Hessens größtes Planetarium ab November 2024 wieder geöffnet

14.11.2024 (pm/red) Mit vielfältig intergalaktischen Programmen samt neuer Musikshow können Besucher in Hessens größtem Planetarium ab  1. November 2024 wieder zu fernen Galaxien reisen. Am 23. Oktober haben Wissenschaftsminister Timon Gremmels und Direktor Martin Eberle …

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Gewerkschaften in Mittelhessen besorgt über Situation im Einzelhandel

Marburg 29.7.2013 (pm/red) Arbeiten auf Abruf, Nacht- und Spätarbeit ohne Zuschläge und eine Herabstufung in die untersten Lohngruppen – all das könnte im Einzelhandel bald Wirklichkeit werden. Dazu wenden sich jetzt die Geschäftsführer mittelhessischer Gewerkschaften besorgt an die Öffentlichkeit. Sie fürchten ein Übergreifen auf andere Branchen. Hintergrund ist der seit Anfang des Jahres schwelende Konflikt zwischen dem Handelsverband Deutschland (HDE) und der Gewerkschaft ver.di. Die Arbeitgeber hatten den Manteltarifvertrag gekündigt mit dem Ziel, Zuschläge zu streichen, eine Niedriglohngruppe mit einem Stundenlohn von 8,20 Euro einzuführen und Arbeitszeiten zu flexibilisieren.

Ver.di-Geschäftsführerin Susanne Pitzer-Schild macht deutlich, dass insbesondere die Verlängerung der Ladenöffnungszeiten 2006 zu einer dramatischen Verschlechterung der Arbeitszeiten geführt hatte. „Die Kollegen mussten plötzlich bis 22 Uhr, teilweise sogar bis 24 Uhr, im Laden stehen und kamen oft erst mitten in der Nacht nach Hause. Der Tarifvertrag regelt für diese Arbeit Zuschläge: 20 Prozent gibt es zwischen 18.30 und 20 Uhr und 55 Prozent für Arbeiten nach 20 Uhr.“ Diese Zuschläge sollen nun gestrichen werden. Pitzer-Schild schätzt, dass einer Kollegin in Vollzeit dadurch etwa 300 Euro im Monat verloren gehen würden.

Auch für den 1. Bevollmächtigten der IG Metall, Stefan Sachs, ist das Vorgehen der Arbeitgeber im Einzelhandel inakzeptabel. „Unter dem Deckmantel der  Modernisierung sollen Personalkosten gespart werden. Doch eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen hat mit Modernisierung nichts zu tun.“ Sachs befürchtet zudem, dass die Arbeitgeber in anderen Branchen den Angriff auf den Tarifvertrag nachahmen könnten. „Zum Teil erleben wir das doch jetzt schon bei Werkverträgen, mit denen Tarife umgangen und Stundenlöhne auf ein Minimum gedrückt werden“, so Sachs.

Michael Schönhals von der Industriegewerkschaft Bergbau Chemie Energie (IG BCE) betont, dass ver.di in dieser Auseinandersetzung nicht allein stehen dürfe. Die Ortsgruppe Marburg hatte auf ihrer letzten Sitzung bereits eine Solidaritätserklärung verabschiedet. „Der Einzelhandel hat 2012 20 Milliarden Euro Gewinn gemacht. Die Eigentümer der großen Einzelhandelsketten gehören zu den reichsten Deutschen. Und die Beschäftigten sollen sich nun in die Tasche greifen lassen, damit das auch so bleibt“, sagt Schönhals und bekräftigt, dass das nicht hinnehmbar sei.

DGB-Geschäftsführer Matthias Körner begrüßte die Solidarisierung aus den Mitgliedsgewerkschaften. Letztlich dürfe man den Angriff auf die Tarifverträge nicht losgelöst von der Krise in Europa betrachten. „Wir erleben gegenwärtig in Südeuropa einen Umbau der Arbeitswelt nach neoliberaler Lesart. Tarifverträge wurden abgeschafft, Arbeitnehmerrechte eingedampft und Gewerkschaften geschwächt. In kurzer Zeit wurden tarifliche Standards zurückgefahren, für die jahrzehntelang gekämpft wurde. Mit der Aufkündigung des Manteltarifvertrags im Einzelhandel ist diese Politik auch in der Bundesrepublik angekommen. Deshalb müssen und werden wir uns gemeinsam dagegen stellen.“

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