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Zukunft Botanischer Garten: „Ich hoffe weiter auf positive Einigung zwischen Universität, Stadt, Landkreis und Hessischer Landesregierung“

Marburg 19.11.2012 (yb) Der Botanischen Garten auf den Lahnbergen hat einen Freundeskreis. In dieser Vereinigung haben sich Personen ehrenamtlich zusammen getan, um zu informieren, Angebote zu verwirklichen und materielle Unterstützung zu leisten. In guter Zusammenarbeit mit den Beschäftigten und dem Leitungsteam ist es über beharrliche jahrelange Arbeit gelungen, breite Kreise der Bevölkerung aus der Stadt Marburg und aus der Region für die zahlreichen Angebote dieser großen Einrichtung zu interessieren. In Verbindung mit regelmäßigen kleineren Veranstaltungen, wie Vorträgen und thematischen ebenso wie saisonalen Führungen, und unterlegt mit Großveranstaltungen ist eine enormes Interesse und ein beachtlicher Publikumszustrom entstanden. So machen sich im Jahreslauf etwa 100.000 Menschen auf den Weg zu den Lahnbergen, um den Garten, Veranstaltungen und Angebote zu besuchen. Zum Vergleich: Das mit Recht vielgepriesene ‚Mathematikum’ in Gießen als äußerst erfolgreiche Institution zur Volksbildung und Nachwuchsgewinnung kann jetzt rund 160.000 Besucher im Jahr vorweisen.

Zugleich muss festgestellt werden, dass das Wissen um das Portfolio des Botanischen Garten, seine Vernetzungen und Leistungen für Institutionen und Behörden, und das Bewusstsein in der Öffentlichkeit nicht mit der Praxis und den vielen Leistungsmerkmalen mithalten. Dies gilt selbst für Verantwortliche der Philipps-Universität und offenbar eklatant mehr noch für Ministerien des Landes Hessen und die dort Zuständigen. Über Hintergründe und Zusammenhänge hat die Redaktion ein Gespräch mit Elisabeth Bohl vom Freundeskreis geführt.

Wie lange gibt es den Freundeskreis Botanischer Garten und was macht diese Vereinigung?
Elisabeth Bohl: Den Freundeskreis haben wir im Herbst 2004 gegründet. Er hat sich zur Aufgabe gemacht durch verschiedene Aktivitäten den Garten bekannter zu machen und mit Spendengeldern die Arbeit des Gartens zu unterstützen.

Dazu bieten wir monatlich einen Vortrag oder eine Führung an. Im Juni finden jeden Sonntag Benefizkonzerte statt, die von vielen Orchestern unentgeltlich bestritten werden. Außerdem gibt es einen Pflanzenflohmarkt und das große Herbstfest mit Kürbisschnitzen, Basteln und Fackelumzug als Veranstaltungen des Freundeskreis, zuletzt am 28. Oktober wieder mit viel Publikumszuspruch.

Was fördern Sie aktuell für den Botanischen Garten?
Elisabeth Bohl: Mit einer Spende der Sparkasse Marburg-Biedenkopf können wir die ‚Grüne Schule’ weiter ausbauen. Außerdem finanzieren wir Anschaffungen des Gartens für die Pflege der Orchideen. Des Weiteren sparen wir Geld an, um den Eingangsbereich des Gartens neu zu gestalten. Schon lange ist in Planung im Eingangsbereich ein Informationszentrum zu bauen.
Wie schätzen sie die Zukunftsaussichten für diese große Einrichtung ein?
Elisabeth Bohl: Ich hoffe weiter auf eine positive Einigung zwischen der Universität, der Stadt, dem Landkreis und der Hessischen Landesregierung, damit der wirklich bedeutende ‚Marburger Botanische Garten‘ eine Zukunft mit Perspektive und Entwicklungsmöglichkeiten haben kann.

Herbstmarkt im Botanischen Garten im Jahr 2010. Alle Fotos Hartwig Bambey

Wo liegen derzeit nach Ihrer Meinung die Probleme?
Elisabeth Bohl: Es sollen Kosten eingespart werden durch Personalabbau, und dies betrifft vor allem Planstellen für Mitarbeiter. Diese sollen auf andere Stellen versetzt werden. Aber damit würden sie den Haushalt der Universität weiter belasten, eben nur nicht mehr im Etat des Botanischen Gartens.
Die Gewächshäuser müssten energetisch saniert werden, um auf Dauer Energie einzusparen und damit die Kosten zu senken. Diese Investition wird derzeit gescheut. Für diese überfällige Maßnahme sieht sich der Freundeskreis aber nicht in der Lage ausreichend Spendengelder zu einzuwerben. Denn die Kosten belaufen sich auf etwa 1 Million Euro.

Kann man den Botanischen Garten verkleinern, um damit Kosten einzusparen?
Elisabeth Bohl: Den Garten zu verkleinern bringt keine signifikante Einsparung, da die Hauptunkosten die Personalkosten und die Energiekosten sind. Die Personalkosten können nicht noch weiter reduziert werden, da die Mitarbeiter zugleich auch für die Aussenanlagen der sonstigen Universitätsgebäude verantwortlich sind. Das wird zwar berechnet, aber wie? (Sollen sie doch mal einen anderen Auftragnehmer fragen!)
Welche Bestandteile und Merkmale des Botanischen Gartens halten sie für unerlässlich für eine funktionierende Arbeit und Zukunft des botanischen Gartens?
Elisabeth Bohl: Der Garten sollte unbedingt als Ganzes erhalten bleiben. Es geht dabei um einen eingespielten Apparat mit vielen hoch motivierten Mitarbeitern für die wertvollen besonderen Sammlungen an Pflanzen, die fast alle keine Nachzüchtungen sind, sondern aus Wildvorkommen stammen. Das ist wichtig für die Genpoolstellung des Gartens, die sehr hoch ist. Auserdem hat jetzt die Zusammenarbeit der Universitäten von Marburg und Gießen die Biodiversität mit in ihr Programm aufgenommen. Da gehört der ungeschmälerte ‚Botanische Garten der Philipps-Universität‘ unbedingt dazu.

Wir haben in Zusammenarbeit mit dem Botanischen Garten eine hohe Akzeptanz und Attraktivität in der Öffentlichkeit aufgebaut und damit eine weitreichende Grundlage geschaffen, um die Bevölkerung für Umweltfragen zu interessieren und über Biodiversität zu informieren.  Ohne die besonderen Angebote zur Veranschaulichung im Tropenhaus, im Kanarenhaus und in Außenbereichen, wie dem Alpinum, wäre das bei Weitem nicht zu leisten.

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