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Netter Familiennachmittag aber meilenweit entfernt von Klimaschutztag

Marburg 23.9.2012 (yb) Als dann nachmittags die Sonne durchkam und Wärme verbreitete, war es nett für Familien mit Kindern auf dem für KFZ gesperrten Erlenring, dem Elisabeth-Blochmann-Platz, im Mensahof und auf der gegenüberliegenden Lahnseite, wo allerhand Stände, Mitmachaktionen und Spielangebote einen unterhaltsamen kommerzfreien Aufenthalt für Hunderte Besucher boten.

Mit diesem Satz wäre alles Wichtige mitgeteilt zum zurückliegenden Sonntag in Marburgs Mitte. Wenn. Ja wenn es sich nicht um den vielbeworbenen und recht umfänglich vorbereiteten „Aktionstag ● Umwelt & Klimaschutztag●in die Stadt ohne Auto●mit Weltkindertag●Fairem Markt●Tag der Lahn“ gehandelt hätte. Der bunte Handzettel zur Bewerbung war gut gemacht. Doch die vermeintliche Vielfalt des darauf angepriesenen Angebots erwies sich als dünn. Zu dünn, ja enttäuschend für einen „Umwelt & Klimaschutztag“. Für einen Kindertag mochte es hinreichend sein und das Fahren mit ‚verrückten Fahrrädern‘, Hüpfburggespringe für die ganz Kleinen, Wasserrolle und Malschule mag in Ordnung sein. Als Kinderangebot.

Doch wie zitiert, sollte an diesem Septembersonntag in der rot-grün regierten Universitätsstadt Marburg ein „Umwelt & Klimaschutztag“ angeboten werden. Doch was geboten wurde, war allenfalls Kleinstadtniveau, und das auch noch verstaubt und längst langweilig. So ließen sich denn auch überwiegend Familien mit Kindern blicken (in der Zeit von 14.30 bis 15.30 Uhr) als die hier gezeigten Fotos entstanden sind. Die Familien hatten Glück mit der Nachmittagssonne und nutzen die Angebote.

Doch bereits die Zahl von vielleicht 500 Besuchern am prallen Nachmittag, verteilt auf die verschiedenen Bereiche beidseits der Lahn, ist selbstredend. Wenn es in diesen Zeiten um Klimaschutz und Umweltschutz – in Bundesdeutschland wird gerade an einer Energiewende gearbeitet – gehen soll, muss und kann in Marburg mehr geboten werden. Deutlich mehr. Das, was vor zwei, drei Jahren noch anregend und hinreichend gewesen sein mag, ‚lockt jetzt keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervor‘. So waren wohl einige der ‚üblichen Verdächtigen‘ zu beobachten.

Es waren vor allem kinderbezogene Angebote, die Feuerwehr (?), ein Energiewendebus vom Land, das Beratungsmobil der Stadtwerke, als kleiner Star das dem pfifigen Elektroauto ‚Twizy‘ vom Autohaus Gnau, einige unvermeidliche Segways nebst Hütchenparcours, naja und Kanus und zwei Wasserrrollen hat es auch gegeben.

Doch viele, zu viele andere der ‚üblichen Verdächtigen‘ haben gefehlt. Von Agendagruppen keine Spur, der ADFC oder andere Fahrradorganisationen, Greenpeace, Bürgerinitiative Stadtautobahn – die Liste der Fehlenden ließe sich fortsetzen (und um Stadtverordnete und Berufspolitiker) erweitern. Diese Fehlenden (auch Besucher) sind Ausdruck eines falschen, schwachen, überholten Konzepts. Doch Marburg ist kein verschlafenes Provinzstädtchen. Anliegen, Themenvielfalt und Problemlagen zu Umweltfragen, Klimaschutz, ja selbst zur Lahn sind zu wichtig um in solch kurzatmiger Weise alibihaft mit zugleich großem Aufwand eine solche dünne Veranstaltung hinzulegen. Damit werden Ziele und mühsam erarbeitete Anliegen mißbraucht. Ja es lässt sich von Etikettenschwindel reden.

Dies soll nicht diejenigen treffen, wie etwa Transfair oder die ‚Grüne Schule‘ des Botanischen Gartens, die ihre guten Beiträge geleistet haben. Doch den Verantwortlichen und Organisatoren ist deutlich mehr abzuverlangen, wenn sie einen solchen Tag – in dieser Weise von 10 bis 18 Uhr wohl zu lange angelegt – unter heren Überschriften stattfinden lassen. Dies bedarf dringend kritischer Nachbetrachtung und konzeptioneller Veränderungen.

Anstelle bisher lediglich Erlenring und der Uferstraße sollte zukünftig die Marburger Stadtautobahn für einen “Umwelt und Klimatag ● in die Stadt ohne mein Auto“ gesperrt werden. Mehr Kindertag, Altentag, Erwachsenentag, Familientag, kurzum Attraktion, geht gar nicht. Dazu dann gebührende Angebote auf den kilometerlangen autofreien Pisten zu entwickeln fällt nicht schwer. Daran werden sich viele Initiativen und Vereine Beteiligen und noch sehr viel mehr, Tausende, ja Zehntausende werden dabei sein wollen. Alle Fotografien Hartwig Bambey

Wie wäre es denn, wenn man seitens der Stadt Marburg die Begriffe „Umwelt & Klimaschutztag“ und „in die Stadt ohne Auto“ ernst nehmen würde. Es lässt sich einen Sonntag lang die Stadtautobahn/ B3 problemlos zwischen Abfahrt Wehrda und Marburg Süd komplett sperren. Der Verkehr kann über die Umgehungsstraße Lahnberge zu dem leicht und schadlos umgeleitet werden. Dann wird die Stadt ohne Autos sein. Beide Seiten der vierspurigen Schnellstraße können von den Menschen belaufen werden, mit Skateboards und Inlinern, mit Rollstühlen und Fahrrädern befahren werden und ganz anders erlebt werden. Marburg würde zu stillen Stadt – einen Sonntag lang im Jahr. Welch ein Erlebnis! Wer würde nicht kommen wollen? Tausende würden sich auf den Weg machen, um solch temporären lokalen Umwelt- und Klimaschutz und die vom durchrasenden Verkehr befreite Universitätststadt an der Lahn zu erleben. So kann es werden mit einem „Umwelt & Klimaschutztag“ und …

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