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In Griechenland spielen sich menschliche Tragödien ab – Zwei Kolleginnen mit dem DGB auf Info-Tour durch Hessen

Marburg 28.8.2012 (pm/red) Neben Darmstadt, Kassel und Gießen war eine Gesprächsrunde mit dem Betriebsrat des UKGM in Marburg eine der Stationen im Rahmen der einwöchigen Solidaritätstour, zu der die DGB-Jugend Hessen-thüringen eingeladen hatte. Die Gewerkschafterin Alkistis Tsoulakou beschreibt Szenen aus ihrer Heimat: „Unterernährte Schüler fallen während des Unterrichts in Ohnmacht. Patienten müssen Medikamente selber kaufen und mitbringen, wenn sie ins Krankenhaus gehen. Menschen die ihre Miete nicht mehr zahlen können, landen auf der Straße. Mittelständler nehmen sich aus reiner Verzweiflung das Leben. So wird ein Volk kaputt gespart.“ Die 27-jährige Betriebsratsvorsitzende von Siemens-Nokia Hellas besucht gemeinsam mit der Athener Lehrerin Argiro Baduva auf Einladung des Betriebsrates das privatisierte Universitätsklinikum.

Acht Tage reisen die beiden jungen Gewerkschafterinnen mit Vertretern der DGB-Jugend durch Hessen und Thüringen, um über das Ausmaß der Krisenpolitik in Griechenland zu informieren. Neben Abendveranstaltungen sind Betriebsbesichtigungen und Pressegespräche geplant. „Die DGB-Jugend will der Berichterstattung über die angeblich faulen Griechen, die über ihre Verhältnisse gelebt haben, etwas entgegen setzen. Deshalb haben wir die Rundreise organisiert“, erklärt Jugendbildungsreferentin Ulrike Eifler.

Die Software-Ingenieurin und Betriebsratsvorsitzende von Nokia Siemens-Hellas Alkistis Tsolakou, links, berichtete gemeinsam mit der Lehrerin Argiro Baduva vom Vorstand der des Gewerkschaftsbundes der Lehrerinnen Griehenland. Foto Hartwig Bambey

Dass die Gewerkschaftsjugend das aus gutem Grund tut, beschreibt Software-Ingenieurin Tsoulakou: „Die Krise bei uns ist Anlass, auf breiter Front Löhne zu drücken und Arbeitnehmerrechte zu beschneiden. In allen Branchen werden derzeit laufende Verträge gekündigt. Es hat Lohnkürzungen um bis zu 40 Prozent gegeben. Die Unternehmer setzen darauf, dass die Belegschaften aus Angst vor Arbeitslosigkeit alles unterschreiben“. Und ihre Kollegin Baduva erzählt, dass neben dem Bildungsbereich der Gesundheitsbereich besonders stark von Kürzungen betroffen ist. „Während den Banken Milliarden in die Tasche gesteckt worden sind, wurden allein im Gesundheitsbereich die Mittel um fast 40 Prozent gekürzt. Folge: Die medizinische Versorgung kann nicht mehr aufrechterhalten werden. Die Suizidrate stieg 2010 um 25 und im ersten Quartal 2011 sogar um 40 Prozent.“

Der Betriebsratsvorsitzende Klaus Hanschur ist für den Besuch der griechischen Kolleginnen und die vielen Informationen dankbar. Er sieht einen Zusammenhang zwischen den Kürzungen in Griechenland und denen am Uniklinikum. „Das UKGM ist ein regionales Beispiel dafür, wie der Druck auf Löhne und medizinische Versorgung auch hier erhöht wird. Und genauso wie die Griechen solidarisch zusammenstehen, um die Kürzungen abzuwehren, müssen wir das hier auch tun“.

Auch für den DGB ist die massive Verarmung in Griechenland kein nationales Problem. Gewerkschaftssekretär Ulf Immelt befürchtet vielmehr, dass die Kürzungen zur Blaupause für Europa werden und auch die Region einholen könnten. „Auch Gießen hat den Antrag gestellt, unter den kommunalen Rettungsschirm zu schlüpfen. Der DGB befürchtet, dass es im Zuge der Konsolidierung Leistungs-, Lohn- und Personalkürzungen, Privatisierungen und Gebührenerhöhungen geben wird“. Für Immelt tragen die Kürzungen in Griechenland dieselbe Handschrift wie die mit dem Rettungsschirm zu erwartenden Kürzungen kommunaler Haushalte. „Was wir brauchen ist die Besteuerung der Reichen und Superreichen und nicht Kürzungen bei denen, die ohnehin nichts haben“.

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