Frank Schult im Marburger Kunstverein – Expressive Malerei wird Elexier für das Leben
Marburg 21.12.2012 Nach einer ebenso anmutigen wie tiefgründigen Papierausstellung geht der Kunstverein kurz vor Ultimo noch einmal in die Vollen. Die weißen Wände zeigen Werke der Malerei von dem inzwischen in Nordeutschland lebenden Frank Schult. Es braucht allemal die weiten Räume des Marburger Kunsttempels um der energiegeladenen dekonstruierend-aufbauenden Malweise und den anspruchsvollen Bildkompositionen von Frank Schult gemessenen Rückhalt und hinreichende Umgebung bieten zu können. Reizvoller und vielschichtiger wird die Exposition dieses Schüler der Leiziger Hochschule mit den Lehrern Willi Sitte und Bernhard Heisig in Gestalt präsentierter Plastiken des Künstlers, für die er Papier und Altmetall als Ausgangsmaterialien verarbeitet.
Es erwartet die Besucher ein drastisches und anspruchsvolles Werk. Zunächst einmal scheint Frank Schult mit expressiver Pinselführung und nachhaltigem Einsatz von Farbe in zur Auflösung strebenden Bildelementen und Formen verwirren zu wollen. Die Betrachtung ist Zartbesaiteten also nicht vorrangig zu empfehlen. Wer sich einlassen will und kann, wird dann aber schnell in die Bildwelt und Erzählweise hineingezogen.
In oftmals zunächst wüst und kakophonisch daherkommenden Bildkompositionen findet das Auge schnell Halt und eigenen Ausgangspunkt. Figuren, Figuratives und Gestalten bevölkern die fast immer raue Bildwelt – Fragen nach dem Einzelnen im Verhältnis zur strapazierenden, bei längerer Betrachtung sich öffnenden eigenwillig schönen Welt wollen in den Sinn kommen.
So öffnet sich bei den großformatigen Bildern Zugang und Tiefe, ja ein Anliegen oder Thema. Aus der Dekonstruktion und abstrakt-harrschen Spontanwirkung der Malerien von Schulte lassen sich Dimensionen und Interpretationen erschließen. Dieser Maler fühlt und hantiert aus sich selbst und ist weit davon entfernt auf Introspektion zu reduzieren.
Der Rundgang in dieser famosen Ausstellung kann immer gefälliger werden. Das Werk wird vertraut(er), Anliegen erschließen sich – ja so manches Bild wird sogar schön und gefällig. Das ist ein Phänomen, das Besucherin auf jeden Fall über sich ergehen lassen sollte.
Hingehen und hinsehen – es gibt ein wunderbares Kontrastprogramm und Angebot in Marburg für allzu grimmelige Weihnachtsergreifungen. Hartwig Bambey