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Tegut-Übernahme durch Migros – Forderung nach Beschäftigungssicherung

Ein gründlich verhageltes und nur verhalten gepriesenes Jubiläum ’65 Jahre Tegut‘ erleben Beschäftigte und Kunden in Gestalt der runden Jubiläumszahl 65 in den Märkten. Feierstimmung mag nicht aufkommen, wenn ein über Jahrzehnte gewachsenes leistungsfähiges Einzelhandelsunternehmen verkauft werden muss. Foto und Montage Hartwig Bambey

Marburg 13.10.2012 (pm/red) Jetzt ist es raus. Das größte Schweizer Detailhandelsunternehmen Migros (Jahresumsatz 20 Milliarden) übernimmt die deutsche Lebensmittelkette Tegut. Die rund 1 Milliarde Euro Jahresumsatz mit rund 300 Supermärkten in Hessen, Thüringen und Nordbayern haben bei Tegut nicht mehr getragen. Hinzu gekommen sein sollen Managementfehler. Der Trend zur Konzentration im Einzelhandel trifft also jetzt das gepriesene Mittelstandsunternehmen aus Fulda. Vorbei die Zeit des Vorzeigemanagers Theo Gutberlet. Marburg hatte die Krise von Tegut längst zu spüren bekommen. Die Pläne zum Ausbau des Marktes am Ortsrand von Cappel wurden auf Eis gelegt. Da werden sie zunächst wohl auch weiter liegen bleiben. Wie der Betriebsratsvorsitzende von Tegut, zuständig für über 6.000 Beschäftigte, mitteilte, solle sich an den Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter nichts ändern. 

Für Tegut in Cappel war ein Neubau bereits seits längerem verschoben worden. Nach dem Notverkauf von Tegut an den Schweizer Marktführer Migros ist klar geworden warum. Foto Hartwig Bambey

Das hält die Gewerkschaften Unia aus der Schweiz und und ihre deutsche Schwesterorganisation ver.di nicht davon ab zu verlangen, dass die Migros die bestehenden Flächentarifverträge als Gesamtarbeitsverträge in Deutschland respektiert und die Arbeitsplätze in den 300 bestehenden Tegut-Filialen erhält. Die von der Migros angekündigte „Expansionsstrategie“ dürfe weder in Deutschland noch in den Schweizer Grenzregionen zu einem Stellenabbau führen. „Die Stimmung in der Tegut-Belegschaft ist angespannt“, sagt die in Hessen zuständige ver.di-Gewerkschaftssekretärin Erika Preuss dazu. Die Migros müsse jetzt die betroffenen Beschäftigten und ihre Gewerkschaften rasch und transparent informieren.

Migros muss Verträge, Löhne und Arbeitsbedingungen respektieren
Ver.di und Unia verlangen, dass die Migros die bestehenden Arbeitsplätze und Arbeitsbedingungen der 6.300 Tegut-Beschäftigten respektiert. Tegut untersteht den Flächentarifverträgen des Einzelhandels, welche gute Mindestlöhne und weitere Mindestarbeitsbedingungen garantieren», so Erika Preuss. Die Migros müsse diesen Verträgen raschestmöglich beitreten. „ver.di verlangt, dass die Migros den Tegut-Beschäftigten und ihrer Gewerkschaft ver.di eine entsprechende Zusicherung macht.“
Auch Unia-Geschäftsleitungsmitglied Vania Alleva verlangt von der Migros die Respektierung der in Deutschland bestehenden Flächentarifverträge und der darin festgelegten Löhne und Arbeitsbedingungen. „Darüber hinaus muss die Migros endlich auch in der Schweiz für einen allgemeinverbindlichen Branchenvertrag im Detailhandel eintreten, welcher die Beschäftigten in dieser Branche wirksam vor Dumpinglöhnen schützt und den brutalen Wettbewerb durch die Billig-Discounter eingrenzt.“

Migros verkündet, sie wolle mit Tegut vor allem im süddeutschen Raum wachsen. Für ver.di und Unia ist klar, dass eine Expansion nicht auf Kosten der bisherigen Beschäftigen stattfinden darf. Die bestehenden Tegut-Arbeitsplätze in Hessen, Thüringen und Nordbayern müssen gesichert werden. So werden also die Kunden von Tegut ebenso wie die Beschäftigten abwarten und beobachten, was der Verlust eines leistungsfähigen Mittelstandsbetriebes für Folgen haben wird oder nicht.

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