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Wertschätzung als Schlüssel zu neuen Perspektiven – Erfolgreiche Inklusion schwerbehinderter Menschen

Marburg 13.5.2013 (pm/red) Es kann jeden treffen: Bandscheibenvorfall, Schlaganfall, Hörsturz, Krebs oder Burnout. Egal, ob Akademiker, Handwerker oder Kaufmann, schnell kann es durch eingeschränkte Arbeitsfähigkeit zum Verlust des Arbeitsplatzes kommen. Mit einer vorliegenden Schwerbehinderung fällt der erneute berufliche Einstieg häufig schwerer. 19 Frauen und Männer haben sich auf Empfehlung von Boris Hoss, Fachvermittler für Menschen mit Behinderung, Agentur für Arbeit Marburg, in einem Qualifizierungsangebot zusammengefunden. Sie sind Teilnehmer/innen an einer „Berufspraktischen Weiterbildung (BPW) für Schwerbehinderte“ beim Bildungsträger Arbeit und Bildung e.V. Alle wollen einen Neustart in den Arbeitsmarkt wagen. Ihre Geschichten sind ergreifend, machen nachdenklich. Aber der Mut und der Wille, etwas Neues zu beginnen, sind wieder aufgeblüht.Der Tischler Alexander Koch arbeitete als Hausmeister. Bis er unmittelbar vor einer anstehenden Operation die Kündigung erhielt. Mit einem Grad der Behinderung von 60 Prozent sah der 51-Jährige seine Chance schwinden, eine neue Anstellung zu finden. Seit Anfang dieses Jahres ist er in der BPW für Schwerbehinderte. „Ich habe mich in meiner Situation immer nur im Kreis gedreht“, so Koch. „In der Gruppe von gleichermaßen Betroffenen war ich plötzlich nicht mehr allein. Viele gute Ideen, Anregungen, konkrete Hilfen und besonders die Wertschätzung, die ich durch die Kursleitung und die Gruppe erfuhr, ließen mich aufleben und wieder an mich glauben. Das war für mich das Wichtigste.“

Im Rahmen der BPW machte Alexander Koch Praktika in der Marburger Produktionsschule und der Bootswerft von Arbeit und Bildung e.V. Hier hat er sein Können unter Beweis gestellt. Im Rahmen des Praktikums wurde der Kontakt zu einer Marburger Gebäudebesitzerin hergestellt, wo Koch zur Probe arbeitete. Seine Arbeit überzeugte und er wurde eingestellt. „Ich arbeite nun wieder als Hausmeister, aber nur 30 Stunden. Damit bin sehr zufrieden“ sagt er mit einem strahlenden Lächeln.

Eine Teilnehmerin – sie verlor durch eine Erkrankung ihre Stelle als Apothekerin – war zunächst skeptisch. „Aber ich war überrascht über die gute Mischung aus Wissensvermittlung, den Praktika und der motivierenden Kraft der Gruppe“.

Laut Boris Hoss zeigt sich, dass es für Menschen mit Behinderung Arbeitsplätze in den verschiedensten Branchen gibt. „Man muss genau hinschauen, wo und wie diese Personen am richtigen Platz sind. Dann sind sie gute motivierte Mitarbeiter. Mitunter sind auch Vorbehalte von Arbeitgebern zu überwinden. Über betriebliche Praktika geht es am besten, das gibt den Menschen Sicherheit und den Arbeitgebern Gelegenheit, den potenziell neuen Mitarbeiter kennenzulernen“ sagt Hoss.

„Neben der Vermittlung von Schulungsinhalten wie EDV, Arbeitsrecht, Bewerbungscoaching und Konfliktmanagement, helfen wir den Menschen, neue Ideen zu entwickeln und sich auf ihre Fähigkeiten zu konzentrieren. Die Gruppe wirkt dabei unterstützend mit viel Einfühlungsvermögen und Humor“ so die Kursleiterinnen, Verena Weygand-Prölß, Monika Zahn und Magdolna Bezerédy. Sechs Teilnehmende aus der Gruppe wurden in sozialversicherungspflichtige Verhältnisse vermittelt. Ein Teilnehmer entschied sich für eine EDV Qualifizierung. Die BPW von Arbeit und Bildung e.V. war Ende April abgeschlossen.

Bei Interesse an weiteren Kursangeboten könne sich Interessierte an die Fachvermittlung der Marburger Arbeitsagentur wenden.
Kontakt: Boris Hoss, Telefon 06421 / 605-312 E-Mail: Marburg.Arbeitgeber@arbeitsagentur.de
Was ist eine Berufspraktische Weiterbildung (BPW) ?
Eine BPW ist ein von der Agentur für Arbeit gefördertes Weiterbildungsangebot. Es hilft arbeitsuchenden Personen, eine Arbeitsstelle zu finden. Wissen und Kompetenz in Theorie und Praxis werden gefördert. Das Lehrgangsziel ist die theoretische und fachpraktische Qualifizierung in Betrieben des ersten Arbeitsmarktes, die Förderung der beruflichen und betrieblichen Chancen und das Finden eines passenden Arbeitsplatzes.
Inhalte einer berufspraktischen Weiterbildung sind zum Beispiel:

  • Erarbeiten einer realistischen beruflichen Perspektiven unter Berücksichtigung der gesundheitlichen Einschränkung
  • Unterstützung der Berufsfindungsprozesse
  • Fundiertes Bewerbungstraining
  • Kennenlernen der eigenen Kompetenzen
  • Schulung, Beratung, Training beruflicher und berufsübergreifender
  • Schlüsselqualifikationen
  • Einführung oder Vertiefung in PC- und Internet
  • Abstimmung von gesundheitlichem Leistungsprofil und Arbeitsmarktanforderungen durch verschiedene Praktika
  • Erlernen, Auffrischen oder Ergänzen von betrieblichen und berufsfachlichen Kenntnissen, Fertigkeiten und Fähigkeiten
  • Theoretische Vorbereitung und Begleitung des Qualifizierungspraktikums durch Fachunterricht
  • Stellenakquise
  • Vermittlung neuer beruflicher Kenntnisse und Arbeitsmarktkontakte
  • Anbahnung von Kontakten zu Betrieben, Firmen und Arbeitgebern

 

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