99 Prozent für Kirsten Fründt als SPD-Landratskandidatin – Unterbezirk demonstriert Geschlossenheit
Marburg 29.6.2013 (yb) Eine anfängliche Spannung mit peinlich exaktem Abarbeiten der Regularien auf dem SPD Unterbezirksparteitag im Bürgerhaus Weimar-Roth löste sich spätestens, als die Bewerberin für die Landratswahl am 22. September zur Vorstellungsrede an das Mikrofon trat. 120 stimmberechtige Delegierte (von 151 möglichen) waren an diesem Samstagmorgen erschienen, um klar Schiff zu machen mit der Kandidatin und für die Kandidatin. Das sollte gelingen. Und eine gewisse Unsicherheit bezüglich
einer theoretisch möglichen konkurrierenden Bewerbung war um 10.45 Uhr als späteste festgelegte Meldefrist vom Tisch. Als 120. Delegierten begrüßte das Präsidium einen Genossen aus Ebsdorfergrund, womit von dort, nach Aussagen zur Nichtteilnahme vor einigen Tagen, immerhin die Hälfte der Delegierten erschienen war. Keine Störung also von Bernd Schulz, Bürgermeister in Ebsdorfergrund, der Avancen als Landratskandidat der SPD gehegt hatte, sich jedoch in 2012 nicht einem offenen Nominierungsverfahren stellen wollte. Die Frage nach Schulz war erneut aufgekommen, als vor gut drei Wochen Michael Richter-Plettenberg seine Kandidatur überraschend zurückgezogen hatte. Sören Bartol als Unterbezirksvorsitzender hatte daraufhin Kirsten Fründt als Kandidatin vorgeschlagen und der Öffentlichkeit präsentiert. Hinter der SPD lagen also unruhige Wochen mit vielen Debatten. Zugleich wurde mehr und mehr Unterstützung für Kirsten Fründt formiert. Die Marburgerin war allabendlich von Ortsverein zu Ortsverein unterwegs gewesen, um sich vorzustellen. Das hat offenbar gefruchtet.
Mehr als das. Kirsten Fründt, seit drei Jahren SPD-Mitglied jedoch ohne kommunalpolitische Erfahrung, präsentierte sich selbstbewußt und sicher und keinesfalls als Notnagel. Die derzeitige Leiterin des Fachdienstes Sport der Stadt Marburg skizzierte ihren Werdegang mit Ausbildung und Berufstätigkeit als Gärtnerin, Studium der Agrarwissenschaften in Gießen und anschließender Tätgkeit als wissenschaftliche Projektmitarbeiterin. Seit 13 Jahren ist die aus Marburg-Ockerhausen stammende Kandidatin in der Stadtverwaltung Marburg berufstätig. Zunächst im Fachdienst Stadtgrün tätig, ist sie seit Jahresanfang Leiterin der Fachdienstes Sport. Die verheiratete Mutter von zwei Töchtern ist seit vielen Jahren ehrenamtlich im Sport engagiert.
Nicht vergessen wolle sie, sagte sie launig zu den Delegierten, dass sie bei ihrem Verein TSV Ockerhausen musikalisch dabei sei und Flöte spiele. „Zum Repertoire des Vereinsorchesters gehören auch Märsche“, ergänzte sie und fügte zur Freude ihrer versammelten ParteigenossInnen hinzu: „Ich verstehe es also durchaus auch den Marsch zu blasen“.
In ihrer Vorstellungsrede stellte sie ihren Willen zur Bürgerorientierung heraus. Neben regelmäßigen Online-Sprechstunden wolle sie Besuche und Termine vor Ort machen. Überhaupt sei eine Orientierung zu den Kommunen ganz wesentlich. Die Einrichtung eines repräsentativ zu besetzenden Meinungsbeirats stellte sie in Aussicht. Es gehe ihr um eine Rückübertragung von Aufgaben an die Kommunen, in Verbindung damit als Zielstellung die Senkung der Kreisumlage. Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements, Familienfreundlichkeit, Mobilität im ländlichen Raum waren weitere Stichworte. Sie präsentiere sich als „Landrätin mit frischen Ideen. Ich will das und ich kann das“. Der Beifall der Delegierten geriet vielversprechend.
Die Nominierungswahl war mit Stimmzetteln als geheime Wahl organisiert und bescherte einen abschließenden Moment der Spannung. Von den 120 Delegierten beteiligten sich 119 mit Stimmabgabe. 118 Stimmzettel für Kirsten Fründt als Landratskandidatin wurden gezählt, eine Gegenstimme. Das bedeutet, dass exakt 99,2 Prozent der Stimmen für sie abgegeben wurden. Die Stimmung im Bürgerhaus erreichte den Höhepunkt.
Ein sichtlich entspannter Sören Bartol als Unterbezirksvorsitzender und eine strahlende Bewerberin präsentierten sich Arm in Arm. Nicht eimal zwei Stunden hatte es gebraucht die Nominierung über die Bühne zu bringen.
Als beherrschte Akteurin ist die Bewerberin der SPD für die Landratswahl aufgetreten. Wenn sie das in den kommenden drei Monaten durchhält und zu den Wählerinnen und Wählern transportiert, sind Marian Zachow (CDU) und Karsten McGovern (GRÜNE) nicht schlecht beraten, wenn sie diese Kandidatin von der SPD ernst nehmen. Fotografien Hartwig Bambey © 2013