichen Ausstellungsorte, von denen es so viele gibt wie bei keiner Documenta zuvor.

Kulturbahnhof Kassel mit dem ‚Man walking to the sky‘ von Jonathan Borofski von der Documenta IX in 1992. Im Nordflügel des ehemaligen Kasseler Hauptbahnhofs finden sich einige Installationen der Documenta 13. Fotografie Hartwig Bambey

Podium zur Eröffnung mit Alexander Fahrenholtz, Oberbürgermeister Bertram Hilgen, Carolyn Christov-Bakargiev, Geschäftsführer Bernd Leifeld und Wissenschaftsministerin Eva Kühne-Hörmann.

Die Künstlerische Leiterin Carolyn Christov-Bakargiev hat 289 KünstlerInnen eingeladen, um ihrer Vision Anschauung und Ausdruck zu geben. „Die dOCUMENTA (13) wird von einer ganzheitlichen und nichtlogozentrischen Vision angetrieben, die dem beharrlichen Glauben an wirtschaftliches Wachstum skeptisch gegenübersteht“ lautet eine Kernaussage von Christov-Bakargiev. Manche meinen darin einen kapitalismuskritischen Impetus zu erblicken, wozu in der Zeit der Dauerkrise nichts Sonderliches gehört. Auf Auktionen – den Börsen des Kunstmarktes – erzielen Werke derzeit Höchstpreise. So erbrachte ‚Der Schrei‘ von Edvard Munch 120 Millionen Dollar.

Die eloquente Leiterin hat anderes im Sinn. Einblicke dazu gab es in einer ‚lecture‘ zur Presseeröffnung, so zu den vier von ihr postulierten zentralen Positionen. ‚Subjekt auf der Bühne‘, ‚in Belagerung vom anderen‘, ‚Hoffnung im träumenden Subjekt der Antizipation‘ und ‚Rückzug‘ beschreiben diese in kurzen Schlagworten.

Das Museum Fridericianum am Friedrichsplatz in Kassel ist einer der klassischen Documentaorte, der zum Besuch der Weltkunstausstellung dazu gehört.

„Die dOCUMENTA (13) ist in einer offenkundigen Gleichzeitigkeit von Orten und Zeiten angelegt“ sagt Carolyn Christov-Bakargiev und hat im Stadtraum von Kassel (und darüberhinaus) Orte ausgewählt. Einblicke in die Documenta 13 mit einer Auswahl wesentlich erscheinender Arbeiten will das Marburger. seiner Leserschaft präsentieren. Das geschieht mit Fotografien und knappen Textinformationen. Ansonsten gilt hinfahren und hinschauen, möglichst wochentags. Gute Schuhe und das Begleitbuch/Katalog für 24 Euro sind unbedingt zu empfehlen.

Der Documentabesuch in 2012 kann zudem gut zum ausführlichen Aufenthalt und Flanieren in der Parklandschaft der Karlsaue werden. Dort finden sich zahlreiche Arbeiten präsentiert, wie die Skulptur aus Bronze und Flussstein ‚Idee di Pietra‘ von Giuseppe Penone. Diese Arbeit wurde bereits im Juni 2010 aufgestellt und begleitete den Prozess des Werdens der Documenta 13. Fotografie Hartwig Bambey

Im Fridericianum begegnet den Besuchern in einem Saal ein Aufbau mit Experimenten zur Quantenphysik. Vom Wiener Physiker Prof. Anton Zeilinger sind einige Versuche dazu aufgebaut, die Doktorand Robert Fickler und Kollegen gerne erläutern. So kann man Wahrnehmung und Interpretation (physikalisch) schärfen, wie hier an der Tafel mit der Skizze zum Wellenmodell des Lichts versus Quantenmodell. Kunstverständnis und Interpretation kann Anleihe nehmen in der Naturwissenschaft.

 

In der Documenta-Halle finden sich raumgreifende Installationen von Thomas Bayrle: aufgeschnittene Verbrennungsmotoren in Bewegung und mit Geräuschen unterlegt. Dazu eine wandfüllende Collage eines Flugzeuges aus einer Vielzahl von Fotografien bestehend.

 

Das ‚Limited Art Project‘ von Yan Lei aus Peking präsentiert 300 Gemälde in der Documenta-Halle verteilt im ganzen Raum, teils noch in Lagerregalen. Sie sind als gemaltes Tagebuch im Laufe eines Jahres entstanden, jeweils nach intuitiver Anmutung beim Surfen im Internet, wo dem Künstler die Motive begegneten, die er als Gemäldemotive aufgegriffen hat.

Die Installation ‚The Sewing Room‘ von István Csákány im Nordflügel des Hauptbahnhofs präsentiert kunstvoll aus Holz gearbeitete Nähmaschinen und weckt Assoziationen einer leeren Fabrikhalle. Daneben findet sich eine Gruppe elegant gekleidetet wirkender Puppen.

 

In der Neuen Galerie als weiterem Hauptort der diesjährigen Documenta findet sich die imposante Collage ‚Leaves of Grass‘ von Geoffrey Farmer, Vancouver. Hunderte von Fotomotiven als Ausschnitte aus dem Magazin ‚Life‘ – Jahrgänge 1935 bis 1985 – auf lange Holzstäbchen montiert entfalten und verwuseln sich zum Bildkaleidoskop modernen Lebens und seiner Ikonen.

Soviel als Einstieg und Anstossgeber für eine Fahrt in die Global City Kassel bis 16. September 2012. Alle Fotografien dieser Bildreportage von der Documenta 13 sind aufgenommen worden von Hartwig Bambey © 2012, wie dazu außerdem das Copyright der Künstler als Urheber der Werke gilt und zu beachten ist.

Weitere Berichterstattung von der Documenta ist geplant. Als Empfehlung für einen Besuch sei noch auf die Übersichtskarte als Folder verwiesen, womit nicht nur Überblick in der Stadt gegeben wird. Außerdem finden sich darin die Künstler den Ausstellungsorten zugeordnet. Die Karte braucht es zusammen mit dem Begleitbuch, worin alle Künstler vorgestellt werden.

—> weiterer Bericht in das Marburger. zur Documenta 13

 

 

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