Pharmaziegeschichte als Forschungsgegenstand – Prof. Dr. Christoph Friedrich präsentiert 22 Apotheker-Biografien
Marburg 2.12.2012 (yb) Es ist nicht unbedingt Allgemeinwissen, dass der Fachbereich Pharmazie der Philipps-Universität einer der größten Studienorte für das Fach in Deutschland ist. Für die Lehre der mehr als 900 Pharmaziestudierenden in Marburg sind neben Lehrbeauftragten grundständig 16 ordentliche Hochschullehrer berufen. Unter den Professoren finden sich alleine drei mit in der DDR beginnenden beruflichen Biografie. So wurde im Jahr 2000 von der Universität Greifswald Prof. Dr. Christoph Friedrich nach Marburg berufen und ist seitdem Hochschullehrer am traditionsreichen Marburger Fachbereich Pharmazie. Tradition und Geschichte der Pharmazie ist nun genau das Arbeitsfeld dieses Professors, der etwa auf Johannes Hartmann (1568-1631) zurückblicken kann, als im Jahr 1609 auf den Lehrstuhl für ‚Chymiatrie‘ nach Marburg berufenen Professor.
In der Zeit von Johannes Hartmann am Anfang des 17. Jahrhunderts wurde dieses Fach als eine pharmazeutisch-medizinisch orientierte Chemie aufgebaut. Nun ist historische Orientierung nicht etwa die besondere Marotte von Prof. Friedrich. Vielmehr wirkt er – als Diplompharmazeut und Diplomhistoriker seine Karriere in der DDR beginnend – als ordentlicher Professor (C4) und Geschäftsführender Direktor des ‚Institut für Geschichte der Pharmazie‘. Forschung, Lehre und Publikation zur Pharmaziegeschichte sind also Profession von Christoph Friedrich. Dass diese Profession des Professors zugleich seine Passion – ganz und gar im Sinne von Leidenschaft – ist, konnte in der vergangenen Woche einmal mehr einem größeren Publikum bewußt werden. Friedrich hatte zur Buchvorstellung geladen und zahlreiche Beteiligte und Gäste folgten dieser Einladung am Mittwoch in das am Roten Graben auf halber Strecke zwischen Landgrafenschloss und Elisabethkirche gelegene in Deutschland einzigartige Institut zur Pharmaziegeschichte.
„Das 1965 in Marburg gegründete Institut für Geschichte der Pharmazie blieb bisher das einzige seiner Art in Deutschland und bestimmte das internationale Niveau auf dem Gebiet der Pharmaziehistoriographie.“ So kann es in der Selbstdarstellung des Instituts nachgelesen werden. Dass „internationales Niveau“ in Marburg gesetzt wird, hängt wesentlich mit der Arbeit und dem Einsatz von Prof. Friedrich nebst seinen Vorgängern und den heutigen MitarbeiterInnen im Institut zusammen.
Friedrich wurde gerade in den Hauptausschuss der ‚Historischen Kommission für Hessen‘ gewählt. Er ist seit dem Jahr 2004 Präsident der ‚Deutschen Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie‘. Schon 1999 wurde er in die ‚Académie Internationale d´Histoire des Pharmacie‘ aufgenommen.
Dass die Forschung in einem naturwissenschaftlichen Gebiet wie der Pharmaziegeschichte für Überraschungen auch in ganz anderen Bereichen gut sein kann, zeigt bereits ein flüchtiger Blick in das druckfrische neueste Werk von Friedrich. Schon der Titel ‚Forscher, Künstler, Unternehmer. Apothekerkarrieren aus vier Jahrhunderten‘ offenbart, dass der Berufsstand der Apotheker viel mehr als bloße ‚Pillendreher und Tinkturenmischer‘ hervorgebracht haben muss.
Das neue 180 Seiten umfassende Buch beschreibt unternehmerisch tätig gewordene Persönlichkeiten wie Carl Leverkus oder den Nahrungsmittelhersteller Henri Nestlé ebenso wie Apotheker, die in die Literaturgeschichte eingegangen sind. Als Namen stehen dafür der Dichter Georg Trakl und der Märchenerzähler Ludwig Bechstein. Ein lebendiges Bild der einzelnen Persönlichkeiten mit ihren prägenden Erlebnisse und besonderen Errungenschaften zeichnet das also zugleich biografische wie pharmaziegeschichtliche mit zahlreichen zeitgenössischen Abbildungen illustrierte Buch über bedeutende Pharmazeuten. Doch das ist eine andere und weitere Geschichte, die es als Rezension demnächst in das Marburger. zu lesen geben wird.
Christoph Friedrich: Forscher, Künstler, Unternehmer. Apothekerkarrieren aus vier Jahrhunderten
Govi Verlag 2012, 180 Seiten, gebunden, Ladenpreis 29,90 EUR, ISBN 978-3-7741-1210-0