Ist die Philipps-Unversität in der Gewinnzone? – Von Hochschulfinanzen, Hochschulbauten und Facility-Management
Marburg 5.6.2013 (yb) Pressegespräch am Montagmorgen 10 Uhr. Die Hessische Wissenschaftsministerin ist angesagt, dazu die Unipräsidentin und der Kanzler. Ernst & Young haben untersucht und berichterstattet. Die zugehörige gemeinsame Pressemitteilung zum Stelldichein im Alten Senatssaal der Universitätsverwaltung wurde, was durchaus üblich, um 9.59 Uhr per Mail versendet. Alles Roger also und gut besucht die Veranstaltung.
Die auf Papier verteilte gemeinsame Presseinformation unter Landeswappen und dem der Philipps-Univesität beginnt positiv. Verdächtig positiv. Denn das Problemjahr und Auslöser einer Beauftragung der Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young war 2011. Da gab es Alarm. Oder war es Alarmismus? Über 29 Millionen Defizit wurden vermeldet. Wenig später wurden einschränkend ‚Einmaleffekte‘ geltend gemacht. Das Defizit schrumpfte auf nur noch rund 7 Millionen Defizit. Wirtschaftsprüfer wurden bestellt und haben geliefert. Alles halb so wild, eigentlich sogar alles in Butter: Universität Marburg schreibt 2012 schwarze Zahlen gibt es als Überschrift zu lesen. Auslöser der externen Überprüfung war aber das Jahr 2011. Aus über sieben Millionen Defizit wurden – auf wundersame Weise – schwarze Zahlen gleich im Folgejahr.
So konnte nachdenklich machen und verdiente genaueres Hinsehen und Hinhören, was Ministerin und Präsidentin zusammen mit dem Kanzler im Angesicht versammelter Marburger Medienvertreter nebst Fotografen zu verlautbaren hatten. Den Auftakt machte Ministerin Kühne-Hörmann und wirkte dabei frisch und munter.
Die überraschend negativen Zahlen beim Haushaltabschluss 2011 hätten Veranlassung gegeben, so die Wissenschaftsministerin, die Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young zu beauftragen, um Klärungen bei den Zahlen zu bekommen. Fest stehe, dass das Controlling deutlicher Verbesserungen bedürfe, wobei Einmaleffekte zunächst einmal zu dem hohen zweistelligen Verlust von rund 29 Millionen Euro geführt hätten. Bei den verbleibenden 7,2 Mlionen Euro Verlust spiele der Bereich der Immobilien eine besondere Rolle. Anstehende Maßnahmen zur Konsolidierung der Finanzen der Philipps-Universität sollen eingeleitet werden, könnten jedoch nur längerfristig Wirkung zeigen. Die Untersuchung habe zudem Erkentnisse gebracht, die modellhaft für andere hessische Hochschulen von Interesse seien, meinte Kühne-Hörmann.
Unipräsidentin Krause artikulierte Dank an das Ministerium, besonders mit Blick auf den Immobilienbereich. Für das Jahr 2012 gebe es bereits schwarze Zahlen zu verbuchen. Es gebe zwar keine Verbesserung der haushaltsbezogenen Lage, jedoch habe es bei den Einnahmen Verbesserungen gegeben. Das Mittelverteilungssystem des Landes beinhalte zudem nachlaufende erst später einsetzende Wirkungen. Die Marburger Uni müsse sparen und mehr leisten. Wichtig sei wachsende Energieeffizienz, wofür der Neubau zweier Großprojekte (Chemie auf den Lahnbergen, Universitätsbibliothek / Campus Firmanei) mit jeweils mehr 100 Millionen Baukosten stehen würden.
Universität Marburg soll sparen und mehr leisten
Wie gleichermaßen gespart werden kann und mehr Leistungen erbracht werden können, wurde von der Präsident allerdings nicht erläutert. Von ihr kam der Hinweis und die Behauptung, dass die zahlreichen Teilbibliotheken allesamt nicht effizient seien, weshalb es die Großinvestition für eine neue zentrale Universitätsbibliothek am Alten Botanischen Garten geben würde. Mit deren Inbetriebnahme sei 2017 zu rechnen. Als Eingriff in die Haushaltshoheit der Philipps-Universität sei die erstellte Querschnittsanalyse nicht zu betrachten, meinte Krause.
Laut Präsidentin soll der Einkauf effizienter gestaltet werden. Effizienzgewinne erblicke man zum Beispiel bei Hardwareanschaffungen für das Rechenzentrum, dem zugleich, wie überhaupt der Hochschulverwaltung bestätigt wurde sich im Rahmen der üblichen Kosten der anderen Universitäten in Hessen zu bewegen.
„Insgesamt liegen die Ausgaben der Philipps-Universität für das Hochschulrechenzentrum und die Zentralverwaltung nicht über dem Durchschnitt der hessischen Universitäten.“
Mit diesen Worten findet sich in der gemeinsamen Pressemitteilung eine Feststellung. Das könnte und müsste die Frage veranlassen, wo denn nun eigentlich allgemeine und besondere Probleme bei der Haushaltsführung der Marburger Uni auszumachen sind? Darauf freilich ist man am Montagmorgen im Alten Senatssaal die Antworten schuldig geblieben.