Zoff und Zeitlupe – Marktfrühschoppen und Hambacher Fest
Marburg 19.3.2013 (yb) Schon im Haupt- und Finanzausschauss und ganz und gar zur Abstimmung und Entscheidung in der Stadtverordnetenversammlung am Freitag sorgt noch einmal das Thema Marktfrühschoppen für kontroverse Debatten. Das erhellt alleine schon aus zwei sich widersprechenden Anträgen auf der Tagesordnung der Sitzung/en.
Der Marktfrühschoppen war Attraktion und politisches Ärgernis. Im vergangenen Jahr wurde nach kontroversen Debatten hinein in das Stadtparlament vom Oberbürgermeister die Genehmigung zur Veranstaltung nicht erteilt. Kernproblem dabei ist, dass in der Vergangenheit rechtslastige studentische Burschenschaften den ‚Marktfrühschoppen‘ – eine gewerblich betriebene Veranstaltung – als Bühne für gemeinsames Auftreten genutzt haben. Im Kontrast dazu sieht und präsentiert sich Marburg als eine gastfreundliche, weltoffene und tolerante Stadt.
Marktfrühschoppen in Marburg ja oder nein ?
Es lohnt im Vorhinein einen Blick in die vorliegenden Anträge zu werfen. Diese finden sich im Portal der Stadt Marburg (marburg.de). Darunter findet sich der Antrag der ‚Bürger für Marburg‘, der nachstehend (ohne Begründung) wiedergegeben wird:
Betreff: Antrag der Bürger für Marburg betr. Erhalt des Marktfrühschoppens
1. Der Magistrat genehmigt die Anmeldung des Marktfrühschoppen-Vereins für den diesjährigen Marktschoppen mit einer entsprechenden Sondergenehmigung für die Nutzung des Marktplatzes und wird dafür Sorge tragen, dass das Fest im Sinne seines eigentlichen Grundgedankens als Fest der Bürger für die Studenten durchgeführt werden kann.
2. Wie auch immer organisierten rechts- und linksextremen und weiteren Gruppierungen wird untersagt, den Marktfrühschoppen zur Werbung für sich und als Plattform für politische Agitation zu nutzen.
Frage/n der Redaktion: Gehört zur Werbung von „wie auch immer organisierten rechts- und linksextremen und weiteren Gruppierungen“ auch das Tragen einschlägiger Kleidungsstücke
- mit Kappen und Mützen oder von Abzeichen etc. ?
- oder von T-Shirts etc. mit Schriftaufdruck, Slogans, oder sonstigen textlichen oder grafischen Symbolen?
- Soll mit diesem Antrag (also) die Kleiderordnung bestimmt werden ?
- und in das Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit in der Öffentlichkeit eingegriffen werden?
Der frühere Marktfrühschoppen war eine öffentliche Veranstaltung auf dem Marktplatz, vor der Kulisse des Rathauses. Das Hambacher Fest war eine Veranstaltung vor der Kulisse des Hambacher Schlosses. Damals gehörten Studenten und Mitglieder von Burschenschaften zur Bewegung für Freiheit und Demokratie in Deutschland und finden sich abgebildet und illustriert. Das war einmal und hat sich erheblich gewandelt.
Dass mit dem Dachverband ‚Deutsche Burschenschaft‘ heute undemokratische, demokratiefeindliche und neonazistische Umtriebe in Verbindung stehen, zeigt die Zeitlupe auf. Sie erscheint vierteljährlich als ‚Marburger Informationen über rechte Strukturen und Ideologie‚. Die Nr. 2-2012 veröffentlichte Beiträge wie ◆ Deutsche Burschenschaft weiter auf Rechtskurs ◆ Antrag der Marburger Rheinfranken beim Burschentag ◆ Debatte um NSU erreicht Marburg.
->Wer sich informieren will, kann das tun. In der Zeitlupe findet sich manches.
->Beitrag über das Hambacher Schloss und Hambacher Fest, Gastbeitrag in das Marburger.