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Gewerkschaftspolitischer Neujahrsempfang thematisiert Altersarmut

Logo DGB MittelhessenMarburg 7.2.2013 (pm/red) „Altersarmut war lange eine Randerscheinung. Mittlerweile ist jeder siebte Bürger davon betroffen“. Mit diesen Worten eröffnete Kreisvorsitzender Robert Wycislo den Neujahrsempfang des DGB Mittelhessen und verwies zugleich darauf, dass das Thema Altersarmut einen hohen Stellenwert für die Gewerkschaften haben müsse. Als Hauptreferent konnte Armutsforscher Gerd Bosbach von der Universität Koblenz gewonnen werden. Vor den rund 200 geladenen Gästen sprach Bosbach im Bürgerhaus Kleinlinden über die beschämenden Lebensbedingungen zahlreicher älterer Menschen und deren Ursachen.

„Wir reden hier über Altersarmut in einem reichen Land. Und diese Altersarmut ist nicht vom Himmel gefallen, sondern Folge von politischen Entscheidungen“. Schuld sei vor allem die Arbeitsmarktpolitik der letzten zehn Jahre gewesen. Sie habe sinkende Reallöhne und einen gewaltigen Niedriglohnsektor hervorgebracht. Dazu sei eine falsche Rentenpolitik gekommen. Mit der Riesterreform und der Aussetzung der jährlichen Rentenanpassung sei das Prinzip der Lebensstandardsicherung in der Rentenversicherung aufgegeben worden.

Die oft bemühte Demographie als Begründung für die Kürzungen der Rente hielt Bosbach für einen Mythos, weil die Produktivität in den letzten Jahren angestiegen sei. Das heißt: es wird mit weniger Arbeitnehmern mehr produziert. „Probieren Sie es bei ihrer nächsten Geburtstagsfeier aus: Laden Sie weniger Gäste ein und backen Sie einen Kuchen mehr als sonst. Und dann erklären Sie Ihren Gästen, sie sollten den Gürtel enger schnellen – das wird niemand verstehen“, fasste Bosbach diesen Widerspruch sehr anschaulich zusammen.

Zu Beginn der Veranstaltung hatte Stefan Sachs, 1. Bevollmächtigter der IG Metall in Mittelhessen auf die gerade für Gewerkschaften wichtige Diskussion hingewiesen: „Bleiben die Regeln zur Rentenberechnung und das Ausmaß an prekärer Beschäftigung, wird das Problem Altersarmut weiter wachsen. Gerade im Wahljahr 2013 ist es uns wichtig, diese Entwicklung, vor allem aber die unsägliche Rente mit 67 zu thematisieren“.

Im zweiten Teil der Veranstaltung wurde der langjährige Geschäftsführer des DGB Mittelhessen, Ernst Richter offiziell verabschiedet. Richter hatte den mittelhessischen Gewerkschaften seit 2001 vorgestanden. Zum Jahresende hatte er aus Altersgründen die Geschäfte an seinen Nachfolger Matthias Körner übergeben. „Ernst Richter war das Gesicht der Gewerkschaften in der Region. Er hat sie in der Öffentlichkeit repräsentiert und in Gremien und Bündnissen vertreten.

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