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Photokinareport: Von der Pixelwelt und ihren Gerätschaften

Marburg 26.9.2012 (yb) So wie sich die Fotografie und die fotografischen Techniken in den letzten Jahren gewandelt haben, hat sich sich die Photokina als im zweijährigen Turnus in Köln stattfindende Leitmesse der Fotobranche deutlich verändert. Die Photokina ist in den letzten Jahren kleiner geworden, was die Belegungsflächen und Beschicker angeht. Agfa, Kodak und Polaroid als einstige Branchenriesen und andere Firmen mit Rang und Namen sind im Zuge der digitalen Revolution verschwunden. Filme, Fotolabore und Fotochemie sind verschwunden. Und damit sind nicht wenige langjährige Beschicker in Köln nicht mehr anzutreffen. Doch unübersehbar hat die Fotomesse dabei nicht an Attraktion beim Publikum verloren. So hat das Fotografieren – oder ist es eher das flüchtige Bildermachen landläufig Knipsen genannt? – im Zeitalter von Internet und fotografierfähigen Telefonen, für die sich ‚Smartphone‘ als derzeitiger Begriff eingebürgert hat, nichts an seiner Attraktion oder besser Popularität eingebüßt. Offenbar kommen Fotofreunde gut ohne die Dunkelkammer und den magischen Moment klar, in dem das Bild auf wundersame Weise auf dem belichteten Fotoapier bei diffusem Rotlicht in der Entwicklerschale sichtbar wird. An die Stelle von Fotopapier ist also das Display an der Kamerarückseite, am Smartphone, der Computerbildschirm oder der dynamische Multimediascreen getreten.
Die Digitalfotografie ist in den letzten 20 Jahren erwachsen geworden, steht in ihrer Leistungsfähigkeit dem Halogenidzeitalter nicht mehr nach. Mit der Digitalisierung ist eine noch größere Vermassung einhergegangen. Also noch mehr Fotoapparate, immer kleinere Fotogeräte und immer mehr Bilder. Die durchschnittliche Qualität des einzelnen Lichtbildes konnte dabei nicht mitkommen. Auch die ausgewählten veröffentlichten Bilder, die in Zeitungen gedruckten Fotos oder im Fernsehen gezeigten Filmbilder haben bei, trotz und wohl wegen all der Technik gelitten. So fällt es nach einem Tag Photokina schwer, begeistert von Neuem zu berichten. Wirklich neue Fotokameras gab es kaum zu sehen, wie zugleich bei einer Gerätevielfalt, die nach Hunderten zählt, kein Mensch mehr einen Überblick gewinnen kann.

Als Trend lässt sich festhalten, dass der Pixelwahn bei den Consumermodellen und Kompaktkameras keine Fortsetzung findet. Längst geht es um mehr Qualität bei den Massenmodellen. Ausdruck dafür sind die neuen spiegellosen Kompaktkameras mit Wechseloptiken. Kleiner und leichter als Spiegelreflexkameras und ausgestattet mit größerem Sensor als die Hosentaschenmodelle stehen diese neuen Kameramodelle von Panasonic/Lumix, Nikon und anderen Herstellern ihren großen Brüdern kaum noch nach. Es gibt also eine neue Klasse von Fotoapparaten.

Verschwunden sind dagegen weitgehend die Fachkameras und auch das Mittelformat ist mächtig unter Druck. So plant der renommierte Mittelformathersteller Hasselblad zukünftig kleine Kameras, wohl auch Kompaktmodelle, für die Konsumenten zu entwickeln und anzubieten.

Spätestens mit dieser Photokina hat es der traditionsreichste Kamera- und Objektivhersteller, die Firma Leica, geschafft und macht wieder Gewinne. Dies war in Köln unübersehbar gemacht. Leica belegte alleine komplett die Halle 1 auf der Kölnmesse. Darin war viel Platz für die Präsentation der Werke vieler Fotografen in Gestalt gleich mehrerer Fotoausstellungen. Dazu gab es das Übliche. Die Oberklasse mit der Leica S1 samt Weiterentwicklung, die Mittelklasse mit (noch) der M9. Dieser Klassiker als Messsucherkamera ist mittlerweile digital zu haben. Allerdings kommt der derzeitige Sensor nicht an die Leistungen der Objektive heran. So verweist selbst die Fachzeitschrift ‚Leica‘ auf das kommende Modell, worin (erst) ein angemessener und selbstentwickelter CMOS-Sensor mit 24 Megapixel Größe zum Einbau kommen wird.

Der neue Aufschwung und Erfolg von Leica gründet in der Zusammenarbeit mit Panasonic und dem darauf basierenden Angebot an Modellen für Amateure, also für den Massenmarkt. Dabei bietet Leica ausgewählte Cosumermodelle als nahezu identische Geräte an, die es (neben weiteren Kleinkameras) zugleich unter dem Produktnamen Lumix gibt. Auf der Messe konnten drei Modelle aus dem Jahr 2012 betrachtet werden. Als Kompaktkamera mit einem Riesenzoom von 24 mm bis 600 mm (Kleinbildäquivalent) ist zur Photokina  die Leica V-Lux 4 vorgestellt worden.
Davon ist der Redaktion von das Marburger. ein Modell zum ausführlichen Test avisiert worden.

Ein Besuch der Photokina konnte also enttäuschen, wenn Mensch mit naiven Erwartungen zu dieser Veranstaltung hingegangen ist. Das Niveau der angebotenen Geräte ist längst hoch. Neue Modelle von Nikon und Canon als führenden Herstellern leisten immer mehr. Doch inzwischen sind Folgemodelle nicht mehr revolutionär. Viele Interessierte sind über Fotozeitschriften und andere Medien und über leicht zugängliche Testberichte auf dem Laufenden.

Interessant wird sein zu beobachten, ob es in absehbarer Zeit eine Gegenentwicklung zur schieren Bilderflut – das Bild zeigt einen Fototeppich in der Umrißform von Deutschland während der Photokina auf dem Domplatz – geben wird. Der zutreffende Kernsatz, dass ‚ein Bild mehr als Tausend Worte sagt‘, enthält das Wort ein Bild. Es geht um das einzelne Foto, als Aufnahme, als Inszenierung und als Konzentrat. Wie auf der Photokina zu erleben, funktioniert noch der ‚Hype‘, strömen noch Hundertausende und machten die Fotomesse zum Massenereignis.  Zugleich gab es auf der Messe und in der gesamten Stadt zahlreiche wertige Fotoausstellungen zu sehen – als großes Forum für die Fotografie als Kunstgattung, die Lichtbildwerke hervorbringen kann. Fotografien von Hartwig Bambey

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