Hessens größtes Planetarium ab November 2024 wieder geöffnet

14.11.2024 (pm/red) Mit vielfältig intergalaktischen Programmen samt neuer Musikshow können Besucher in Hessens größtem Planetarium ab  1. November 2024 wieder zu fernen Galaxien reisen. Am 23. Oktober haben Wissenschaftsminister Timon Gremmels und Direktor Martin Eberle …

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Über den Erziehermangel in Kindergärten und Kitas und Erzieherinnen in Teilzeit

Marburg 22.7.2012 (pm/red) Unüberhörbar beginnt landauf und landab ein Lamento darüber, dass es zu wenig ErzierherInnenen gibt. Dabei erwecken manche Politiker den Eindruck davon überrascht zu sein. Dabei haben sie doch den Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz ab dem vollendeten ersten Lebensjahr beschlossen. Würden wir jetzt in so etwas wie einer ‚Marktwirtschaft‘ leben, wo Angebot, Nachfrage und der Preis als Regulative maßgebend sind, müssten endlich goldene Zeiten auf die Erzieherinnen und Erzieher zukommen. Anstelle der bisher niedrigen, ja kümmerlichen Bezahlung könnte und müsste die hohe Nachfrage eine bessere Bezahlung als Anreiz zur Folge haben.
Die Bertelsmann Stiftung hat andere Möglichkeiten entdeckt. Warum sollen Erzieherinnen mehr Geld bekommen, schließlich arbeiten sie seit Jahrzehnten für deutlich weniger als etwa Grundschullehrer. Ein Ausweg schlummere im Personalstamm der Kitas, meint Bertelsmann. Denn 60 Prozent der pädagogischen Fachkräfte in Kitas arbeiten derzeit in Teilzeit – ein sehr hoher Anteil im Vergleich zu anderen Branchen. Mehr Anreize zur Vollzeitbeschäftigung könnten also den Personalmangel erheblich lindern. Das geht aus dem diesjährigen ‚Ländermonitor Frühkindliche Bildungssysteme‘ hervor, den die Bertelsmann Stiftung heute veröffentlicht.
Der neue Ländermonitor zeige, dass Kinderbetreuung bereits seit längerem ein Jobmotor ist, wird mitgeteilt. In den vergangenen fünf Jahren sei die Zahl der pädagogischen Fachkräfte in den Kitas um nahezu 25 Prozent gestiegen. Inzwischen arbeiten 440.000 Erzieherinnen in Kindertageseinrichtungen. Fünf Jahre zuvor waren es 353.000 Fachkräfte. Und der Bedarf an pädagogischem Personal steige weiter. Dazu trägt vor allem der Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz ab dem vollendeten ersten Lebensjahr bei, der am 1. August kommenden Jahres in Kraft tritt. Allein für die bis dahin neu zu schaffenden Kita-Plätze für unter Dreijährige werden 42.000 Fachkräfte benötigt, die Arbeits- und Ausbildungsmarkt nicht vollständig hergeben. Im kommenden Jahr werden bis zu 15.000 Erzieherinnen fehlen, wie von der Universität Dortmund errechnet wurde.

Der Ländermonitor der Bertelsmann Stiftung führt weitere Faktoren auf, die den Fachkräftemangel verschärfen. So ist in Westdeutschland eine weiter steigende Nachfrage nach Ganztagsbetreuung für Kinder ab drei Jahren zu erwarten, die zusätzliches Personal erfordert. Denn bislang haben die Eltern noch nicht einmal für jedes dritte Kind dieser Altersgruppe (30 Prozent), das eine Kita besucht, eine tägliche Betreuungszeit von mehr als sieben Stunden vereinbart. In Ostdeutschland hingegen wird vor allem die notwendige Verbesserung der Personalschlüssel den Wettbewerb der Kitas um qualifizierte Erzieherinnen steigern. Von 2006 auf 2011 verbesserten sich die Personal¬Schlüssel für die Krippengruppen dort zwar von 1:6,7 auf 1:5,7. In den westlichen Bundesländern liegt der Personalschlüssel allerdings bei 1:3,8 und damit weitaus günstiger für qualitativ hochwertige Betreuung. Soll sich der schlechte Ost-Personalschlüssel dem West-Niveau annähern, müssen zusätzliche Erzieherinnen eingestellt werden. Im Osten verschärft sich der Personalbedarf für die Kitas zudem mittelfristig durch die Altersstruktur. Mehr als 15.000 pädagogisch Tätige (19,4 Prozent) sind dort 55 Jahre alt oder älter.

Unverändert hoch ist der Anteil an Teilzeit-Arbeitsplätzen im Kita-Bereich. Während über alle Branchen hinweg in Deutschland etwa jeder dritte Arbeitnehmer in Teilzeit arbeitet, sind es in den Kitas knapp 60 Prozent der pädagogischen Fachkräfte. In den östlichen Bundesländern sind von den insgesamt 79.000 Beschäftigten sogar mehr als 75 Prozent in Teilzeit tätig. Während im Osten jedoch eine Trendwende zu verzeichnen ist (2006 waren es noch 82 Prozent), setzen die Kitas im Westen weiterhin überwiegend auf Teilzeitmodelle. Von den im Westen seit 2006 hinzu gekomme¬nen Stellen ist lediglich jede dritte ein Vollzeit-Arbeitsplatz.

„Kinder brauchen in ihrer Kita eine feste Bezugsperson. Das ist eine zentrale Frage der Qualität außerfamiliärer Kinderbetreuung“, bewertet Jörg Dräger vom  Vorstand der Bertelsmann Stiftung den hohen Anteil von Teilzeit-beschäftigten in Kitas kritisch. Angesichts steigender Nachfrage nach Ganztagsbetreuung ist dieser Qualitätsanspruch nur einzulösen, wenn mehr pädagogische Fachkräfte in Vollzeit arbeiten. Zugleich ist es eine wirksame Strategie gegen den Fachkräftemangel, wenn möglichst viele Teilzeitbeschäftigte ihre Stundenzahl erhöhen. „Politik und Träger sollten deshalb mehr Anreize für Vollzeitbeschäftigung schaffen“, empfiehlt Dräger.

Dass gezielte Förderung von Vollzeitbeschäftigung wirksam sein kann, zeigt das Beispiel Thüringen. Dort hat sich der Anteil der Vollzeitbeschäftigten innerhalb eines Jahres von 28 auf 39 Prozent erhöht. Die dortige Landesregierung verpflichtete die Träger von Kindertageseinrichtungen zu prüfen, ob und wie Erzieherinnen ihre Stundenzahl ausweiten können. Inzwischen liegt Thüringen mit seinem Anteil der Vollzeitkräfte zwar im Osten vorn, aber noch erheblich hinter dem bundesweiten Spitzenreiter Nordrhein-Westfalen, wo 56 Prozent aller Beschäftigten in Kitas in Vollzeit arbeiten. Schlusslicht ist Sachsen-Anhalt mit 15 Prozent.

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