Muss denn Bauen Sünde sein? – Thema beim Themenabend der IG MARSS am 6. Juni
Marburg 27.5.2013 (pm/red) Ein zu groß empfundenes Wohnhaus in der Höhlsgasse, ein überdimensioniertes und deplatziert wirkendes DVAG Verwaltungsgebäude in der Bahnhofstraße oder der Neubau des Sprachatlas am Pilgrimstein – Bauprojekte werden weiterhin in Marburg heftig in der Öffentlichkeit diskutiert und neue Bausünden entstehen. Vor drei Jahren stellten renommierte Architekturkritiker von der FAZ und ZEIT im 2.Themenabend der IG MARSS fest, dass es eine ‚moderne‘ Architektur in Marburg eigentlich nicht gäbe, stattdessen an zentralen Stellen wie Marburg Mitte und Erlenring lediglich gesichtslose Dutzendarchitektur zu finden sei.
Im Rahmen 4.Themenabend will die IG MARSS am 6.Juni ab 18.30 Uhr im Stadtverordnetensitzungssaal der Frage nachgehen, warum weiterhin Gebäude entstehen, an denen sich eine Mehrheit in der Marburger Bevölkerung stört. Es soll erörtert werden, ob es eine Verantwortung von Architekten und Bauherrn gegenüber dem Umfeld von Bauwerken und der Bevölkerung gibt. Es soll herausgefunden werden, welche Spannungsfelder es zwischen Wünschen der Bevölkerung, der Politik, Bauverwaltung und Bauherrschaft gibt. Schließlich soll diskutiert werden, welche Wege es geben könnte, „künftig stadt- und bevölkerungsfreundlicher zu bauen“, wie die Initiativgruppe Marburger Stadtbild und Stadtentwicklung formuliert.
Dabei sollen auch die Grenzen der positiven Einflussnahme durch bestehende Gesetze und politische Positionen aufgezeigt werden. Wie bei den vorhergehenden Themenabenden wird es zuerst Information durch zwei Vorträge geben, denen sich eine Podiumsdiskussion anschließt, die anschließend zu den BesucherInnen geöffnet wird. Bereits im Vorfeld kann sich ab sofort jedermann mit Fragen, Meinungen,Themenvorschlägen interaktiv auf der Webseite www.ig-marss.de beteiligen.
Dr. Martin Düchs, Architekt, Buchautor und Philosoph aus München, untersucht insbesondere die Tätigkeit des Architekten und allgemein die Gestaltung der gebauten Umwelt unter ethischen Gesichtspunkten. Was darf man bauen? Was darf man nicht bauen? Was sollte man bauen? Wie sollte man bauen? Welchen Beitrag kann Architektur zum ‚guten Leben‘ im ethischen Sinn leisten?
Mit Prof. Dr. Uwe Altrock, Architekt, nimmt erneut ein Wissenschaftler der Uni Kassel (Fachbereich Architektur, Stadt- und Landschaftsplanung, Fachgebiet Stadtumbau und Stadterneuerung) teil als Gastreferent. Er trägt vor, wie unterschiedlich und latent konfliktbehaftet Bauen und Stadtentwicklung im konkreten Einzelfall in der existierenden Stadt sein kann. Er will die unterschiedlichen und manchmal schwer unter einen Hut zu bekommenden Ansprüche an ein öffentlichkeitswirksames Bauwerk oder Ensemble in der Stadt aufzeigen. Außerdem geht es ihm um die sehr unterschiedlichen Einflussmöglichkeiten gesellschaftlicher Kräfte in einer Stadt auf die Entscheidungsprozesse zum Bauen.
Bei der von Prof. Dr. Ulrich Wagner moderierten Podiumsdiskussion gibt es weitere Teilnehmer: Für den Bereich des öffentlichen Bauens spricht Jürgen Rausch, leitender Baudirektor in Marburg. Den neuen Marburger Beirat für Stadtgestaltung repräsentiert dessen Vorsitzender, Architekt Holger Zimmer aus Wiesbaden. Der Journalist Hartwig Bambey setzt sich im Online-Magazin das Marburger. mit Fragen von Stadtbild und Stadtentwicklung auseinander. Für den Bereich privater Bauinvestoren soll noch ein Diskussionsteilnehmer benannt werden.
Themenabend der IG MARSS: 6.Juni – 18.30 Uhr im Sitzungssaal der Stadtverordneten, Barfüßerstraße