Bei Amazon in Leipzig und Bad Hersfeld wird erneut gestreikt – Forderung nach Tarifbindung und angemessener Bezahlung
Leipzig/Bad Hersfeld, Marburg 3.6. 2013 (pm/red) In der Auseinandersetzung um einen Tarifvertrag beim Internet-Versandhändler Amazon sei die Stimmung im Gewerkschaftslager gut, wird von ver.di Hessen informiert. Die ver.di-Verhandlungsführer Bernhard Schiederig für Hessen und Jörg Lauenroth-Mago für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen berichteten: „Die Beteiligung an den bisherigen Streiktagen war mehr als zufriedenstellend. Die Kolleginnen und Kollegen sind motiviert und haben die Kraft, diesen Weg weiter zu gehen.“
Deshalb ruft die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di die Beschäftigten an den Amazon-Standorten in Bad Hersfeld und Leipzig für Montag, 3. Juni 2013, zu einem erneuten Tagesstreik auf. Es ist für beide Standorte der dritte Streiktag. Er beginnt mit der Frühschicht ab 6.00 Uhr beziehungsweise ab 6.30 Uhr und endet mit dem Arbeitsende in der Spätschicht.
Der erste Streiktag war der 14. Mai 2013; in Leipzig wurde dann am 27. Mai 2013 und in Bad Hersfeld am 29. Mai 2013 zum zweiten Mal gestreikt. Morgen soll nun wieder eine zeitgleiche Arbeitsniederlegung stattfinden.
Maßgebliche Branche: Einzel- und Versandhandel
Die Geschäftsführung von Amazon lehnt es weiter ab, Tarifverhandlungen über den Abschluss von Anerkennungstarifverträgen für die Branche des Einzel- und Versandhandels aufzunehmen. Amazon bezeichnet sich selbst als den größten Onlinehändler. „Der Onlinehandel ist ein klassischer Ein-zel-/Versandhandel“, so die beiden Verhandlungsführer Lauenroth-Mago und Schiederig. Mit diesem dritten Streiktag will ver.di die Positionen der Arbeitnehmerseite unterstreichen. Urabstimmungen in Bad Hersfeld und Leipzig hatten über 97 Prozent Zustimmung zu Streiks zur Durchsetzung der Tarifbindung ergeben.
ver.di fordert von Amazon für Bad Hersfeld und Leipzig die Anwendung der tariflichen Regelungen, wie sie im Einzel- und Versandhandel üblich sind. Die Tarifbindung soll durch Abschluss eines Anerkennungstarifvertrages abgesichert werden. „Wir sind uns klar darüber, dass auch mit diesem dritten Streiktag der Verhandlungstisch noch nicht greifbar wird, aber darauf sind wir vorbereitet. Wir haben einen langen Atem und mit jedem Streiktag gewinnen wir mehr Sympathie bei den Beschäftigten“, so Schiederig und Lauenroth-Mago weiter.
3.300 Beschäftigte in Bad Hersfeld und 2.000 in Leipzig
„Es ist nicht akzeptabel, dass Amazon als der größte Online-Versandhändler keiner Tarifbindung unterliegt.“ In den bisher durchgeführten Sondierungsgesprächen hat es die Amazon-Geschäftsführung abgelehnt, mit ver.di Tarifverhandlungen aufzunehmen. ver.di will für die Beschäftigten von Amazon in Bad Hersfeld (rund 3.300 Beschäftigte, davon etwa 1.300 befristet Beschäftigte) und die Beschäftigten in Leipzig (rund 2.000 Beschäftigte, davon etwa 800 befristet Beschäftigte) unter anderem ein tarifliches Urlaubs- und Weihnachtsgeld, Nachtarbeitszuschläge, Sonn- und Feiertagszuschläge durchsetzen, wie sie in der Branche üblich sind, sowie eine tarifliche Bezahlung.
Geringere Bezahlung und keine Tarifbindung bei Amazon Deutschland
Bisher besteht an keinem der deutschen Amazon-Standorte eine Tarifbindung. Amazon bezahlt die Beschäftigten nach einem eigenen ‚Amazon-Vergütungssystem‘, das – je nach Standort – unterschiedlich ist. Allerdings liegt es deutlich unter dem Tarifentgelt, das für die Branche des Versandhandels in Sachsen beziehungsweise Hessen gilt. In Hessen beträgt der Einstiegslohn bei Amazon 9,83 Euro, nach Tarif müssten es 12,18 Euro sein. In Leipzig beträgt der Einstiegslohn aktuell 9,30 Euro, nach Versandhandelstarif müsste Amazon 10,66 Euro pro Stunde bezahlen.
„Die Beschäftigten bei Amazon leisten jeden Tag hervorragende Arbeit und das unter extrem hohem Leistungsdruck. Sie haben es verdient, dass ihre Arbeits- und Einkommensbedingungen endlich durch entsprechende Tarifverträge gesichert werden“, so Schiederig und Lauenroth-Mago.