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Reallöhne in 2012 um 1,8 Prozent niedriger als im Jahr 2000

Entwicklung Loehne bis 2012Marburg 15.2.2013 (pm/red) Die Löhne im Jahr 2012 lagen, gemessen in realer Kaufkraft, immer noch unter dem Niveau der Jahrtausendwende und blieben deutlich zurück hinter den Gewinn- und Vermögenseinkommen der letzten Jahre. Das belegen neue Berechnungen des WSI-Tarifarchivs in der Hans-Böckler-Stiftung. Real, also nach Abzug der Preissteigerung, sind demnach die durchschnittlichen Bruttolöhne je Beschäftigtem in Deutschland zwischen 2000 und 2012 um rund 1,8 Prozent gesunken. Damit konnten die vergangenen drei Jahre, in denen die Löhne real um 1,2 Prozent, um 1 Prozent und 0,6 Prozent zugelegt haben, die erheblichen Verluste aus den Vorjahren noch nicht ausgleichen. Schwierige wirtschaftliche Rahmenbedingungen und die Deregulierung am Arbeitsmarkt hatten dazu beigetragen, dass sich die Arbeitseinkommen in den 2000er Jahren schwach entwickelten. So verstärkten die Hartz-Reformen den Druck auf die Verdienste. Der Niedriglohnsektor wuchs. Dabei lagen im Jahr 2009 die realen Bruttolöhne sogar um 4,6 Prozent niedriger als in 2000.

Stärker haben sich die Tariflöhne und -gehälter entwickelt. Sie waren 2012 real um 6,9 Prozent höher als im Jahr 2000. In den meisten Jahren dieses Zeitraums beobachteten die Experten des WSI-Tarifarchivs eine negative Lohndrift. Das heißt: Die Bruttoeinkommen, in die unter anderem auch die Löhne der nicht nach Tarif bezahlten Arbeitnehmer einfließen, blieben hinter den Tarifeinkommen zurück. „Das zeigt, dass das Tarifsystem in der vergangenen Dekade mehr denn je das Rückgrat der Lohnentwicklung in Deutschland war“, sagt Dr. Reinhard Bispinck, der Leiter des WSI-Tarifarchivs. Jedoch nahm die Prägekraft im gleichen Zeitraum ab, vor allem, weil die Tarifbindung sank und Unternehmen in wirtschaftlichen Schwierigkeiten tarifliche Öffnungsklauseln nutzten. Daher schlugen Steigerungen bei den Tariflöhnen nur zum Teil auf die Bruttoverdienste durch.

Entwicklung Gewinne und Arbeitnehmerentgelte bis 2012Die Einkommen aus Vermögen und Unternehmensgewinnen haben die Arbeitseinkommen seit der Jahrtausendwende deutlich hinter sich gelassen, zeigen die WSI-Berechnungen: Zwischen 2000 und 2012 legten sie nominal um rund 50 Prozent zu, trotz eines zwischenzeitlichen Einbruchs in der Wirtschaftskrise 2009. Die nominalen Arbeitnehmerentgelte wuchsen dagegen nur um knapp 24 Prozent. Zuletzt ist auch hier der Abstand etwas kleiner geworden: Die Löhne machten Boden gut, die Kapitaleinkommen leiden unter der momentanen Zinsschwäche. Gleichwohl bleibe die Schere noch weit geöffnet, und das sei schlecht für die Entwicklung in Deutschland und Europa, betont WSI-Experte Bispinck: „Wir sehen derzeit deutlich, wie wichtig eine solide Binnennachfrage für unsere wirtschaftliche Stabilität ist. Eine deutliche Stärkung der Massenkaufkraft durch höhere Löhne ist dafür unverzichtbar.“

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