Wachsende Investitionen aus Aufsteigerstaaten in Deutschland – BRIC in Germany
Marburg 8.3.2013 (pm/red) Dass Brasilien, Russland, Indien und China wachsende Wirtschaftsmächte sind, hat sich schon lange herumgesprochen. Die vier Länder, Staaten und Volkswirtschaften finden sich verbreitet als BRIC zusammengefasst und werden als wichtiger werdende Akteure im internationalen Geschäft wahrgenommen. Aus Abnehmerländern sind Handelspartner und inzwischen Investoren geworden. Geld, Kapital aus den Wirtschaftsräumen der BRIC-Staaten sucht Anlage und findet in Deutschland lohnende Anlagemöglichkeiten.
Eigentliche Akteure dabei sind meist Banken und Unternehmen – auf beiden Seiten – also in Deutschland Firmen und Aktienpakete. Informationen darüber kommen einzeln und bruchstückhaft (in die Öffentlichkeit). Zum Beispiel, wenn eine chinesische Bank Anteile an einer deutschen Firma erwerben will. Das soll geändert werden, mit Untersuchungen und Forschungen. Dafür wurde BRICINVEST aus der Taufe gehören und bezeichnet ein Forschungsprojekt zur wachsenden Bedeutung der ‚Aufsteigerstaaten‘ als Investoren in Germany: Blickwinkel Arbeitnehmer/innen und deren Betroffenheit und Interessen.
Ein Wissenschaftlerteam aus Marburg (Philipps-Universität) und Leipzig (Leibniz-Institut für Länderkunde) und einer Consultingfirma aus Essen (PCC) will solche Investitionen analysieren. Es geht um ◆ Ziele und Strategien ◆ Einstellung zur Mitbestimmungspraxis ◆ Genderaspekte und ◆ Rechte von ArbeitnehmerInnen, wird dazu mitgeteilt. Finanziert wird das auf zwei Jahre angelegte Projekt —>BRICINVEST von der Hans-Böckler-Stiftung, Förderbetrag 250.000 Euro, aus deren Forschungsförderungsschwerpunkt ‚Strukturwandel – Innovationen und Beschäftigung‘.
„In den vergangenen zwanzig Jahren hat ein quantitativer und qualitativer Wandel in Bezug auf Direktinvestitionen aus Staaten des ‚Globalen Südens‘ stattgefunden“, erläutert Geograf Dr. Martin Franz von der Philipps-Universität, „insbesondere aus Brasilien, Russland, Indien und China.“ Konzentrierten sich Unternehmen aus diesen Ländern in ihrem Investitionsverhalten in der Vergangenheit primär auf Länder der jeweils selben Weltregion, sei seit Jahren beobachtbar, dass vermehrt Industrieländer Ziel der Investitionen sind.
Deutschland verfüge für derartige Investitionen über wichtige Standortvorteile, erläutert Franz. Dazu zählen
- der technologische Entwicklungsstand
- die hohe Qualifikation der Belegschaften
- die Qualität von Hochschulen und Forschungsinstituten
- die Nähe zu Kunden im integrierten europäischen Wirtschaftsraum
- Rechtssicherheit
- die Marktgröße und potentielle Marktwachstumsdynamik
- die gut ausgebaute Verkehrsinfrastruktur
- die Existenz von etablierten Markennamen für die Vermarktung
Beteiligte Wissenschaftler planen, zunächst Ansprechpartner von einschlägigen Unternehmen telefonisch zu befragen, um wesentliche Merkmale von Direktinvestitionen aus den BRIC-Staaten zu erfassen. Anschließend sollen vierzig ausgewählte Unternehmen aus den BRIC-Staaten in Deutschland näher analysiert werden, indem die Forscher Interviews mit Geschäftsführern, Managern, Aufsichtsratsmitgliedern, Betriebsräten sowie mit GewerkschafterInnen führen.
„Durch die Aufarbeitung von Beispielen vorbildlicher arbeitnehmerorientierter Konfliktlösung trägt das Projekt darüber hinaus zur Unterstützung der betrieblichen Arbeit von Interessenvertretern bei“, erläutert Franz.
—>Projekt BRICINVEST online mit Basisinformationen, darunter das Projektteam