Halitplatz in Kassel eingeweiht
Marburg 2.10.2012 (pm/red) Zum Gedenken an an Halit Yozgat als Opfer der Mordserie der rechtsextremen Terrorzelle NSU wurde in Kassel am Montag der Halitplatz eingeweiht. Der Platz soll an Halit Yozgat und dessen Ermordung 6. April 2006 in seinem Internetcafé nahe des Platzes erinnern. Die Inschrift eines Gedenksteines auf dem Platz ist mit den anderen betroffenen Städten – Dortmund, Hamburg, Heilbronn, München, Nürnberg und Rostock – abgestimmt. Nach der ebenfalls durch das Trio in Heilbronn ermordeten Polizistin Michèle Kiesewetter, ist Halit Yozgat aber erst das zweite Opfer, dem durch eine Gedenktafel gedacht wird.
Marjana Schott, Kasseler Angeordnete der Fraktion DIE LINKE im Hessischen Landtag, erklärt zur Einweihung des Platzes: „Dem Vater des NSU-Mordopfers ist nur zuzustimmen, wenn er fordert, dass die Politik endlich alles tun muss, um die Hintergrunde der Morde aufzuklären. Davon kann mit Blick auf das eklatante Versagen der Sicherheitsbehörden und das Verhalten der Bouffier-Regierung leider keine Rede sein. In der Vergangenheit ist die Gefahr, die durch Neonazis ausgeht, immer wieder heruntergespielt oder abgestritten worden. Damit muss endlich Schluss sein.“
Es genüge auch keinesfalls, so Schott, wenn sich Vertreter der Landesregierung bei derartigen Anlässen, wie der heutigen Einweihung des Halit-Platzes, verbal zur Aufklärung verpflichteten. Denn die Beschimpfungen von Vertretern der Oppositionsparteien – z.B. in Ausschüssen des Hessischen Landtags – weil diese kritische Nachfragen zu den Hintergründen und Details der NSU-Mordserie erfahren wollten, oder das Mauern bei bestimmten Fragen, spreche eine andere Sprache.
Der innenpolitische Sprecher der GRÜNEN, Jürgen Frömmrich, erklärt dazu: „Die Stadt Kassel setzt mit der Benennung des Platzes und dem zugehörigen Gedenkstein ein wichtiges Zeichen gegen das Vergessen. Die Ermordung Halit Yozgats durch ein verblendetes Terrortrio, hat bei uns allen und ganz besonders seinen Angehörigen, tiefe Wunden hinterlassen. Es ist wichtig ihm, aber auch den weiteren neun durch den sogenannten NSU ermordeten Opfern würdig zu gedenken.“
Aus Sicht der GRÜNEN wäre begrüßenswert, wenn sich auch die anderen Städte dazu bereiterklären würden, die Opfer des NSU-Terrors angemessen zu würdigen. Es sei für die Angehörigen schon schwer erträglich, dass es bei der Aufklärung der beispiellosen Verbrechen immer wieder zu nicht nachvollziehbaren Verzögerungen gekommen ist. Der Aufklärungsprozess müsse jetzt intensiv fortgesetzt werden, aber auch das Gedenken müsss auf eine angemessene und würdige Art und Weise gestaltet werden.
Die innenpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion Nancy Faeser hat bei der gestrigen Einweihung des Halit-Platzes in Kassel den Ort als „Mahnmal gegen Fremdenfeindlichkeit“ bezeichnet. „Nicht nur die furchtbare Tat vom 6. April 2006, auch die Tatsache, dass die tatsächlichen Umstände so lange im Dunkeln bleiben konnten, muss uns alle wachrütteln. Es ist bis heute unerklärlich, dass der Kasseler Mord so lange unaufgeklärt bleiben konnte. Unser Mitgefühl gilt vor allem der Familie des Opfers. Tief berührt hat heute die Rede seines Vaters“, sagte die SPD-Politikerin am Montag in Kassel.
„So etwas darf nie wieder geschehen. Der Mord muss uns alle mahnen, uns noch stärker dafür einzusetzen, dass Vorurteile gegen Migranten in jeder Form überwunden werden“, so Faeser. Sie rief dazu auf, künftig mit wachem, unverstelltem Blick Straftaten im türkischen und muslimischen Umfeld nachzugegehen. „Die ausländerfeindlichen Morde der Zwickauer Zelle haben uns exemplarisch die Schwächen unseres eigenen Systems aufgezeigt.“