Technologien für mehr Mobilität und Sicherheit für ältere Menschen
Marburg 2.9.2012 (pm/red) Wie erkennt mein Smartphone, ob ich in einer Notsituation bin? Kann ich mithilfe von intelligenter Technologie weiter zuhause wohnen, wenn ich pflegebedürftig bin? Ist es möglich, Ortungstechnologie in die Kleidung von Demenzkranken zu integrieren? Mit diesen und ähnlichen Fragen beschäftigt sich ein Konsortium aus Industrie, Forschung und Pflegedienstleistern in dem Projekt ‚MOBECS‘ (Mobility and Emergency Call System). Das internationale Forschungsvorhaben wird im Rahmen des europäischen Förderprogramms ‚Ambient Assisted Living Joint Programme‘ für einen Zeitraum von drei Jahren mit rund zwei Millionen Euro gefördert. Ziel des Konsortiums ist es, eine mobil nutzbare Technologie zu entwickeln, die älteren Menschen an ihrem aktuellen Standort Hilfestellung bietet und in Notsituationen automatisch eine zentrale Service-Plattform alarmiert. Profitieren können eigenständige ältere Menschen genauso wie Bewohner von betreuten Umgebungen und Pflegeheimen sowie Menschen mit eingeschränkten körperlichen oder geistigen Fähigkeiten.
Im Rahmen des Projekts sollen bekannte Funktionen wie Navigationshilfen und die Lokalisation von Personen über GPS mit neuen Methoden zur automatischen Ereignis- und Notfallerkennung kombiniert werden. Dazu werden Beschleunigungs- und Bewegungssensoren, GPS-Module, Mikrofone und Kameras in tragbare Geräte oder auch in Kleidung und Accessoires wie Gürtel und Armbanduhr integriert. Durch Analyse und Abgleich der verschiedenen Sensordaten soll das System kritische Situationen selbstständig erkennen und diese Informationen über eine webbasierte Serviceplattform an einen Pflegedienstleister weitergeben.
„Die Technologie kann modular an verschiedene Nutzungsszenarien angepasst werden“, erläutert Professor Frank Wallhoff, wissenschaftlicher Leiter in der Fraunhofer-Projektgruppe Hör-, Sprach- und Audiotechnologie in Oldenburg und Koordinator von MOBECS. „Beispielsweise sollen Orientierungshilfen und die automatische Notfallerkennung auch in handelsübliche Smartphones integriert werden.“
In enger Zusammenarbeit mit den im Projekt beteiligten Pflegeeinrichtungen werden begleitend Studien zur Nutzerakzeptanz und zur nutzergerechten Gestaltung der Bedienung durchgeführt. Weiterer Gegenstand der Untersuchung ist die benötigte technische Infrastruktur und der Personalaufwand für eine Service-Plattform mit Callcenter. Erste Technologieprototypen sollen in zwei Jahren für Feldversuche zur Verfügung stehen. Ein späterer Vertrieb ist über die vorhandenen Kanäle der Industriepartner geplant.