Vortrag zum NSU-Terror – Das Narrativ von einer Pannenserie wird aufrecht erhalten
Marburg 11.12.2012 (pm/red) Im Rahmen der Ringvorlesung des Zentrums für Konfliktforschung wird am Montag, 17. Dezember, Dr. Sabine Schiffer (Erlangen) zum Thema ‚Die Medien und die Enthüllungen um den NSU-Terror in Deutschland‘ sprechen. Der sogenannte ‚Nationalsozialistische Untergrund‘ (NSU) konnte darum ein Jahrzehnt unterkannt morden, weil ein vorurteilsgeprägter Diskurs – in Behörden und Medien – von den relevanten Zusammenhängen abgelenkt hat. Während die Opfer kriminalisiert, ausgegrenzt und ridikulisiert wurden (Stichwort ‚Döner-Mord‘), blieben die Zusammenhänge um rassistische und rechtsradikale Hintergründe unausgeleuchtet. Seit dem Auffliegen der sogenannten Zwickauer Terrorzelle im November 2011
leisten unsere Medien einerseits gute Aufklärungsarbeit – an Skandalen von geschredderten Akten bis Pakten mit V-Leuten mangelt es nicht –, gleichzeitig wird das Narrativ von einer Pannenserie aufrecht erhalten.
Während inzwischen die Skandalmeldungen rarer werden, werden neue Strukturen zwischen Geheimdiensten und Polizeibehörden geschaffen, die medial ebenso kritisch begleitet werden müssen. Nach einer Rückschau über den medialen Umgang mit den sog. NSU-Morden, werden wir uns auch der aktuellen Berichterstattung analytisch widmen. Die Veranstaltung beginnt um 18.30 Uhr im Hörsaalgebäude in der Biegenstraße.