Shakespeares Macbeth als Premiere am 22. September im Fürstensaal des Landgrafenschlosses
Marburg 17.9.2012 (pm/red) Erst Thane of Glamis, danach Thane of Cawdor und schließlich König von Schottland! Macbeth, treuer General des Königs, trifft auf drei Hexen, die ihm genau dies prophezeien. Als die erste Voraussage eintrifft, ist sein Ehrgeiz geweckt, denn Macbeth ist sicher, nun auch König zu werden. Zusammen mit seiner Frau plant er die Ermordung König Duncans, was ihnen auch gelingt. Macbeth wird zum neuen König von Schottland gekrönt. Nicht lange kann er seinen Triumph genießen, zu groß ist die Angst, dass es Mitwisser geben könnte. Das Paar wird zunehmend paranoid, weitere Morde folgen, um die vorherigen zu vertuschen, bis Lady Macbeth von ihrer Schuld eingeholt wird. Macbeth hingegen hält sich bisher für unbesiegbar. Doch nichts bleibt ohne Folgen.
In der Inszenierung von Regisseur Frank Panhans im Marburger Landgrafenschloss steht das Paar – Macbeth und Lady Macbeth – im Zentrum dieses ‚Alptraums‘. Lady Macbeth wurde in Forschung und Darstellung allzu oft auf die Rolle der dämonisch bösen, von Ehrgeiz zerfressenen und ihren Mann dominierenden quasi-Hexe reduziert. Dagegen zeigt Panhans‘ Inszenierung Macbeth und die Lady als ein tatsächlich liebendes Paar. Erst die Tat, der Mord, lässt einen Riss in der Liebe entstehen. Die allmähliche Entfremdung des Paars voneinander ist nicht nur Symptom, sondern gleichsam Ausgangspunkt für den Weg in Wahnsinn und Tyrannei. Der Bruch in der Paarbeziehung ist hier der eigentlich tragische Kern des Stückes. Um das Paar herum die Welt des Verrats und der Gewalt, eine undurchsichtige und verworrene Welt. Alle politischen Nebenakteure werden von Schauspielern verkörpert, die auch in den Rollen der Hexen und Mörder auftreten. Niemand ist hier unschuldig.
Durch Rollenwechsel auf offener Bühne wird aus der geschlossenen Sphäre des Grauens auch ein Theater im Theater. Die Ausstattung von Jan Alexander Schroeder rückt in der Kombination historischer, heutiger und fantastischer Kostümteile die Inszenierung in einen zeitlos-fiktiven, unbestimmten und doch in sich geschlossenen Raum, während die rollbaren, gestalterisch neutral gehaltenen Elemente im wahrsten Sinne des Wortes zu Bühnen für die kleinen und großen Dramen um Macht und Machtgier werden.
Ein Wald setzt zum Innenraum des repräsentativen Fürstensaals einen markanten Kontrast und dient als Verweis auf die Sphäre der Hexen, die in die politische Sphäre Schottlands eindringt. Gleichsam symbolisiert der Wald die tragischen Verstrickungen und das unheimliche Handlungsgestrüpp, und demnach für die Tragik in „Macbeth“, in der sich die Figuren regelrecht verfangen.
Im spielerischen und lustvollen Umgang mit dem Text entdeckt die Inszenierung das komische wie tragische Potential des Stücks. Die choreografische Arbeit von Marcus Grolle erweitert das Spiel um sowohl formalisierte als auch konkret-weltliche Bewegungsmuster.
Das machtgierige Ehepaar Macbeth wird von Martin Maecker und Franziska Knetsch gespielt. Macbeths politische Gegenspieler, die Hexen sowie die Mörder, verkörpern Stefan A. Piskorz, Jürgen H. Keuchel, Michael Köckritz, Charles Toulouse und Benedikt Keller. Weitere Vorstellungen gibt es am 25.9., 26.9., 30.9., 2.10., 3.10. um jeweils 19.30 Uhr im Fürstensaal des Landgrafenschlosses.