Fünf Marburger Tugenden: Catharina Graepler beleuchtet Hintergründe und Restaurierung
Marburg 8.6.2012 (yb) Dass die fünf ‚Tugenden‘ – Barockstatuen von Meisterhand – nach Marburg zurückgekehrt, besser vielleicht wieder einen würdigen Standort an ihrem Ursprungs- und Bestimmungsort gefunden haben, ist berichtet. Ebenso wie strahlend schönes Wetter bereiteten zahlreiche die Einweihungsveranstaltung besuchende interessierte Bürgerinnen und Bürger den Sandfiguren auf hohen Postamenten einen würdigen Empfang.
Zu den zahlreichen Beteiligten an dem mehrjährigen Projekt zur Ermöglichung der ‚Rückkehr‘ gehört die Kunsthistorikerin Dr. Catharina Graepler. Sie war mit der Vorsitzenden des eigens zur Rückholung gegründeten Vereins ‚Barock in Marburg‘ Dr. Margret Lemberg grundlegend im Thema engagiert und forschend tätig.
Als nachlesbares Ergebnis dieser Forschungen hat die Kunsthistorikerin eine Broschüre mit dem Titel ‚Die Rückkehr der Tugenden nach‘ ediert und vorgelegt. Der umfangreich mit Zeichnungen und dokumentierenden Fotografien illustrierte kleine Band bringt Anschauung und Hintergrund in eine gelungene Aktion. Bei einleitenden Gedanken zu den ‚Tugenden‘ und ihrer Bedeutung verweist Graepler auf aktuelle Wertedebatte(n), verweist darauf „dass auch die inhaltlichen Aspekte der Tugendfiguren eine erstaunliche Aktualität aufweisen.“
Zunächst berichtet sie über den Auftraggeber Landkomptur und Ordenskardinal Damian Hugo von Schönborn (1676 – 1743). Aus dem erhaltene Schriftwechsel zwischen diesem Auftraggeber und dem ausführenden Bildhauer Johann Friedrich Sommer referiert sie Hintergründe und Eigenart der sehr präzisen und viele Wünsche und vorgaben enthaltenden Beauftragung. Grafische Vorbilder werden den geschaffen plastischen Werken gegenübergestellt.
Die Broschüre stellt dann nacheinander in Erläuterungen und Abbildungen die ‚Caritas‘ (Die Liebe),’Fides‘ (Der Glaube},’Spes‘ (Die Hoffnung), ‚Justitia‘ (Die Gerechtigkeit) und ‚Temperantia‘ (Die Mässigkeit) vor und erläutert die vollendete bildhauerische Umsetzung im schwierigen Material Sandstein.
Auch die wechselvolle (Standort-)Geschichte der fünf Tugenden wird skizziert, in der sie als Mitgift in Besitz der Familie von Knoblauch gelangten, und schließlich nach beinahe dreihundert Jahren von Hatzbach (bei Stadtallendorf) als Dauerleihgabe in die Stadt Marburg rückgeholt werden konnten.
Es gibt es viel zu sehen in der Broschüre bis hin zur sorgsamen Restaurierung der Originale, von denen Abgüsse für die Dauerleihgeber hergestellt worden sind. Neben der gelungenen Aktion samt würdiger Platzgestaltung zur Aufstellung und eröffnet die Autorin damit spannende Einblicke einer ungewöhnlichen Aktion und ständigen Exposition nahe der Elisabethkirche am (kleinen) Firmaneiplatz.
Catharina Graepler: Die Rückkehr der ‚Tugenden‘ nach Marburg Die Barockstatuen des Deutschen Ordens und ihre graphischen Vorbilder. 64 Seiten mit 54 vierfarbigen, teil großformatigen Abbildungen, Broschur 14,8 x 21 cm. Chronicon-Verlag 2013. ISBN 978-3-944213-00-2. Ladenpreis 7,90 Euro im Buchhandel