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Diakonieversammlung Marburg-Biedenkopf zum Thema Inklusion

Wolfgang Zöller (Lebenshilfewerk Marburg-Biedenkopf) diskutiert über Inklusion mit Jutta Brandhorst (Diakonisches Werk), links, Rita Henning-Hoffmann (Diakonisches Werk), Diakoniepfarrer Maik Dietrich-Gibhardt, Pfarrerin Annette Hestermann (Cölbe) und Siegfried Heppner (Landkreis Marburg-Biedenkopf). Foto Jürgen Jacob

Marburg 29.9.2012 (pm/red) Inklusion ist ein ureigenes Thema für Kirche und Diakonie. Es sei nicht von außen aufgenötigt, sondern eine Haltung, die sich aus dem biblischen Menschenbild ergebe: „Alle verschieden – alle gleich“. Das betonte Pfarrer Maik Dietrich-Gibhardt, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Diakonischer Dienste in Marburg-Biedenkopf auf der diesjährigen Diakonieversammlung. Thema der Versammlung war die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung, die in Deutschland seit 2009 gilt. Wie alle anderen auch sollen diese Menschen ein möglichst selbstbestimmtes Leben führen können, mit Zugängen zu allen wichtigen gesellschaftlichen und öffentlichen Bereichen und zu persönlicher Unterstützung ohne Barrieren.
Rita Henning-Hoffmann, Leiterin des Bereichs für Behindertenhilfe, Sozialpsychiatrie und Suchtfragen der Diakonie in Hessen, machte vor der Versammlung deutlich, dass Inklusion ein gesellschaftlicher Prozess sei, den die Träger der Behindertenhilfe nicht alleine schultern könnten. Sie forderte ein Zusammenwirken aller Akteure in einer Region. Ziel müsse die Entwicklung eines Gemeinwesens sein, das Menschen mit Behinderungen einbezieht und ihre Teilhabe fördert, was letztlich der ganzen Gemeinschaft zugute komme. Der Grundsatz „Nicht über uns ohne uns“ sei dabei für alle Beteiligten in den Mittelpunkt zu setzen. „In einer inklusiven Gesellschafft der Zukunft leben alle Menschen mit Verschiedenheiten selbstverständlich zusammen“ so Henning-Hoffmann. Und es sei wohl noch ein langer Weg dorthin, nur müsse jeder bei sich selber anfangen.

Wolfgang Zöller, Vorstandssprecher des Lebenshilfewerkes Marburg-Biedenkopf, wies auf die Verantwortung der Politik hin, gute Rahmenbedingungen für die Umsetzung der Inklusion zu schaffen. Er warnte davor, Inklusion als Argument für die Abschaffung von Werkstätten für Behinderte zu missbrauchen. Dass der Umbau der Strukturen in der Lebenshilfe bereits begonnen habe, betonte Zöllers Vorstandskollege Lothar Schneider: Viele Bewohner seien in das ambulante Betreute Wohnen in der Mitte von Stadtteilen und Ortschaften umgezogen, was ihre Selbständigkeit und ihre Teilhabechancen verbessere. Pfarrerin Annette Hestermann aus Cölbe begrüßte die geplante Inklusions-Handreichung der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck für die Kirchengemeinden. Sie wies aber darauf hin, dass es angesichts vieler unterschiedlicher Behinderungen keine Patentrezepte geben könne und dass Pfarrerinnen und Pfarrer Unterstützung bei der Umsetzung inklusiver Angebote benötigten.

Für den Landkreis Marburg-Biedenkopf berichtete Siegfried Heppner vom Fachbereich Familie, Jugend und Soziales, dass ein kommunaler Aktionsplan zur Inklusion zunächst auf der Ebene der Kreisverwaltung in Vorbereitung sei. Aus den Reihen der Teilnehmenden an der Diakonieversammlung wurde auf die problematische Wohnraumsituation für behinderte Menschen in Marburg hingewiesen und angemahnt, bei der Erstellung von Aktionsplänen und der Umsetzung inklusiver Angebote grundsätzlich die Betroffenen mit einzubeziehen.

Vor der Beschäftigung mit dem Thema Inklusion wählte die Mitgliederversammlung der Arbeitsgemeinschaft Diakonische Dienste einen neuen Vorstand. Neugewählt wurden: Ernst Boltner (Altenhilfe Wetter), Maik Dietrich-Gibhardt (Diakonisches Werk Oberhessen), Michael Kessler (BI Sozialpsychiatrie e.V.), Helmut Kretz (Diakonisches Werk Biedenkopf-Gladenbach), Hans-Werner Künkel (St. Elisabeth-Verein e.V.), Wolfgang Zöller (Lebenshilfewerk Marburg-Biedenkopf e.V.) Pfarrer Axel Henß, Gladenbach-Weidenhausen,  vertritt das Evangelische Dekanat Gladenbach als ständiger Gast.

Arbeitsgemeinschaft Diakonischer Dienste Marburg-Biedenkopf
Die „Arbeitsgemeinschaft Diakonischer Dienste (AGDD) im Landkreis Marburg-Biedenkopf“ organisiert die  Förderung des diakonischen Engagements, die Abstimmung gemeinsamer Positionen und die Zusammenarbeit mit den übrigen Vertretern der Freien Wohlfahrtspflege im Landkreis. In ihr sind rund 25 in der Region tätige Einrichtungen im Diakonischen Werk in Kurhessen-Waldeck e.V. und im Diakonischen Werk in Hessen und Nassau e.V. zusammengeschlossen, die eine Vielfalt von sozialen Einrichtungen und Angeboten verantworten. Einmal pro Jahr beschäftigen sich die Mitglieder sowie Vertreterinnen und Vertreter von Kirchenkreisen und Kirchengemeinden auf einer Diakonieversammlung mit aktuellen sozialen Entwicklungen und diakoniepolitischen Themen.

Hintergrund: Inklusion
Die Forderung nach Sozialer Inklusion ist verwirklicht, wenn jeder Mensch in seiner Individualität von der Gesellschaft akzeptiert wird und die Möglichkeit hat, in vollem Umfang an ihr teilzuhaben oder teilzunehmen. Unterschiede und Abweichungen werden im Rahmen der sozialen Inklusion bewusst wahrgenommen, aber in ihrer Bedeutung eingeschränkt oder gar aufgehoben. Ihr Vorhandensein wird von der Gesellschaft weder in Frage gestellt noch als Besonderheit gesehen. Das Recht zur Teilhabe wird sozialethisch begründet und bezieht sich auf sämtliche Lebensbereiche, in denen sich alle barrierefrei bewegen können sollen.
Inklusion beschreibt dabei die Gleichwertigkeit eines Individuums, ohne dass dabei Normalität vorausgesetzt wird. Normal ist vielmehr die Vielfalt, das Vorhandensein von Unterschieden. Die einzelne Person ist nicht mehr gezwungen, nicht erreichbare Normen zu erfüllen, vielmehr ist es die Gesellschaft, die Strukturen schafft, in denen sich Personen mit Besonderheiten einbringen und auf die ihnen eigene Art wertvolle Leistungen erbringen können. …(Quelle: Wikipedia.de)

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